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018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

Titel: 018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen
Autoren: Larry Brent
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Brühe darin begann zu sprudeln. Der dünne
Wasserstrahl aus dem roten, am Boden liegenden Schlauch lief über die raue,
nasse Erde und verschwand gluckernd in einem Abfluss.
    »Ich habe
heute ein Telegramm erhalten. Eine Kommission will das Heim besichtigen. Es
handelt sich um eine Gruppe von amerikanischen Sozialwissenschaftlern und
Pädagogen, die derzeit in Madrid weilt. Die Damen und Herren werden spätestens
in drei Tagen kommen. Bis dahin muss der ganze Wäscheberg abgetragen sein. Und
wenn ihr eine Nachtschicht einlegen müsst, das ist mir egal. Ihr habt während
der letzten Tage zu sehr gebummelt, das rächt sich jetzt. Nun müsst ihr eben
schneller und länger arbeiten.«
    »Wir können
nicht mehr als uns beeilen«, drang es über die zitternden Lippen von Fernanda.
    Señora
Couchez, schon im Gehen begriffen, drehte sich blitzschnell um. Ihr Blick
erfasste sofort die Sünderin. »Ich dulde keine Widerrede, Fernanda!« Sie hielt
mit beiden Händen ein kleines, dünnes Stöckchen umfasst, das sie stets bei sich
trug. Es war ein handgeschnitztes Bambusrohr, mit dem sie oft durch die Luft
wischte, so dass ein zischendes Geräusch entstand. »Ich bin es gewohnt, dass man
meine Anordnungen befolgt. Du bist erst fünf Wochen in diesem Haus und solltest
in dieser Zeit schon mehr als einmal Gelegenheit gehabt haben zu erkennen, wie
man mir begegnet. Du bist nicht die Schlechteste und gibst dir offensichtlich
Mühe – aber unterlasse es, mich zu korrigieren!«
    »Dumme Ziege«,
murmelte in dem Augenblick eines der Mädchen. Es war nicht sonderlich laut
ausgesprochen, doch laut genug, dass es die Heimleiterin hören konnte.
    Wie von einer
Tarantel gestochen warf diese sich herum. Ihr Gesicht verfärbte sich. »Wer war
das?« Ihr Rohrstöckchen peitschte durch die Luft, und sie kam Stufe für Stufe
die schmale, ausgetretene Treppe hinab. Don Juan folgte ihr auf den Fersen.
    Señora Couchez
trat drohend auf die Mädchen zu. Ein sarkastisches Lächeln spielte um ihre
dünnen Lippen. »Ihr wollt es mir nicht sagen? Ich könnte euch alle in die Zelle
sperren, so lange, bis sich diejenige meldet, die es gewagt hat, mich mit einem
Tier zu vergleichen. Aber ich werde mich mit einer von euch begnügen. Wenn es
die Falsche ist, Pech für sie. Vielleicht regt sich in diesem Fall wenigstens
das Gewissen derjenigen, die diesen unliebsamen Vorfall heraufbeschworen hat.«
    Sie gab ihrem
Begleiter ein kaum sichtbares Zeichen. Don Juan griff zu, angelte sich
blitzschnell eines der Mädchen, ehe dieses überhaupt begriff, was geschah.
    »Lass sie
los«, presste da Luisa zwischen den Zähnen hervor. Sie stand am Waschkessel und
ließ laut und vernehmlich den dicken Stab fallen, mit dem sie die Wäsche im
Kessel herumgerührt hatte. »Ich war es!« Sie kam auf die Heimleiterin zu. »Aber
ich bereue es nicht.« In den Augen der achtzehnjährigen Spanierin konnte man
lesen, was sie von Señora Couchez dachte. »Wenn ich Lust und Laune dazu habe,
werde ich Sie immer wieder als eine alte und dumme Ziege bezeichnen!« Sie
wehrte sich nicht, als Don Juan sie packte und auf einen Wink der Leiterin
davonschleppte.
    »In der
dunklen Zelle hast du genügend Zeit und Gelegenheit, darüber nachzudenken. Dort
wird dir sicherlich die Lust und Laune vergehen, mich zu beschimpfen, Luisa.
Und ihr anderen macht euch wieder an die Arbeit. Wenn ich in einer
Viertelstunde wieder herkomme, dann ist dieser Kessel dort«, sie wies mit dem
Bambusstöckchen zum Waschkessel hinüber, »leer. Arbeitet, anstatt zu
quatschen.«
    Sie ging
davon, ohne den Mädchen noch einen Blick zuzuwerfen. Die schwere Holztür schlug
hinter ihr zu, der Schlüssel drehte sich im Schloss.
    Fernanda
presste die Lippen zusammen. Sie ging zum Kessel hinüber und nahm die Stelle
ein, die Luisa innegehabt hatte. Wütend griff sie nach dem dicken Holzteil,
angelte die kochende Wäsche Stück für Stück aus dem dampfenden Kessel und warf
sie in den mit klarem Wasser gefüllten, bereitstehenden Bottich.
    Das dichte
lange Haar quoll unter dem feuchten Kopftuch, das sie flüchtig umgewickelt
hatte, hervor. Selbst in diesen abgetragenen, fast schlampig wirkenden Kleidern
wurde ihre Schönheit sichtbar.
    »Du wirst noch
manch andere harte Stunde erleben, Fernanda«, sagte Marina neben ihr und bückte
sich, um den schweren Bottich auf die Seite zu ziehen. »Ich bin schon
dreieinhalb Jahre hier. Das eben ist noch harmlos.«
    Fernanda
lachte leise. »Du täuschst dich. Ich erlebe hier nicht noch
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