Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0179 - Der unheimliche Ritter

0179 - Der unheimliche Ritter

Titel: 0179 - Der unheimliche Ritter
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
schemenhafte Schatten und Nebel. Tückischer Schmerz stach in seinen geblendeten Augen, aber jetzt konnte er schon wieder besser sehen als Sekunden vorher.
    Seine Sehkraft kehrte zurück.
    Neben ihm stand Henner Pol, und auf dem breiten und langen Gang, dessen Türen geschlossen waren, suchte Professor Zamorra vergeblich nach der winzigen schwarzen Gestalt, die mit irgendetwas auf ihn geschossen hatte.
    So flink es war, hätte es doch nicht entkommen können!
    »Pol… Pol, haben Sie gesehen, wohin das Ding verschwunden ist?«
    Der schüttelte den Kopf und streckte einen Arm nach Zamorra aus, vielleicht, um ihn zu stützen.
    Da reagierte das Amulett abermals!
    Ein greller Blitz flirrte aus dem Drudenfuß, und mit seiner gesamten Kraft traf er Henner Pol!
    ***
    Drei Männer in abgerissener Kleidung, die aussahen, als hätten sie seit einer Woche nichts Anständiges mehr zwischen die Zähne bekommen, waren von einem Moment zum anderen da. Sie entstanden förmlich aus dem Nichts heraus und brauchten sich keine Sekunde lang zu orientieren.
    Einer der drei ausgemergelten sicherte zur Tür hin. Die beiden anderen marschierten zielsicher dorthin, wo Nicole Duval am Boden lag. Einer faßte sie an den Beinen, der andere mit beiden Händen unter den Achseln, und dann hoben sie sie ruckartig und gleichzeitig an, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan als bewußtlose Frauen zu transportieren.
    Drei Schritte machten sie in Richtung Kaminsims und waren verschwunden wie Licht, das ausgeschaltet wird. Der dritte Ausgemergelte in seiner abgerissenen und vielfach geflickten Kleidung, die einem vergangenen Jahrhundert zu entstammen schien, zögerte noch einen Augenblick, um dann ebenfalls im Nichts wieder zu verschwinden, aus dem er gekommen war.
    Und die Statuette des Schwarzen Ritters auf dem Kaminsims rührte sich nicht mehr!
    ***
    Unwillkürlich griff Zamorra mit beiden Händen nach dem Amulett, aber das vibrierte in diesem Moment nicht mehr und gab auch keine Wärme ab. Es war, als bestände die Gefahr nicht mehr.
    Zamorra kniete neben Henner Pol, brachte ihn in die Seitenlage und tastete nach dem Puls. Der schlug schwach, aber regelmäßig. Pol war nur paralysiert worden, aber aus welchem Grund?
    Hatte das Amulett in seiner Bewegung zu Zamorra hin eine Bedrohung für diesen gesehen und darum kompromißlos zugeschlagen?
    »Merlin…« murmelte Zamorra, »Merlin, dein Geschenk erweist sich mehr und mehr als Zauberlehrlings-Besen…«
    In letzter Zeit kam es immer häufiger vor, daß das Amulett selbstständig handelte, so als besitze es eine eigene Intelligenz mit eigener Entscheidungsfreiheit. Immer häufiger nahm es Zamorra das Heft des Handelns aus der Hand, aber daß es ohne ersichtlichen Grund einen Menschen paralysierte, war bis jetzt noch nie dagewesen und setzte dem Geschehen die Krone auf.
    Zamorra sah zwei Möglichkeiten für das Handeln des Amuletts. Entweder wurden seine eigenen Reaktionen und sein Gespür für Gefahren im Laufe der Zeit schwächer, weil er sich mehr und mehr auf den Schutz durch das Amulett verließ - oder das Amulett übernahm langsam, aber sicher die Macht und würde eines Tages Zamorra beherrschen! Aber auch wenn es in seinen Händen zu einem Werkzeug der Weißen Magie geworden war, war der Meister des Übersinnlichen nicht daran interessiert, unter der Kontrolle dieser Silberscheibe zu stehen.
    Freundchen, dachte er grimmig, als habe er in dem Amulett ein lebendes Wesen vor sich, das machst du mir nicht noch einmal, oder ich schmeiße dich in die nächste Mülltonne!
    Warum Henner Pol paralysiert worden war, war ihm ein Rätsel, und als er sich wieder aufrichtete, suchte er auf dem Gang vergeblich nach einer Schelle, um den Diener herbeizurufen.
    »Jaques?« rief er laut.
    Jaques mußte sich in einem anderen Teil des Schlosses aufhalten, weil auch nach mehrmaligem Rufen nichts von ihm zu bemerken war.
    Kopfschüttelnd machte sich Zamorra auf den Weg zum Kaminzimmer. Henner Pol ließ er in der stabilen Seitenlage zurück, weil er da gut lag und Zamorra sich nicht den hellen Anzug zerknautschen wollte beim Alleintransport des nicht gerade leichtgewichtigen Mannes.
    »Monsieur le professeur?« fragte hinter ihm eine Stimme, als er die Tür des Kaminzimmers vor sich auftauchen sah.
    Auf dem Absatz fuhr er herum.
    Jaques neigte leicht den Kopf. »Sie haben gerufen?«
    Erleichtert nickte Zamorra. »Ja. Ihr Chef ist mir gerade umgekippt. Kam aus dem Aufzug und brach zusammen.« Daß das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher