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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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vollkommen aus, um seine nähere Umgebung zu erkunden. Er stand in einer winzigen Kammer, die vor der Katastrophe wohl so etwas wie ein Korridor gewesen sein mußte. Auf der einen Seite wurde sie von einer massiven Wand begrenzt, die andere Richtung blockierte ein gigantischer Trümmerberg, wo Wände und Decken eingebrochen waren. Der Tunnel zweigte schräg nach oben von dem Gang ab, und jetzt, von hier unten aus, wurde Zamorras Verdacht zur Gewißheit. Der Stollen war nachträglich angelegt worden, nachdem das Haus niedergebrannt war. Geschmolzenes Gestein hatte sich über die niedergebrochenen Steine gelegt und bildete einen Teppich aus bizarren Riffen.
    Direkt vor ihm moderten die Überreste einer Tür vor sich hin. Er richtete den Strahl der Lampe auf die Öffnung und ging vorsichtig näher heran.
    Der Raum dahinter war klein und so niedrig, daß Zamorra den Kopf einziehen mußte, um nicht gegen die Decke zu stoßen.
    Hinter ihm polterte Bill den Stollen hinunter. Zamorra blieb stehen und wartete, bis der Freund an seiner Seite war.
    »Hast du schon was gefunden?« fragte Bill.
    Statt einer Antwort ließ Zamorra den Strahl der Lampe durch den Raum gleiten. Im ersten Moment sahen sie nichts außer jahrzehntealtem Staub, der durch ihr Eindringen aufgewirbelt wurde. Dann, als ihre Augen sich allmählich an das grelle Licht der Scheinwerfer und die wirbelnden Schwaden, die wie Nebel im Raum hingen, gewöhnt hatten, erkannten sie Einzelheiten. Der Raum mußte von einer ungeheuren Explosion heimgesucht worden sein. Die Wände waren geschwärzt und dort, wo sie nicht eingestürzt waren, von der Wucht der Detonation nach außen gedrückt worden. Die Südwand war regelrecht pulverisiert. Direkt vor ihnen, in einem ungeheuren Chaos aus zerborstenen Bodenplatten, aufgetürmtem Erdreich, zerbrochenen Flaschen und bis zur Unkenntlichkeit zertrümmerten wissenschaftlichen Geräten, lag etwas, das wie die Überreste eines Schreibtisches aussah. Zamorra bückte sich, wühlte mit den Händen im Staub und förderte schließlich etwas zutage, das auf den ersten Blick wie ein uraltes Brett aussah. Dann, als er es aufschlug, erkannte Bill, daß es sich um ein Buch handelte.
    »Das muß das Buch sein, von dem Clavers…« begann er. Aber er brach sofort ab, als er die Veränderung sah, die mit Zamorra vor sich ging.
    Er wurde blaß. Seine Hände zitterten merklich, und in seine Augen trat ein entsetzter Ausdruck. Bill hatte den Freund noch nie so erschrocken gesehen.
    »Das Nekronomikon!« flüsterte er mit halberstickter Stimme. Er wirbelte plötzlich herum, klappte das Buch unnötig heftig zu und hielt es auf Armeslänge von sich. »Bill, das muß es sein. Deshalb war Brown so scharf darauf. Das ist… das Nekronomikon! Das echte Nekronomikon!«
    Bill verstand kein Wort mehr. »Aber es ist doch nur ein Buch«, sagte er schwach.
    Zamorra lachte auf. »Nur ein Buch!« sagte er. »Bill, in den falschen Händen ist dieses Buch gefährlicher als alle Wasserstoffbomben der Welt zusammen. Es ist…« Er brach ab und suchte offenschtlich nach Worten. Seine schlimmsten Befürchtungen waren wahr geworden. Celham hatte das Buch also bekommen. Und von diesem Wissen ausgehend wurden alle bösen Vorahnungen, alle Wenns und Abers, die ihn gequält hatten, zur Gewißheit.
    Nicole betrat hinter Bill den Raum. Ihr Blick streifte das Buch und blieb auf Zamorras blassem Gesicht hängen. »Was ist los?«
    »Ich…« Zamorra hielt ihr das Buch hin. »Sieh selbst.«
    Sie griff nach dem Buch, blätterte darin und gab es zögernd an Zamorra zurück.
    »Kommt Martens nach?« fragte Bill, um die unerträgliche Spannung ein wenig zu mildem.
    Nicole nickte. »Ja.«
    Wie auf ein Stichwort hin erschien Martens in einer Staubwolke am Fuße des Stollens. Offenbar hatte er auf den letzten Metern das Seil losgelassen und war die spiegelglatten Wände hinuntergerutscht. Ein einfacherer Weg, aber er mußte ihn mit einem schmerzhaften Aufprall auf dem steinharten Boden bezahlen.
    Bill grinste schadenfroh, als Martens zu ihm gehumpelt kam und sich die schmerzende Kehrseite hielt. »Sie können es wohl kaum erwarten, wie?« fragte er spöttisch.
    Irgendwie war der Klang der Worte falsch. Die seltsame Umgebung schien selbst diesen harmlosen Scherz zu verzerren, ihn zu verfremden und zu verbiegen, bis er zu einem grauenhaften Hohngelächter auf alles Menschliche wurde.
    Zamorra drehte sich bei Martens Eintreten herum und verbarg das Buch unter ein paar Steinen. »Gehen
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