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018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

Titel: 018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen
Autoren: Larry Brent
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auf
den ersten Blick in diesem riesigen Saal nicht zu erkennen. Doch ihre
bisherigen Beobachtungen hatten gezeigt, dass die Mädchen nach der harten und
anstrengenden Tagesarbeit abends völlig erschöpft ins Bett fielen. Die meisten
schliefen sofort ein.
    Fernanda schob
langsam die dünne Zudecke zurück. Sie trug ein langes, leinenes Nachthemd, wie
sie hier im Heim gewebt und genäht wurden. Sie hatte es nicht gewagt, sich mit
dem Kleid ins Bett zu legen. Es war nicht ausgeschlossen, dass Señora Couchez
während ihres letzten Kontrollgangs darauf aufmerksam wurde. Dann wären ihre
ganzen Vorbereitungen umsonst gewesen. Der letzte Kontrollgang musste jeden
Augenblick erfolgen. Es könnte nach ihrem Gefühl jetzt etwa halb zehn sein. Da
hörte sie Schritte draußen auf dem steinernen Boden des Korridors. Das Geräusch
hallte durch die langen, endlosen Gänge.
    Die breite Tür
wurde geöffnet. Der schemenhafte Schatten der Heimleiterin wurde auf der
Schwelle sichtbar.
    Wie auf ein
Kommando hin schlossen Fernanda und Marina die Augen. Fernanda fühlte beinahe
körperlich die Aufregung der Freundin, und etwas davon sprang auch auf sie
über.
    Señora Couchez
hielt in der Rechten eine kleine, abgeschirmte Taschenlampe. Der Strahl bewegte
sich langsam über den Boden, wanderte lautlos über die Gesichter der Mädchen.
    Die
Heimleiterin ging an sämtlichen Betten vorbei, und Fernanda schien es, als
würde sie vor ihrem etwas länger verweilen. Doch die Señora ging auf der
anderen Seite des Schlafsaales wieder zur Tür, die dumpf ins Schloss fiel. Die
Schritte entfernten sich.
    Minuten
verstrichen. Erst dann wagte es Fernanda, sich in ihrem Bett zu bewegen und auf
die Seite zu legen. »Wir warten noch zehn Minuten, Marina. Ich verlasse zuerst
den Schlafsaal. Meinen Morgenmantel ziehe ich über das Kleid. Es wird so
aussehen, als ob ich zu den Toiletten nach draußen ginge. Du folgst nach drei
oder vier Minuten. Wir treffen uns unten vor dem Haupteingang der
Vorratskammern und Archive.«
    Nach einer
guten Viertelstunde verließ sie leise den Schlafsaal – die Schuhe in der Hand.
Es war finster. Das Licht der Sterne und des abnehmenden Mondes drang durch die
hohen, vergitterten Fenster, tauchte den Gang in eine bläulich-graue Dämmerung,
hinter der sich die nackten Wände und die Umrisse der Türen abzeichneten.
    Fernanda ging
eine schmale, ausgetretene Treppe nach unten und stand unter einem
torbogenähnlichen Gewölbe. Die Säulen, die den riesigen Keller stützten, waren
aus Sandstein.
    Fernanda
verharrte einen Moment, damit sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnten und
tastete sich weiter an der Wand entlang.
    Rechts vor ihr
begann die Reihe der hohen, aus Holz und Eisen bestehenden Kellertüren. Hier
unten kannte sie sich aus, auch ohne eine Lichtquelle. Während der vergangenen
Wochen war sie täglich hier gewesen, hatte Stoffe und anderes Arbeitsmaterial
holen müssen.
    Sie zählte die
Schritte, streckte dann die Hand nach vorn und fühlte die raue Oberfläche der
alten Tür.
    Jetzt noch
zehn Schritte nach links. Da war die Tür zum Archiv, in dem Kleiderstoffe,
Wolle und ein großer, ausgedienter Webrahmen gelagert waren. Dieses Archiv war
eine richtige Rumpelkammer. Es waren eigentlich mehrere Räume nebeneinander,
die durch dicke Zwischenwände voneinander abgetrennt waren.
    Fernanda hatte
hier am Tag schon stundenlang herumgeschnüffelt. Sie war dabei auf einen alten,
verschimmelten Weinkeller gestoßen, in dem uralte Fässer vor sich hin faulten.
Was es hier unten alles gab und wie es aussah, darüber schien nicht einmal
Señora Couchez unterrichtet zu sein.
    Die Couchez
hatte den ganzen Tag mit ihren Zöglingen so viel zu tun, dass sie nicht dazu
kam, sich auch noch um die Archive zu kümmern. Vielleicht würde – ausnahmsweise
– ihr Interesse für diese Gewölbe spätestens morgen erwachen. Sie musste damit
rechnen, dass die Besucherkommission auch die Gewölbe sehen wollte. Unter
diesen Umständen konnte es möglich sein, dass die Leiterin den geheimen Zugang
entdeckte, von dem sie bis jetzt – höchstwahrscheinlich – noch nichts ahnte,
denn sonst hätte sie die Mädchen kaum unbeaufsichtigt hinunter geschickt. Sie
war gewiss der Meinung, dass die Klostermauern eine einzige, unbezwingbare
Festung seien.
    Fernanda
entzündete ein Streichholz. Die Schachtel hatte sie vorsorglich in die Tasche
ihres Morgenmantels gesteckt. Mit dem kleinen, aufflackernden Flämmchen
vergewisserte sie sich, ob sie ihren
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