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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Tausend, damit Sie uns von hier vergraulen?«
    Clavers nickte unmerklich. »Ja.«
    »Der Kerl muß verrückt sein«, sagte Bill kopfschüttelnd.
    »Ich fürchte«, murmelte Zamorra dumpf, »er weiß sehr genau, was er will.«
    ***
    Es war weit nach zwei Uhr, als Clavers endlich das Haus der Martens verließ und sich auf den Heimweg machte.
    Die letzten drei Stunden hatten zu den seltsamsten seines Lebens gehört. Er hat schon vorher Angst gehabt. Schon als er die efeubewachsene Außenwand des Hauses emporgestiegen war und das Fenster aufgebrochen hatte, hatte sein Herz zum Zerspringen geklopft. Dies war nicht sein Stil. Clavers gehörte bestimmt nicht zu den Leuten, die es mit dem Gesetz sehr ernst nahmen, aber er hatte die Wahrheit gesagt, als er mit Zamorra gesprochen hatte. Er würde niemals jemanden umbringen. Selbst der Gedanke, den Mann zusammenzuschlagen, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte, hatte ihm nicht behagt. Sicher, unten im Wirtshaus oder auf der Straße ließ er die Fäuste schon einmal fliegen, wenn ihm jemand krumm kam oder ihn reizte, aber es war etwas anderes, jemanden niederzuschlagen, weil man sauer auf ihn war, oder einfach so. Zamorra hatte ihm nichts getan, und wären nicht die tausend Pfund gewesen, die Brown ihm gegeben hatte…
    Und seine Angst.
    Ja, er hatte es nicht zugegeben, aber er hatte Angst, Angst vor Brown und vor dem Schrecklichen, das irgendwo dort draußen bei der Ruine des abgebrannten Hauses lauerte. Angst vor der Polizei, die wieder unangenehme Fragen stellen würde, wenn die Geschichte mit Beren an den Tag kam. Wahrscheinlich würden sie ihm kein Wort glauben, und er würde sich schneller im Gefängnis finden, als er »a« sagen konnte.
    Nein - er würde die Stadt verlassen, heute Abend noch. Er würde so lange fortbleiben, bis Gras über die Sache gewachsen war, bis die Stadt frei von sämtlichen Browns, Zamorras und Berens war. Zamorra hatte versprochen, die Polizei nicht zu verständigen und auf eine Anzeige wegen des Überfalls zu verzichten, und Brown würde ihm nichts tun können, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Und ganz offensichtlich hatte er selbst genug Dreck am Stecken, sonst wäre der ganze Mummenschanz nicht nötig gewesen.
    Er schloß die Gartentür hinter sich und bog auf die Hauptstraße ein. Das Dorf war dunkel, eine Ansammlung wuchtiger, niedriger Schatten, die sich unter dem mondlosen Himmel zu ducken schienen.
    Irgendwo schrie ein Käuzchen.
    Clavers ging unwillkürlich schneller. Er hatte es plötzlich eilig, in sein Zimmer zu kommen und seine Koffer zu packen. Der Rover stand noch immer vor Berens Haus, wo er ihn in jener schicksalshaften Nacht geparkt hatte, und der Zündschlüssel befand sich immer noch in Clavers Nachtschrank. Beren würde sowieso nicht so schnell wiederkommen. Und wenn doch… Clavers zuckte mit den Schultern. Sie hatten sowieso zusammengeworfen, um den Wagen kaufen zu können. In gewissem Sinn gehörte der Wagen ja auch ihm.
    Die Gestalt wuchs wie aus dem Boden gewachsen vor Clavers auf.
    Er blieb ruckartig stehen.
    »Wer…« machte er.
    »Idiot!« zischte der Mann. »Sie verdammter Narr! Ich hätte mir denken sollen, daß ich mich nicht auf Sie verlassen kann!«
    Clavers erkannte die Stimme. Brown!
    »Sie… wissen Bescheid?« ächzte er entsetzt Brown nickte grimmig. »Natürlich. Glauben Sie, ich bin so naiv, mich auf Ihr Wort zu verlassen? Das Wort eines Diebes?« Er lachte, aber das Geräusch klang häßlich, rauh, und irgendwie bedrohlich. Clavers spürte, wie eine eiskalte Hand nach seinem Herzen griff.
    »Ich habe draußen im Park gestanden und alles gesehen«, sagte Brown. Seine Stimme überschlug sich beinahe. »Ich habe jedes Wort verstanden, Sie Verräter.« Er machte einen Schritt auf Clavers zu. »Ich habe Ihnen keine tausend Pfund gegeben, damit Sie Zamorra alles verraten.«
    »Aber sie haben mich überwältigt.«
    »Überwältigt! Ha!« Brown schrie plötzlich. »Sie hätten schweigen können!«
    »Aber die Polizei…«
    »Sie hätten Sie eingesperrt und nach ein paar Tagen wieder laufen lassen!« brüllte Brown. Er schien außer sich zu sein vor Wut. »Für tausend Pfund wäre das nicht zuviel verlangt gewesen, Sie jämmerlicher Feigling!« In seiner Hand lag plötzlich ein dünnes, scharfes Messer.
    Brown schlug ganz instinktiv zu. Er spürte, daß der Mann da vor ihm vor Wut nicht mehr wußte, was er tat. Seine Handkante traf Browns Oberarm, das Messer flog im hohen Bogen davon und schlug scheppernd
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