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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Universen zu öffnen, dann ist man praktisch allmächtig. Oder verdammt«, fügte er leise hinzu. Sein Blick wanderte wieder zu der gräßlichen Darstellung der vormenschlichen Gottheit. »Die Alten Götter«, flüsterte er. »Mein Gott… Celham… Mit den Großen Alten wären wir fertig geworden. Sie waren mächtig, aber auch sie waren letztlich nur sterbliche Wesen wie wir. Aber dies…« Er trat von der Wand zurück und beleuchtete die übrigen Reliefe. Viele von ihnen waren noch unfertig, aber das, was die drei Menschen erkennen konnten, reichte aus, um ihnen einen Schauer über den Rücken zu jagen.
    Sie sahen Städte.
    Bilder aus einem fremden, unsagbar anderen Kosmos, die ihnen beim bloßen Betrachten körperliche Schmerzen und Unbehagen bereiteten. Bizarre Städte erhoben sich auf schwarzen Klippen, Städte, in denen nichts so war wie es hätte sein müssen, erbaut von Wesen, deren Geometrie, deren Denken fremd war. Es schien nirgendwo einen stimmenden Winkel zu geben. Parallelen schnitten sich, ohne sich je zu überkreuzen. Rechte Winkel standen schräg gegen den schwarzen Himmel gereckt, seltsam verzerrt in einer für das menschliche Auge nicht erkennbaren Linienführung.
    Kugeln bewegten sich über den Himmel. Große, schwarze, kantige Kugeln, getragen von unsichtbaren Säulen des Bösen.
    Sie sahen Landschaften.
    Verbrannte Schlackeebenen dehnten sich unter einem schleimigen, rissigen Himmel, Berge aus geronnenem Glas, deren scharfkantige Gipfel den Himmel aufschlitzten. Seen aus braunem Teer, in denen sich unsagbar fremdes Leben tummelte.
    Und sie sahen Wesen.
    Es gab keine Worte, um die Wesen zu beschreiben. Manche von ihnen waren entfernt menschenähnlich, andere wieder zu bizarr, als daß ihre Augen ihre wahre Gestalt aufnehmen konnten, ohne entsetzt abzugleiten und Trost an der feuchtschimmernden Rauhheit der unbehauenen Höhlenwand zu suchen.
    Nicole stieß plötzlich einen halb unterdrückten Schreckensschrei aus und richtete den Lichtkegel ihrer Lampe auf zwei dunkle, langgestreckte Bündel, die am anderen Ende der Höhle vor der Wand lagen. Zamorra, Bill und Martens gingen rasch zu den reglosen Körpern hinüber, während Nicole zurückblieb, um sie vor unliebsamen Besuchern aus dem angrenzenden Gang zu schützen.
    Zamorra kniete neben den beiden Männern nieder. Er sah sofort, daß sie tot waren. Er drehte einen von ihnen auf den Rücken und leuchtete ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Kennen Sie den Mann?« fragte er, an Martens gewandt.
    Martens nickte. »Ja.« Seine Stimme klang dünn und unsicher in der weiten Dunkelheit der Höhle, und in seinen Augen stand blankes Entsetzen. »Das ist Beren«, sagte er nach einer Weile.
    »Beren? Der…«
    »Der Kumpan von Clavers, ja.«
    Bill sah auf. »Aber das würde bedeuten, daß er unschuldig am Tod des Polizeibeamten ist.«
    »War«, verbesserte Zamorra. »Er ist tot.« Er untersuchte den Toten flüchtig, so weit dies im schwachen Schein der Taschenlampe überhaupt möglich war, aber er konnte keine äußerlichen Verletzungen feststellen. Was immer den Mann umgebracht hatte, es schien keine körperliche Gewalt angewendet zu haben.
    Zamorra stand auf, ging zu der anderen Leiche und drehte sie ebenfalls auf den Rücken.
    Es war Clavers.
    Zammorra hatte den Mann nur einmal gesehen, aber selbst ihm fiel die Veränderung auf, die mit ihm vorgegangen war. Auch er schien äußerlich unverletzt zu sein, aber in seinen noch im Tode ungläubig aufgerissenen Augen stand nackte Angst, selbst Zamorra konnte sich eines gewissen Schauems nicht erwehren, als er den eingefrorenen Ausdruck des Grauens auf den starren Zügen des Toten sah.
    Und dann hörten sie das Geräusch. Es war ein leises, metallisches Schleifen, als würde ein schwerer Gegenstand über den harten Steinboden gezogen, ein seltsamer, langsam näherkommender Laut, in dem eine unausgesprochene Drohung lag. Zamorra stand auf, ließ den scharf abgezirkelten Lichtkreis seiner Lampe über die Wände und den Boden gleiten und deutete schließlich auf die mannshohe Öffnung, die am gegenüberliegenden Ende der Höhle durch die Wand stieß.
    »Es sieht so aus, als würden wir Besuch bekommen«, sagte er leise. Die Hand, die die Taschenlampe hielt, zitterte unmerklich.
    »Glauben Sie, daß es dieser… Chtulhu ist«, fragte Martens zögernd.
    Zamorra schütelte den Kopf. »Nein, wenn es Celham gelungen wäre, Chtulhu selbst zu beschwören, wären wir bestimmt nicht mehr hier.« Er tastete unbewußt
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