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0181 - Das Höllenfeuer

0181 - Das Höllenfeuer

Titel: 0181 - Das Höllenfeuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Geschäftsreisende, die diese unkomplizierte Verbindung nutzten. Zamorra kam mit ihnen ebenso rasch ins Gespräch wie mit den beiden Piloten, die bereits auf den Start gewartet und sehnsüchtig nach den beiden verspäteten Passagieren Ausschau gehalten hatten.
    Zamorra sah auf seine Uhr. Die verriet ihm, daß sie in zehn Minuten die Landeschleife beginnen mußten. Der Flughafen lag ein wenig außerhalb von Inverness zwischen der Stadt und dem kleineren Ort Muir. Der Professor lächelte und sah aus dem runden Fenster des kleinen zweimotorigen Flugzeugs. Draußen war es längst dunkel geworden.
    »Die Clock geit to Middernacht«, sagte einer der drei Geschäftsreisenden in breitem friesischen Tonfall. »Hoffentlich kommt gleich man bloß nich der Klabautermann an Bord…«
    Zamorra grinste den Mann von der Waterkant an. »Ich dachte immer, daß es den, erstens nur in der Legende und zweitens nur in der Seefahrt gibt!«
    »Nix ist so fein gesponnen wie Seemannsgarn«, erwiderte der Hamburger. »Irgendein wahrer Kern steckt da immer mittenmang. Kennen Sie den Klabautermann eigentlich, Professor?«
    »Die Geschichten, ja«, nickte Zamorra. »Ich befasse mich beruflich mit solchen Erscheinungen.«
    »Dascha hoochinteressant«, stellte der Hamburger fest. »Und das sagen Sie erst nu, wo der Flug zu Ende ist? Sind Sie so was wie ein Spökenkieker?«
    Zamorra lachte auf und schüttelte den Kopf. »Nicht direkt«, entgegnete er. »Ich bin Parapsychologe.«
    »Ach, so’n oller Akademiker«, brummte sein Gesprächspartner. Zamorra sah wieder nach draußen. Er senkte die Brauen. Sah das nicht wie echt schottischer Nebel unter ihnen aus?
    »Der fehlt uns gerade noch«, sagte Nicole. Sie hatte die gleiche Beobachtung gemacht wie ihr Chef und Geliebter.
    »Was, kommt der Klabautermann schon?« fragte der Hamburger und wollte sich von seinem Sitz erheben.
    Im gleichen Moment ging ein jäher Ruck durch die Maschine. Sie schwang herum. Der Geschäftsreisende wurde förmlich in den Mittelgang katapultiert. Er schrie auf und stürzte.
    Zamorra fühlte, wie sein Magen sich hastig in Richtung Hals bewegen wollte. Durch die Fenster sah er Feuerschein von beiden Seiten durch die Nacht lodern. Die beiden Triebwerke?
    »Wir stürzen ab!« kreischte jemand aus dem Kegelclub.
    »Wir stürzen, aber nicht ab!« rief Zamorra. Er sprang auf und hangelte sich rechts und links nach den Sitzen greifend vorwärts, während das Flugzeug sich neigte, ruckte und taumelte. Der kleine Lautsprecher über der Cockpittür knackte und rauschte, aber was gesprochen wurde, blieb unverständlich. Vielleicht steckte auch da bereits der Teufel drin.
    Im nächsten Moment hatte Zamorra den niedrigen Durchgang erreicht, riß ihn auf und zwängte sich in die Pilotenkanzel.
    Es war Zufall, daß sein Blick als erstes auf jenes Instrument fiel, das den sinnigen Namen Künstlicher Horizont trug. Zamorra kannte das Gerät; er hatte selbst einmal Flugausbildung genossen.
    Die Maschine stürzte mit hoher Geschwindigkeit dem Boden entgegen -in spitzem Winkel!
    Es konnten nur noch ein oder zwei Minuten verbleiben, bis das Flugzeug zerschellte!
    ***
    Es war jener Augenblick, in welchem Lord Bryont Saris ein eigenartiger Schwindel erfaßte. Irgend etwas in ihm war ohne sein Zutun alarmiert worden. Er erhob sich von seinem Schreibtisch, an welchem er versucht hatte, seine im Krankenhaus von Inverness gewonnenen Eindrücke festzuhalten. Er wollte die Aufzeichnungen Zamorra für dessen Archiv zur Verfügung stellen.
    Der Lord wurde unruhig. Es war, als berührten die Schwingen des Unheils seinen Geist. Die uralte Llewellyn-Magie seines Clans machte sich bemerkbar. Etwas geschah irgendwo, und es war gefährlich.
    »Zamorra?« fragte er sich. Hatte die höllische Macht, die Jon Coighall ermordet hatte, sein Telefonat nach Frankreich abgehört? Mit den Mitteln der Magie war dies nicht unmöglich, das wußte er nur zu gut. Er selbst war kein Magier, er konnte nur wahrnehmen. Aber dennoch kannte er sich zur Genüge aus.
    War Zamorra in Gefahr?
    Der Lord trat ans Fenster. Alles in ihm drängte danach, nach Inverness anzurufen. Er hatte seine derzeitige Gespielin geschickt, um Zamorra und Nicole abzuholen, nachdem vor ein paar Stunden die Bestätigung des Dieners Raffael vom Château de Montagne gekommen war, daß die beiden unterwegs seien.
    Schließlich wandte er sich vom Fenster ab und ging wieder zum Schreibtisch. Mit mechanischen Bewegungen hob er den Telefonhörer ab und wählte die
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