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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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auf dem harten Asphalt auf.
    Aber Clavers hatte den Mann unterschätzt.
    Brown stieß ein wütendes Keuchen aus und sprang ihn an.
    Er taumelte zurück, stolperte und schlug hintenüber. Sein Kopf knallte hart auf den Boden.
    Brown richtete sich keuchend auf.
    »Verräter«, zischte er. Seine Augen glitzerten boshaft.
    »Ich hasse es, wenn man mich hintergeht, Clavers.« Er trat zur Seite.
    Clavers versuchte, wieder auf die Füße zu kommen, aber in seinem Hinterkopf tobte ein wütender, dumpfer Schmerz. Halb bewußtlos ließ er sich wieder zurücksinken.
    Wie durch einen dichten, wattigen Nebel registrierte er, wie sich die Büsche hinter Brown bewegten.
    Aus der Dunkelheit näherte sich ein gigantischer Schatten.
    ***
    Selbst bei hellem Tageslicht wirkte der Tunneleingang unheimlich und bedrohlich. Die Finsternis in seinem Inneren schien das hereinströmende Sonnenlicht zu absorbieren, und der Geruch, der aus der Höhle strömte, war so unbeschreiblich, daß Zamorra sich überwinden mußte, um überhaupt zu atmen.
    Mit zwei, drei wuchtigen Schlägen trieb er den Steighaken in einen Mauerriß und rüttelte prüfend daran, ehe er den Karabinerhaken mit dem Nylonseil einhängte. Er saß bombenfest. Zamorra beobachtete Martens aus den Augenwinkeln. Er hatte seinen Entschluß, den jungen Mann mitzunehmen, während der Nacht schon fast wieder bereut. Aber jetzt war es zu spät.
    Martens wirkte bleich. Seine Bewegungen waren fahrig und unsicher, und seine Augen schienen unnatürlich geweitet. Aber er war trotz allem fest entschlossen, Zamorra, Bill und Nicole in das unterirdische Reich des Schreckens zu folgen. Fast bewunderte Zamorra den Mut des Jungen.
    Trotzdem würde er ihn unter einem Vorwand zurückschicken, sowie sie auf das geringste Anzeichen von Gefahr stießen.
    Vielleicht, versuchte er sich einzureden, war ja alles ganz harmlos. Vielleicht fanden sie dort unten wirklich nur eingestürzte Mauern und die vermoderten Überreste der einstigen Einrichtung.
    Aber da war der Tunnel, der nicht hierhergehörte, die seltsam glattgeschmolzenen Wände, die ihn mit ihrer stummen Gegenwart zu verhöhnen schienen, und diese seltsame, unnatürliche Finsternis, die wenige Meter hinter dem Eingang lauerte.
    »In Ordnung«, sagte er, während er sich aufrichtete. »Der Haken hält.« Er warf den zusammengerollten Rest des Seiles in die Tiefe. Der Aufschlag erfolgte wenige Augenblicke später.
    Martens runzelte die Stirn. »Seltsam.«
    »Was ist seltsam?«
    »Der Tunnel kann nur wenige Meter tief sein«, sagte Martens nachdenklich.
    Zamorra nickte. »Sicher.«
    »Aber dann dürfte es nicht so finster sein.«
    Zamorra nickte erneut. »Stimmt auch. Aber um das zu ergründen, sind wir hier.« Er machte eine einladende Geste auf den Stollen zu. »Gehen wir?« Er griff nach dem Seil, drehte sich um und ließ sich in der Art eines Bergsteigers, der einen Kamin hinunterklettert, in den Stollen hinab.
    Mit dem Licht schien auch die Wärme hinter ihm zurückzubleiben. Als er die deutlich sichtbare Trennlinie zwischen hellem Sonnenlicht und Dunkelheit überschritt, griff eine unnatürliche Kälte nach ihm. Gleichzeitig verschwanden die Geräusche. Er konnte sehen, wie sich Bill über ihm mit Nicole unterhielt. Die Bewegungen ihrer Lippen waren deutlich auszumachen, aber kein Laut drang an sein Ohr. Prüfend stieß er mit der Eisenspitze seiner schweren Schuhe gegen den Boden. Es gab einen harten, metallenen Klang. Oben drehte Bill den Kopf und starrte stimrunzelnd zu ihm hinunter.
    »Alles in Ordnung«, rief Zamorra.
    Bill nickte. Der besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand.
    Zamorra kletterte langsam weiter. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, rückwärts in dieses unterirdische Reich einzudringen, aber er hatte keine andere Wahl. Die andere Alternative wäre gewesen, quasi auf dem Hosenboden den Stollen hinunterzurutschen, einzig durch das dünne Seil gesichert. Und das hätte bei einem eventuell nötig werdenden Rückzug tödlich sein können.
    Er erreichte die Sohle des Schachtes und löste das Seil von seinem Gürtel. »Okay«, rief er. »Der Nächste!« Sofort wurde das Seil angezogen und verschwand nach oben. Die unsichtbare Barriere, die Lärm und Wärme zurückhielt, schien also offenbar nur in eine Richtung zu funktionieren.
    Er löste den Handscheinwerfer von seinem Gürtel und knipste ihn an. Der starke Strahl reichte ein paar Meter weit und schwächte sich dann merklich ab. Aber die Helligkeit reichte Zamorra
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