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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Schluchzen und starrte weiter hinaus in die windgepeitschte Nacht.
    »Heh!« sagte Pyter lahm. Er schob sich zwischen sie und das Fenster und sah sie fragend an. Ihr Gesicht lag im Schatten der Petroleumlampe, die hinter ihrem Rücken stand. Trotzdem sah der Junge, daß Tränen unter ihren Augen glänzten. »Sag mir doch endlich, was du hast! Den ganzen Weg warst du schon so komisch…«
    Sie schluckte, blickte an ihm vorbei, hinaus, wo ein paar hundert Meter entfernt die Standing Stones wie drohende Riesenfinger in den nachtschwarzen Himmel stachen.
    »Wir sind verloren«, sagte sie plötzlich sehr undeutlich und mit einem Blick in ihren Augen, als befände sie sich in Trance. »Das Böse greift nach uns…«
    Er starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal, und er konnte nicht verhindern, daß sich bei ihren Worten, die sie mit hohler Stimme sprach, eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete.
    »Susan…«
    Ihre Züge verschlossen sich jetzt völlig vor ihm. Pyter verfolgte den unglaublichen Vorgang mit weitaufgerissenen Augen. Es war, als kapsele sich Susan vollständig von ihm und ihrer Umgebung ab. Nur etwas behielt seine Bedeutung.
    Hinter Pyter…
    Draußen…
    Der Junge spürte, wie ihm kalter Schweiß auszubrechen begann. Ein Luftzug streifte seinen Nacken. Er zuckte zusammen.
    Die Angst hielt ihn im Griff.
    Pyter drehte langsam den Kopf, wagte sich kaum zu rühren. Susan geriet aus seinem Gesichtsfeld, etwas anderes rückte hinein.
    Die Standing Stones…
    Sie hatten sich verändert!
    Pyter Pitlochry stöhnte dumpf auf. Das Grauen zog ihn voll in seinen Bann…
    ***
    Mit dem ersten Orientierungs- Sprung ließ Gryf Mardhins Burg im westlichen Wales hinter sich und legte praktisch in Nullzeit die Entfernung bis nach Crieff in Mittelschottland zurück. Crieff deshalb, weil der Druide diesen Ort in jüngster Vergangenheit schon einmal besucht hatte und ihm die Anpeilung dadurch leichter fiel.
    Gryf materialisierte zwischen den niedrigen Häusern der kleinen Stadt. Auch hier herrschte noch tiefe Nacht. Der Ortswechsel war ohne Zeitverschiebung erfolgt. Weitverstreute Straßenlampen warfen schwachen Lichtschein auf die Bürgersteige. Der Asphalt glänzte leicht. Kurz vorher mußte es geregnet haben. Jetzt war nichts mehr davon zu spüren. Nur der Himmel sah ziemlich verhangen aus.
    Gryf blickte sich prüfend um. Aber es war niemand in der Nähe, der sein jähes Auftauchen beobachtet hatte und nun darüber nachgrübelte, wie ein Mensch von einem Atemzug zum nächsten aus dem Nichts heraus aufkreuzen konnte.
    Gryf war allein.
    Auf der Straße herrschte kein Autoverkehr. Es war zwei Uhr morgens, der tote Punkt einer Kleinstadt, die etwas abseits der Hauptverkehrswege lag.
    Gryf drückte sich in eine Nische zwischen zwei Häusern, um ein Entdecktwerden völlig auszuschließen. Seine Hand tastete in die Jeansjacke und zog den Zentrumsstein hervor, den Merlin ihm für die Dauer der wahnwitzigen Aktion überlassen hatte.
    Gespannt drehte er die blaue Murmel von der Größe eines Kieselsteins zwischen den Fingern. Die Oberfläche des Steines war absolut glatt, makellos. Sie sah auch nicht wie Stein aus, sondern ähnelte eher dickem Panzerglas. Sie war von milchiger Transparenz mit einem blauen Farbstich. Bei genauem Hinsehen erkannte man, daß sich in dem Stein etwas bewegte. Eine neblige Substanz, die ständig neue Formen und Muster annahm. Und hinter diesem Nebel war noch etwas anderes schwach erkennbar…
    Gryf blickte mit wachen Augen in die winzige Kugel, die aus Merlins unerschöpflichem Arsenal stammte. Was er sah, weckte wehmütige Erinnerungen, die er mit Gewalt unterdrücken mußte.
    Der Silbermond…
    Hinter dem bläulichen Nebel im Zentrumsstein verbarg sich ein Miniaturmodell des Wunderwelten-Systems, eines Sonnensystems, das in einem anderen Universum angesiedelt war und aus dem vor Äonen erstmals Druiden zur Erde herüberwechselten, um sie vom Joch der Finsternis zu befreien. Gryf war ein direkter Nachkomme jener vom Silbermond, und vor achttausend Jahren war ihm etwas gelungen, was nur wenige Druiden vorweisen konnten: Er hatte Unsterblichkeit erlangt! Relative Unsterblichkeit allerdings. So alterte sein Körper zwar nicht mehr (Gryf war physisch auf der Entwicklungsstufe eines etwa Fünfundzwanzigjährigen stehengeblieben), aber durch äußere Gewaltanwendung konnte der blondhaarige Druide jederzeit ums Leben kommen.
    Gryf tastete mit seinen Para-Sinnen ins Innere des Zentrumssteines. Merlin hatte
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