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0174 - Lupinas Todfeind

0174 - Lupinas Todfeind

Titel: 0174 - Lupinas Todfeind
Autoren: Jason Dark
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fallen.
    Gegenstand?
    Nein, ein Gegenstand war es nicht, sondern ein Mensch. Er sah aus wie eine Puppe, und als er sich jetzt unter Wasser aus irgendeinem Grund drehte, schaute ich direkt in das Gesicht.
    Ich hatte es bereits einmal gesehen. Hinter dem Sichtfenster der Waschmaschine hatte es mich angeschaut.
    Der Schreck fuhr mir in die Glieder. Es war wirklich keine Freude, mit so etwas konfrontiert zu werden. Ein makabrer Anblick, der mir nicht erspart blieb und mich an mein eigenes Schicksal erinnerte.
    Würde es mir auch bald so ergehen?
    Die Leiche trudelte weiter. Arme und Beine seltsam verrenkt und verdreht, Augen weit aufgerissen, und auch der Hals saß nicht mehr so wie er sollte.
    Man hatte dem Mann das Genick gebrochen!
    Ich merkte, wie sich ein dicker Kloß in meinem Magen bildete.
    Vielleicht gibt es Menschen, die sehr abgebrüht sind und denen so ein Anblick nichts ausmachte. Ich auf jeden Fall war es nicht. Mir ging dieses Bild durch und durch.
    Im Zeitlupentempo wurde der Tote nach unten gedrückt und berührte jetzt den Sarg. Quer fiel die Leiche darüber. Wenn ich nach, links schielte, sah ich die herabhängenden Arme. Da sich das Wasser noch nicht beruhigt hatte, klatschten die bläulich schimmernden Hände im unregelmäßigem Rhythmus gegen die gläserne Wand. Dann bekam der Tote aus irgendeinem Grund das Übergewicht und rutschte mit dem Kopf zuerst außen an der Sargwand entlang.
    Die Arme knickten weg, als sie den Boden berührten. Ein letztes Mal sah ich das entstellte Gesicht, in dem noch das Entsetzen und die Angst zu lesen waren, die dieser Mensch in den letzten Sekunden seines Lebens empfunden haben mußte.
    Dann blieb die Leiche neben dem Sarg auf dem Boden liegen.
    Allerdings nur für einen kurzen Augenblick. Der Auftrieb des Wassers brachte sie langsam wieder in die Höhe.
    Meine Gegner waren wirklich Ausgeburten der Hölle. Sie hatten ihr wahres Gesicht gezeigt und brachen alle Brücken hinter sich ab.
    Das Erscheinen der Leiche hatte mich für einige Zeit von meinen eigenen Problemen abgelenkt. Um so deutlicher wurde ich wieder daran erinnert.
    Der Luftvorrat neigte sich langsam aber sicher dem Ende entgegen. Noch konnte ich atmen, aber ich hatte längst gemerkt, daß der Sauerstoffgehalt reduziert worden war. Ich mußte immer tiefer einatmen, um meine Lungenflügel zu bewegen.
    So kam auch die Angst.
    Es war das gleiche Gefühl, das sich eingestellt hatte, als man mich bei lebendigem Leibe begrub. [1]
    Ich befahl mir selbst, die Ruhe zu bewahren. Nur nichts überstürzen, nur keine zu große Panik, das hatte alles keinen Zweck.
    Wenn ich jetzt durchdrehte, half mir das überhaupt nichts.
    Deshalb blieb ich steif liegen. In diesem gläsernen Sarg kam ich mir vor wie in einer Sauna. Ich war am gesamten Körper schweißnaß. Die Kleidung klebte auf meiner Haut.
    Es war der Angstschweiß.
    Je mehr Zeit verging, um so unruhiger wurde ich innerlich. Schon bald kostete es mich eine fast übermenschliche Anstrengung, ruhig liegenzubleiben. Am liebsten hätte ich gegen die Innenwände getrommelt und geschrien.
    Das half nichts. Durch solche Reaktionen brachte ich mich nur noch mehr in Gefahr. Denn dann würde ich schneller sterben.
    Der Tote stieg weiter der Oberfläche entgegen. Er schwebte bereits über dem Sarg. Die dicken Scheiben verzerrten sein Bild zu einem grotesken Schatten.
    Für mich wurde es schlimm.
    Es ist ein Irrtum zu glauben, daß es am schlimmsten ist, wenn einem zwei oder drei Zombies gegenüberstehen. Das ist zwar auch arg, aber da kann man sich noch wehren. Dieser Horror hier war wie ein schleichendes Gift, das langsam herannahte und immer stärker wurde, bis es zu einer regelrechten Explosion kam.
    Ich atmete jetzt schwer und keuchend. Auch mein Gedächtnis wollte nicht mehr so recht funktionieren. Noch einmal rief ich mir die Szene zurück.
    Hatten Lupina und ihre Komplizen nun geblufft, als sie über die nächste Nacht sprachen, in der sie mich töten wollten, oder wollten sie mich als Toten dorthin schleppen?
    Diese Frage wurde für mich zu einer quälenden Folter. In meiner Verzweiflung zog ich sogar die Beine an so weit es ging und stemmte die Knie gegen die Unterseite des Sargdeckels. Vielleicht bekam ich den verdammten Deckel los.
    Es war ein reiner Wunschtraum. Das Wasser über mir übte einen viel zu starken Druck aus. Hinzu kam noch die Gummileiste, die die beiden Sarghälften festhielt.
    Das hätte selbst Hercules nicht geschafft.
    Erschöpft blieb ich auf dem
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