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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schwarze Haar flog.
    »Richtig erkannt«, stellte die Lemurerin fest und lachte auf. »Ich fürchtete schon, du würdest mir das Amulett aus der Hand reißen. Und wenn ich nicht zufällig in der Luft gewesen wäre, wäre das auch geschehen.«
    Sie überreichte Zamorra die Silberscheibe.
    Der Meister des Übersinnlichen nagte an seiner Unterlippe. Er hängte sich das mit einem dünnen Silberkettchen versehene Amulett um. »Wie kommst ausgerechnet du hierher?« fragte er. Er entsann sich der verschiedenen Abenteuer, die sie gemeinsam erlebt hatten. »Ich hätte eher Nicole erwartet.«
    Ansu Tanaar berichtete kurz, was sie hergeführt hatte.
    »Also schlußendlich doch Merlin«, brummte der Professor.
    »Nicole und Bill sind mitgekommen«, erinnerte die Goldene. »Wir sollten sie herholen. Ich habe übrigens das dumpfe Gefühl, daß dies genau die Welt ist, auf die Merlin dich hinweisen wollte.«
    Der Professor grinste.
    »Und ich habe das dumpfe Gefühl, daß ich Merlin allmählich nicht nur gleichkomme, sondern einen Schritt vorausgehe.«
    Ansu sah sich in der Runde um.
    Marie Delaque rümpfte kurz die Nase. »Disco-Mieze«, durchzuckte ein Gedankenimpuls Zamorra und Ansu, die in diesem Moment parapsychisch »horchten«.
    Ansu lachte auf.
    »Tut mir leid, daß ich diesen Eindruck erwecke, Mademoiselle Delaque, aber irgendwie paßt dieser Anzug zu mir. Gold und Silber lieb’ ich sehr, kann’s auch gut gebrauchen«, zitierte sie.
    Die Bäuerin erblaßte. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    Die Lemurerin lächelte. »Wer kennt Sie nicht?« fragte sie zurück. »Die bekannteste und berühmteste Dame aus ganz Feurs und Umgebung?«
    Marie erstrahlte förmlich. Von diesem Augenblick hielt sie sehr viel von der Schwarzhaarigen mit ihrem Glitzeranzug. Dabei hatte sie die Hautfarbe im Kerzenlicht noch nicht einmal wahrgenommen…
    Ihr Blick fiel auf den gefesselten Rolf Kaiser. Nur kurz fuhr sie zusammen.
    »Wer ist das?« fragte sie.
    »Er war einmal ein Mensch«, sagte Zamorra. »Wir konnten bisher nicht feststellen, was er jetzt ist, da er sich sehr gut abschirmt.«
    »Wie kommt er an den Scaphander eines Druiden vom Silbermond?« fragte Ansu. Ohne eine Antwort von Zamorra abzuwarten, trat sie zu dem auf dem Boden liegenden Gefesselten.
    »Wer bist du und wie kommst du an den Anzug?«
    Rolf fuhr unwillkürlich zusammen. »Wer bist du?« keuchte er erschrocken.
    Die Goldene streckte zwei Finger der linken Hand gegen seine Stirn. Er wand sich in seinen Fesseln.
    »Ich…«
    »Ich bin Ansu Tanaar, die Priesterin des höchsten Gottes«, sagte sie hart. Ihre Stimme schnitt durch die nächtliche Luft wie ein Schwert durch warme Butter. »Rede, oder du brennst wie ein Dämon!«
    Es war Zamorra, der sich durch das eigenartige Geräusch ablenken ließ. Sein Kopf flog herum, er sah zur Tür.
    In diesem Moment änderte sich das Verhalten Rolf Kaisers.
    Er brach in ein triumphierendes, schrilles Gelächter aus.
    »Wer immer du auch bist«, kreischte er fast hysterisch, »das ist dein Ende!«
    ***
    Nicole Duval und Bill Fleming waren von dem abrupten Verschwinden der Lemurerin nicht wenig überrascht worden. Wie einen silbrigen Raketenpfeil sahen sie sie über der Stadt verschwinden.
    Nicole war die erste, die die Wahrheit erkannte.
    »Zamorra muß in der Nähe sein«, erklärte sie. »Und er muß das Amulett erkannt und zu sich gerufen haben. Und Ansu, die den Effekt nicht kannte, hat es wohl nicht losgelassen und wurde mitgerissen.«
    Bill schluckte. Er fühlte sich von etwas am Rücken berührt.
    In einer Blitzreaktion griff er nach Nicoles Hand, sprang vorwärts und riß die hübsche Französin mit sich.
    »Das bedeutet, daß wir jetzt schutzlos sind«, erklärte er und sah sich um.
    Sein Freund, der Wanderbaum, war ihnen gefolgt und hatte jetzt, da durch die Abwesenheit einerseits des Amuletts, andererseits der Lemurerin mit ihren überragenden Parakräften das Dörrfeld nicht mehr existierte, eine Chance gewittert. Das, was Bill in seinem Rücken gefühlt hatte, war ein Tentakel der mörderischen Pflanze gewesen.
    »Er hat dich wirklich zum Fressen gern«, stieß Nicole erschrocken vor. »Eine solche Anhänglichkeit gibt’s ja nicht einmal bei uns Frauen…«
    An der Grenze des Urwaldes war der klein wirkende Wanderbaum stehengeblieben und peitschte wild mit den Tentakeln, die er anstelle von Ästen besaß. Aber er schien sich nicht über die unsichtbare Grenze hinweg zu wagen.
    Sofort fühlten die beiden sich sicherer.
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