Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
gespenstischer Effekt begleitete dieses Warten: Durch das Fleisch und die Knochen seiner wie im Krampf erstarrten Hände war die Aktivität des Amuletts zu erkennen. Die Hieroglyphen, die plötzlich von einem eigenen unheimlichen Leben erfüllt zu sein schienen, leuchteten die Hände des Mannes wie Röntgenstrahler aus!
    Zwei Minuten später ging die Tür auf.
    Eine zierliche, attraktive Frauengestalt erschien im Rahmen. Sie zuckte leicht zusammen, als würde ein Schauder durch ihren Körper jagen. Mit der Dunkelheit, die sie empfing, hatte sie offensichtlich nicht gerechnet.
    »Chef?« fragte sie rauh in die Finsternis. Gleichzeitig glitt ihre Hand zum Lichtschalter und knipste ihn an.
    »Nein!« schrie sie auf, als sie in der aufflammenden Helligkeit die Situation erfaßte.
    »Zamorra!«
    Regungslos hockte er auf dem Boden vor seinem Schreibtisch. Starr, leblos, tot…
    ***
    »Bist du jetzt völlig übergeschnappt?« fauchte Teri Rheken, die das Ganze gar nicht witzig finden wollte. Sie saß im Schneidersitz auf ihrem riesigen Bett, das sie bezeichnenderweise ihren Spielplatz zu nennen pflegte, und starrte Gryf entgeistert an. Nichts verhüllte ihren makellosen nackten Körper, nicht einmal das hüftlange, golden schimmernde Haar, das sie soeben mit einer energischen Kopfbewegung nach hinten geschleudert hatte. »Dasselbe habe ich Merlin auch gefragt«, erwiderte Gryf gelassen. Er hielt einen kleinen Metallstab in der Hand, den er einige Sekunden nachdenklich betrachtete und dann entschlossen in die Innentasche seiner Jeansjacke steckte. Er war jetzt vollständig angezogen, nur noch nicht gekämmt, was bei seinen Haaren allerdings niemanden störte, da man ihn bisher kaum in einem anderen Zustand erlebt hatte.
    »Der Olle hat sie nicht mehr alle!« grunzte er im Anschluß und zwinkerte Teri verschwörerisch zu.
    Dadurch wurde deren Blick jedoch auch nicht wärmer. Kalt sagte sie: »Wenn du es wirklich ernst meinen solltest und in einer verrückten Nacht-und-Nebel-Aktion ausrücken willst, brauchst du dich die nächsten zehntausend Jährchen nicht mehr in meinem Kämmerlein blicken zu lassen - das nur zur Information!«
    »Keine Bange«, beschwichtigte sie der blondschopfige Druide, setzte sich neben sie auf ihre Spielwiese und küßte sie, wie es sich für einen gestandenen Mann seiner Erfahrung geziemte. Immerhin lustwandelte er schon über achttausend Jahre über diese Welt.
    »Du bleibst also hier?« erkundigte sich Teri Rheken hoffnungsvoll, nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten. »Es war nur einer deiner himigen Späße?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, stellte Gryf richtig. Sie stieß ihn von sich.
    »Was soll das heißen, du Schuft?«
    Gryf grinste breit. »Nicht mehr und nicht weniger, als daß ich mich natürlich vorher überzeugt habe, daß es draußen nicht neblig ist…«
    ***
    Der Schreck lähmte sie sekundenlang. Wie ein Blitz raste die Angst durch ihr Bewußtsein.
    Stockend setzte sie sich in Bewegung. Nicole Duval stolperte in den Raum, der nichts anderes als Zamorras großzügig eingerichtetes Arbeitszimmer war. Ihr Herz hämmerte bis hinauf in ihren Hals.
    Wie im Traum nahm sie die heruntergefallene Lampe wahr; es drang kaum in ihr Denken. Denn das war nur auf eines fixiert: Zamorra!
    Sie kniete vor ihm nieder, wagte nicht einmal, ihn anzufassen.
    »Du!« preßte sie erschüttert hervor.
    Er reagierte nicht, hockte nur da wie ein steinerner Buddha, völlig reglos. Seine Augen waren offen, blickten leer geradeaus. Nichts an ihm verriet Leben, und obwohl Nicole ihn noch nicht berührt hatte, war sie sich auf entsetzliche Weise gewiß, daß sich seine Haut kalt, eiskalt, anfühlen mußte!
    Wahnsinn, dachte sie zitternd. Ihr Blick wanderte tiefer, blieb an dem silbernen Amulett haften, um das sich die Hände des Reglosen geschlossen hatten.
    Das Amulett, von dem Nicole wußte, daß es von dem legendären Magier Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne in einem anderen Universum geformt worden war, sah völlig normal aus.
    Aber was hieß bei diesem Wunder der Magie schon normal… ?
    Nicole lehnte sich verzweifelt gegen die wachsende Furcht auf, die allmählich die Oberhand in ihr zu erringen drohte und ihr nüchternes Überlegen verhinderte.
    Normalerweise bestand zwischen ihr und Merlins Stern eine starke Affinität. So vermochte sie beispielsweise, wie Zamorra selbst, das Amulett über Entfernungen hinweg zu rufen. Dazu genügte ein intensiver gedanklicher Wunsch, und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher