Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
Vom Netzwerk:
gepflastert? Viermal? Fünfmal? Und du kannst etwas nicht erledigen, was du für mich tun sollst?«
    »Ich — ich will's versuchen«, sagte Norton.
    Sofort wurde Lines wieder freundlich.
    »Na also«, sagte er mit normaler Stimme. »Du bist doch ein vernünftiger Junge, was? Wenn du es ein bißchen geschickt anstellst, kriegst du das schon raus! Ich gebe dir fünfhundert extra, wenn du es bis heute abend sechs sdion weißt. Hier ist eine Anzahlung.«
    Norton streckte seine Hand schon aus, ehe Lines das Geld auch nur aus seiner Hosentasche zum Vorschein gebracht hatte. Bedächtig zählte der Gangsterchef einhundertfünfzig Dollar ab, besah sie sich'noch einmal, spuckte darauf und warf es Norton vor die Füße.
    »Los, Cop«, sagte er. »Heb's auf!«
    Ein paar Sekunden lang fraßen sich die Blicke der beiden Männer ineinander. Bander und Bulle, die einzigen der Bande, die im Keller zurückgeblieben waren, während die übrigen Mitglieder der Bande ihrem ›Geschäft‹ nachging, die Leute unter Druck zu halten. Bulle und Bander also starrten wie gebannt auf die beiden ungleichen Männer.
    »Los«, wiederholte Lines noch einmal, so leise, daß man es kaum verstehen konnte. »Heb das Geld auf, dreckiger Cop! Es gehört dir doch, Achtgroschenjunge!«
    Seine Absicht war eindeutig. Er wollte Norton demütigen, um ihn desto sicherer in die Hand zu bekommen. Aber der Polizist rührte sich nicht. Sein Blick flog über Lines hinweg zu dem blutbesudelten Mann, der gefesselt an dem Betonpfeiler stand und ab und zu röchelnd Luft holte.
    »Na?« fragte Lines.
    Seine Stimme verriet, daß er nicht mehr lange warten würde.
    »Bü… ück di… ch - - sch… o… on - - fei… eiger Hu… und…« gurgelte Klinger.
    Norton schluckte. Er sah zu Bander. Offene Schadenfreude stand in diesem feisten Gesicht. Zu Bulle. Der Gorilla grinste blöde.
    Ganz langsam ging Norton in die Knie. Er sammelte die Geldscheine ein. Sein Gesicht war kreidebleich. Als er den letzten Schein aufhob, stieß ihm Lines den Schuh so kräftig in den Rücken, daß Norton der Länge nach in den Keller schlug.
    Die drei Gangster lachten dröhnend. Nach kurzer Zeit verwandelte sich Lines' Lachen in ein satanisches Grinsen. Der Machtrausch funkelte in seinen Augen.
    »Hör zu, Cop!« sagte er. »Du wirst jetzt noch eine Kleinigkeit für mich erledigen. Verstanden?«
    Norton rappelte sich auf und klopfte den Staub von der Kleidung.
    »In Ordnung«, erwiderte er fast unhörbar. »Was?«
    »Wir haben da einen Kunden, der Schwierigkeiten macht mit dem Zahlen. Brown heißt der Kerl. Aber mit ihm selbst hast du nichts zu tun. Du gehst zur Frau, er ist tagsüber sowieso nicht da. Du sagst ihr, daß sie seit zwei Monaten mit der Miete im Rückstand ist. Ich, Lines, der Besitzer des Hauses, hätte dir mal so nebenher erzählt, daß ich sie auf die Straße setzen würde, wenn sie den Zaster nicht bis Freitagmittag gebracht hätten. Das wolltest du ihr nur sagen, damit sie Bescheid weiß. Aus lauter Menschenfreundlichkeit. Kapiert?«
    Norton schluckte. Er nickte stumm.
    »Und sag ihr auch«, fuhr Lines mit hönischem Grinsen fort, »daß sich das nicht nur auf die Miete bezieht.«
    »Sondern?« fragte Norton.
    »Sondern auch auf das Geld, das sie als Schutzgebühr bezahlen müssen.«
    »Schutzgebühr?«
    »Mensch, bist du blöd oder tust du nur so? Jawohl, wir kassieren im ganzen Viertel Schutzgebühren.«
    »Und wofür?«
    »Himmel, du bist doch sonst nicht so ein Idiot! Dafür, daß wir den Leuten nicht jede Woche einmal das Fell gerben müssen. Sie bezahlen uns dafür, daß wir uns diese Arbeit sparen! Endlich kapiert?«
    Norton nickte.
    »Ja, das habe ich jetzt verstanden. Okay. Wir sehen uns dann heute abend um sechs.«
    Norton drehte sich auf dem Absatz um und stieg die Treppe hinan. Lines grinste ihm nach.
    »Den habe ich klein gekriegt, was? Der frißt mir in Zukunft aus der Hand.«
    ***
    Mit steinernem Gesicht ging Ray Norton durch die Straßen.
    Er sah die Kinder nicht, die ihm fröhlich zuwinkten, weil er sie in den vergangenen Tagen oft über die Straßen geleitet hatte. Er bemerkte den bewundernden Blick in ihren Augen nicht, mit dem sie zu ihm hinaufsahen, zu dem großen, starken Mann in der dunkelblauen Uniform, zu einem von ›New Yorks Feinsten‹.
    Er hörte die Grüße einer Frau nicht, der er vor ein paar Tagen die schwere Einkaufstasche nach Hause getragen hatte.
    Er vernahm den Zuruf von Joseph Wilkins nicht, dem vierundachtzigjährigen Milchkutscher,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher