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0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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und schlug mit der Handfläche gegen das Kühlfach, in dem Leftys Leiche lag. »Die Menschen dort unten haben Angst«, sagte er. »Angst vor Lefty und seinesgleichen. Sie dürfen dieses Wohnviertel nicht mit der Gegend vergleichen, in der Sie vermutlich aufgewachsen sind. Dort unten herrschen Gewalt und Angst. Niemand würde uns freiwillig Informationen geben, wenn er noch ein bißchen an seinem Leben hängt.«
    »Aber Sie sind angerufen worden«, sagte Nicole. »In der Zeitung stand…«
    Perkins unterbrach sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ein anonymer Anruf. Wir wissen nicht, wer es war, und er würde es selbst dann noch ableugnen, wenn wir ihn mit dem Hörer in der Hand erwischt hätten. Sicher gibt es Zeugen, die genau gesehen haben, wie es passiert ist, und wahrscheinlich gibt es ein Dutzend Menschen oder mehr, die die Täter ganz genau kennen. Aber wenn sie uns gegenüber den Mund aufmachen würden, könnten Sie sich genausogut gleich aufhängen, Miß. Lefty und seine Bande waren die unumschränkten Herrscher in diesem Viertel. Aber daß sie tot sind, bedeutet nicht, daß es keine Nachfolger gibt. Wer immer sie umgebracht hat, hat damit bewiesen, daß er stärker ist als sie - und er hat den Menschen dort unten damit gleichzeitig demonstriert, was sie erwartet, wenn sie zur Polizei gehen. Die Gegend dort unten ist ein Sumpf, Miß, und die Leute leben in einem Teufelskreis, den kaum einer je durchbrechen kann.« Er stieß sich von der Wand mit den Kühlfächern ab und ging zum Ausgang. »Kommen Sie. Alles andere können wir genausogut oben in meinem Büro besprechen. Dort ist es gemütlicher.« Er wartete, bis Zamorra, Nicole Duval und Bill den Raum verlassen hatten, dann löschte er das Licht und verschloß die Tür sorgfältig.
    »Sie sind ziemlich pessimistisch für einen Polizeiinspektor«, sagte Zamorra, als sie hintereinander die Treppe hinaufstiegen.
    Perkins sah über die Schulter zurück. »Nicht pessimistisch - realistisch. Ich habe als Streifenpolizist angefangen. Ich kenne diese Stadt, Mister, und ich kenne die Leute, die in ihr leben.«
    »Trotzdem glaube ich, daß sie sich irren«, beharrte Zamorra. »Zumindest in diesem Fall.«
    Perkins blieb stehen und funkelte Zamorra mit neu erwachtem Ärger an. »Ich glaube, ich habe schon einmal gesagt, daß ich mich lieber auf meinen gesunden Menschenverstand verlasse als auf irgendwelchen Hokuspokus«, sagte er. Sein normalerweise blasses Gesicht rötete sich vor Zorn, und seine Stimme zitterte hörbar, als er weitersprach. »Ich habe von meinen Vorgesetzten die Anweisung erhalten, Sie in jeder Beziehung zu unterstützen und Ihnen alle Informationen, die ich erhalte, unverzüglich auszuhändigen. Ich weiß nicht, wer oder was Sie sind, daß man Ihnen solche Privilegien einräumt, aber eines weiß ich genau: Ich bin seit dreißig Jahren Polizist, und ich habe bisher noch jeden Fall gelöst - auf meine Weise. Ich werde auch diesen lösen. Und wenn Sie mir dabei in die Quere kommen, werde ich Sie kaltstellen lassen, Mister, egal, was für eine heilige Kuh Sie sind.« Er funkelte Zamorra noch einen Herzschlag lang wütend an, dann drehte er sich herum und lief mit schnellen Schritten die Stufen empor, ohne auf seine Begleiter zu achten.
    Zamorra starrte ihm nachdenklich hinterher.
    »Der hat dir’s aber gegeben«, sagte Bill Fleming spöttisch.
    Zamorra nickte zögernd. »Ja«, murmelte er besorgt. »Perkins gehört zu den Menschen, die einfach nicht begreifen wollen, daß es außer dem Kosmos, den wir sehen und begreifen können, noch andere Dinge gibt.«
    »Ich glaube«, sagte Nicole, »daß er uns noch eine Menge Schwierigkeiten machen wird.«
    »Bestimmt«, nickte Zamorra. »Ich hoffe nur, ich kann ihn überzeugen, ehe es zu spät ist.«
    ***
    Die Zeiger der großen, altmodischen Standuhr, die die Südwand von Nortons Wohnzimmer beherrschte, hatten sich der Zwölf genähert, aber die Stimme in seinem Kopf hatte sich bisher nicht mehr gemeldet.
    Norton atmete hörbar ein. Er zitterte am ganzen Körper, obwohl er seit Stunden hier im Sessel saß und sich nicht rührte. Die geistige Fessel war längst von ihm abgefallen, aber er war trotzdem nicht dazu fähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Zuerst war es die Angst gewesen, die ihn gelähmt hatte, aber das Gefühl war schnell verflogen. Angst, wirkliche, panische Angst, hält nie sehr lange an. Aber danach war die Verzweiflung gekommen, das Wissen, etwas Schreckliches getan zu haben, das Wissen,
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