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018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

Titel: 018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen
Autoren: Larry Brent
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Bruder Lorenzo bei Ihnen. Er wollte seine Medizin abholen.«
    Der mit Bruder Antonio angeredete Mönch griff
sich an die Stirn. Seine Kapuze verrutschte kaum merklich. »Das habe ich doch
tatsächlich vergessen«, murmelte er und wandte sich ab, um zu gehen. Eine große
Hornisse umschwirrte ihn. Die rechte Hand des Mönchs kam unter der weiten Kutte
hervor und verscheuchte das Insekt. Seine Hand sank langsam herunter. Der weite
Ärmel der Kutte schob sich zurück. Die untergehende Sonne spiegelte sich matt
auf der leicht gebräunten, makellosen Haut des Handrückens und des Unterarms.
    Bruder Antonio näherte sich dem schattigen Kreuzgang und verschwand durch eine Tür, die in
den großen, kühlen Gang mündete, in dem die Zellen der Mönche lagen.
     
    ●
     
    Fernanda
wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    In der
Waschküche stieg feuchtwarmer Dampf auf.
    Die Mädchen
verrichteten ihre Arbeit lieblos und widerwillig. Señora Couchez, im langen
schwarzen Kleid und einem einfachen Knoten im Haar musste häufig auftauchen, um
nach dem Rechten zu sehen.
    Die Mädchen,
die hierher gebracht wurden, waren ausschließlich Fälle, bei denen man mit
anderen Erziehungsmethoden bisher nicht den geringsten Erfolg erzielt hatte.
    Aus den
Augenwinkeln beobachtete die hübsche Fernanda die dürre schwarze Gestalt auf
der obersten Treppenstufe – Señora Couchez. Mit funkelnden Augen überblickte
sie von ihrer Empore aus die arbeitenden Mädchen.
    »Die Wäsche
muss schneller kochen. Mehr auflegen!«, rief sie dem Mädchen zu, das am Kessel
stand und mit einem langen Holzstab in der gräulichen Brühe herumrührte, in der
die Wäsche schwamm.
    »Gestern hieß
es, es soll langsamer gehen, damit die Wäsche besser durchziehen kann«, murrte
die Angesprochene. Und die anderen sechs Mädchen stimmten ein heftiges
Pfeifkonzert an.
    »Ruhe,
Zöglinge!« Die Stimme der Heimleiterin war kalt und klirrend wie geschliffener
Stahl. »Gestern war gestern – und heute ist heute.« Sie konnte das Pfeifkonzert
nicht übertönen. Mit einer heftigen Armbewegung winkte Señora Couchez hinter
sich. Aus dem Dunkel trat ein imposanter Mann – fast zwei Meter groß, ragte er
neben der schwarzgekleideten dürren Spanierin wie ein Berg in die Höhe. Das
Erscheinen des Mannes ließ das Pfeifkonzert der Mädchen augenblicklich
verstummen.
    Dennoch konnte
sich Señora Couchez nicht verkneifen zu sagen:
    »Wenn nicht
sofort Ruhe herrscht, wird unser lieber Freund eingreifen müssen.«
    Die Mädchen
verrichteten ihre Arbeit bedrückt und niedergeschlagen. Der Riese an der Seite
der Leiterin flößte ihnen Schrecken ein. Er war eine der mysteriösen Gestalten
in diesem Heim. Niemand kannte seinen wirklichen Namen. Die Mädchen nannten ihn
Don Juan. Sie fürchteten ihn. Er bewegte sich oft lautlos und still wie ein
Schatten zwischen ihnen und folgte den Befehlen der Heimleiterin blindlings.
Don Juan schien nur aus einem schweren, muskelbepackten Körper zu bestehen, mit
einem kleinen Kopf, einer flachen Stirn und tiefliegenden dunklen Augen – ein
Mensch ohne Geist und Verstand. Er war dressiert wie ein Hund, als habe man ihn
auf die Mädchen abgerichtet, die sich oft wild gebärdeten. Wenn er zugriff,
dann konnte er mit seinen langen, massigen Armen drei oder vier auf einmal
wegschleppen.
    Don Juan
bewegte sich durch die Räume des Heims wie ein Eunuch in einem Harem. Er war
das Faktotum, das Mädchen für alles. Niemand wusste, wie er hergekommen war.
Die Mädchen, die schon fünf oder sechs Jahre in diesem Heim lebten erzählten,
dass er auch zu jener Zeit schon da war.
    »Ich brauche
ihm nur zu sagen, dass er sich eine von euch fangen soll, und er wird es tun!«
Um die schmalen Lippen der Heimleiterin spielte ein dünnes, seltsames Lächeln.
»Ich glaube doch annehmen zu können, dass niemand von euch Interesse daran hat,
zwei oder drei Tage in absoluter Dunkelhaft in einer Einzelzelle zu sitzen –
bei Wasser und Brot.« Sie blickte sich abschätzend um. In ihrem hageren,
bleichen Gesicht bewegte sich kein Muskel.
    Fernanda, die
neben dem Bottich stand und die fertige Wäsche spülte, wischte sich die nassen,
kalten Hände an der feuchten Schürze ab. Sie fühlte sich nicht wohl, wenn diese
Frau in ihrer Nähe weilte. Sie schien aus Stein zu bestehen und war hart in
ihrem Beruf geworden.
    »So ist es
schon besser«, fuhr sie fort. Es war so still, dass die Geräusche in der
Waschküche um so lauter wirkten.
    Das Feuer
unter dem Kessel knisterte, die
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