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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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aus ihrem Bewußtsein, denn mit ihren Eltern war in diesem Punkt nicht zu spaßen.
    »Mir ist kalt«, flüsterte Susan mit vibrierender Stimme. Ihr schmales Gesicht war kaum wahrnehmbar, dennoch war zu sehen, daß es nicht die Kälte allein war, die dem Mädchen zusetzte. Susan war achtzehn Jahre alt und das einzige Kind in der Familie. Sie war im allgemeinen von ernster, nachdenklicher Natur, keines von diesen frühreifen Disco-Sternchen. Aber an diesem Abend kam zu ihrer Ernsthaftigkeit noch etwas anderes hinzu, das ihr zusetzte.
    Angst…
    »Willst du meine Jacke?« fragte Pyter fürsorglich. Er wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern schälte sich aus seiner fellgefütterten Cordjacke und hängte sie Susan über die zierlichen Schultern. Darunter trug er noch einen dicken Wollpullover, so daß er den Verlust der Jacke nicht sonderlich spürte.
    »Danke«, hauchte Susan und schenkte ihm einen zärtlichen Blick. Auch sie trug einen dicken Rollkragenpullover und hatte trotzdem kalt. Die Kälte kam jedoch nicht von außerhalb, sie saß in ihr.
    »Sollten… sollten wir nicht lieber umkehren?« fragte das Mädchen Sekunden später scheu.
    Pyter blieb ruckartig stehen. Er war rechts von Susan gegangen, und hinter ihm bewegte sich, in der Dunkelheit nur andeutungsweise erkennbar, die träge Wassermasse des Meeres. Schwarz und bedrohlich sah das Wasser aus, in dem sich schwach ein paar Sterne spiegelten.
    »Umkehren!« fragte Pyter kratzig. Der rauhe Küstenwind riß ihm das Wort fast von den Lippen.
    Auch Susan blieb stehen.
    »Ich habe Angst«, gestand sie. »Furchtbare Angst! Laß uns kehrtmachen!« flehte sie.
    »Angst wovor?« wollte der um ein Jahr ältere, dunkelhaarige Junge wissen. »Vor mir? Hier ist niemand sonst.«
    »Red keinen Unsinn, bitte«, sagte Susan. »Du weißt, daß ich vor dir keine Angst habe. Meine Güte, Pyt, ich weiß ja selbst nicht, was los mit mir ist! Seit ein paar Minuten ist mir, als würden wir beobachtet. Als verfolgte uns jemand…«
    »Jetzt redest du Unsinn«, erklärte Pyter. Er nahm Susans Hand in die seine und drückte sie aufmuntemd. »Wer soll uns denn ei dieser stockdunklen Nacht verfolgen? Wir sehen ja selbst kaum die Hand vor den Augen.«
    Sie zuckte die Achseln, was er nicht sehen konnte.
    »Na?« fragte er leichthin.
    Susan erwiderte nichts. Steif setzte sie sich wieder in Bewegung.
    Nach einer Viertelstunde tauchten die gigantischen Steinkolosse der Standing Stones vor ihnen auf. Nicht weit davon lag ihre »Liebeslaube«, die in dieser Nacht zu einem Ort unfaßbaren Grauens werden sollte…
    ***
    Er hatte die Sprachlosen ganz auf seiner Seite!
    Professor Zamorra erhob sich mit schlenkrigen Bewegungen vom Fußboden und lächelte Nicole Duval dankbar zu.
    »Danke, daß du gekommen bist, als ich nach dir rief«, sagte er. »Du warst mir eine große Hilfe.«
    Nicole verstand nur Bahnhof. Und das sagte sie ihm auch.
    »Dann stimmt es also, daß du mich telepathisch hierherbeordert hast«, meinte sie. »Es war wie ein Zwang, als ich das Schlafzimmer verließ, um nach dir zu sehen. Ich hatte plötzlich fürchterliche Angst, daß dir etwas zugestoßen sein könnte. Gleichzeitig glaubte ich, Impulse deines Amuletts zu spüren…«
    Zamorra nickte.
    Raffael kam sich in realistischer Selbsteinschätzung ziemlich überflüssig vor und bat, in sein Bett zurückkehren zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde.
    »Frag mich jetzt nicht, was im einzelnen passiert ist«, sagte Zamorra, als der Diener gegangen war. Er bückte sich und hob die zerbrochene Lampe auf. Sekundenlang hielt er sie versonnen in der Hand. »Es war ein regelrechter Blackout«, murmelte er dann, wie zu sich selbst. »Etwas Fremdes hat mein Amulett manipuliert. Den Effekt hast du ja gesehen. Mein Bewußtsein wurde irgendwie vom Körper getrennt. Ich habe alles mitverfolgt. Dein Eintreten. Raffaels Erscheinen. Aber ich vermochte mich nicht bemerkbar zu machen. Erst als du selbst versucht hast, Kontakt mit dem Amulett aufzunehmen und das Flammenschwert entstehen zu lassen, gelang es mir, Merlins Stern wieder unter meine Kontrolle zu bringen. Der Fremdeinfluß ist wieder völlig verschwunden. Ich konnte seinen Ursprung nicht lokalisieren.«
    »Merlin«, sagte Nicole und legte den Arm zärtlich um ihn.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Der Verdacht läge nahe, daß der, der das Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hat, auch als einziger außer mir damit etwas zu bewirken vermag. Aber ich schließe Merlin als
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