Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0171 - Hexenreigen

0171 - Hexenreigen

Titel: 0171 - Hexenreigen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
verfolgte, wie sich die goldhäutige Frau davonbewegte. Sie stieg höher und höher empor und jagte dann pfeilschnell davon, nur gehalten und vorangetrieben durch ihre Parakraft.
    Für den schwarzen Panther begann das Warten auf den Moment ihrer Rückkehr.
    ***
    Klaus Zwiehaus hatte gut geschätzt. Nach einer knappen halben Stunde erreichte er die Stelle, an der eine kleine Holzbrücke über den Graben führte, der an der schnurgeraden Straße letzter Ordnung entlang angelegt worden war. Die Straße war gewissermaßen die Grenze; nicht allein, daß sie den Namen »Zollweg« trug - rechts war Ackerland, links Moor. Zwiehaus überschritt die kleine Brücke und fand sich unversehens auf weichem Boden wieder. Der See lag etwa hundertfünfzig Meter weiter entfernt.
    Aber dort befand sich niemand!
    Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, während er lauschte. Ein paarmal geriet er in Morast und rettete sich durch rasche Flucht dorthin, wo das trockene Gras festen Untergrund versprach. Er lauschte den vielfältigen Geräuschen. Menschliche Stimmen waren nicht darunter.
    Er sah auch niemanden.
    Aber ihm war auch niemand entgegengekommen !
    Die Befürchtung, daß etwas Katastrophales geschehen war, wurde in ihm immer größer. Plötzlich sah er den halbgeleerten Bierkasten, der herrenlos da stand.
    »Flaschenpfand«, murçnelte er. »Sie hätten ihn niemals so einfach hier stehen gelassen…«
    Aber wo waren die acht Personen?
    Sein Fuß stockte. Er hatte ein Kleiderbündel entdeckt. Hier hatte sich jemand ausgezogen. Ein Bad im Moorsee im silbernen Mondlicht?
    Noch drei weitere Ansammlungen fand er. Aber sie konnten doch nicht alle vier ertrunken sein! Und die anderen… !
    »Hallo!« schrie er. Wieder und wieder machte er sich lautstark bemerkbar. Doch niemand rührte sich. Es gab keine Antwort.
    Was war hier geschehen?
    Zu der Sorge um die Verschwundenen kam plötzlich Angst. Er war einer der Leiter des Seminars. Wenn hier acht Personen verschwunden oder vielleicht sogar tot waren, fiel das mit unter seine Verantwortung. Man würde auch ihn zur Rechenschaft ziehen.
    Der blonde Hüne ballte unwillkürlich die Fäuste. Das durfte doch nicht wahr sein!
    Er begriff nicht, auf welche Weise acht Personen verschwunden sein konnten. Es ging einfach nicht in seinen Kopf. Was war hier geschehen?
    Der Bierkasten hatte ihm als Sitzgelegenheit zu dienen. Er starrte auf den See hinaus. Was sollte er tun? Die Polizei informieren? Es war wohl zweifelsfrei das Vernünftigste. Aber irgendwie schreckte er noch davor zurück. Dabei konnte er nicht einmal sagen, warum. Daß er über das Verschwinden Rechenschaft abzulegen hatte, war ihm klar. Es war einfach nicht möglich, das Verschwinden zu vertuschen. Das war also nicht der Grund seines Zögerns, außerdem hätte es nicht seinem Wesen entsprochen, vor einer Verantwortung zu fliehen. Aber es war etwas anderes.
    Und plötzlich - von einem Augenblick zum anderen - hatte er Kontakt!
    ***
    Zorr näherte sich seinem Ziel. Seine Sehzellen nahmen die Körper bereits wahr, die er seit kurzer Zeit gespürt hatte. Auf seinen hohen Geh-Wurzeln bewegte er sich ziemlich rasch vorwärts. Äste und Blätter schwangen in aufgeregtem Rhythmus auf und ab.
    Er zählte acht Körper. Näher und näher kam er ihnen. Sie bewegten sich nicht und schienen von seiner Annäherung nichts zu ahnen. Zorr äußerte seine Zufriedenheit durch starkes Rascheln der sichelartigen Blätter.
    Plötzlich nahm er eine Sendung auf. Zwei Bewußtseine waren aktiv und schufen einen Kontakt in eine Sphäre, in die Zorrs Geist ihnen nicht folgen konnte. Er nahm die Impulse nur wahr, die von wachen Gehirnen ausgestrahlt wurden.
    Zorr versuchte die Signale zu deuten. Doch es gelang ihm nicht. Sie waren ihm zu fremd. Er ahnte nur, daß sie irgend etwas bedeuteten, das nicht in seinem Sinn sein konnte. Zorr bewegte sich schneller.
    Er versuchte festzustellen, welche beiden der acht Körper sendeten. Doch es gelang ihm nicht, sie auszusondern. Sie lagen zu dicht beisammen.
    Noch eine Merkwürdigkeit stellte Zorr fest.
    Sie schienen zu senden, während sie ohne Bewußtsein waren!
    Da hatte er sie erreicht und streckte Wurzeln und Äste nach dem Nächsterreichbaren aus…!
    ***
    Es war ein Kontakt, der nicht mit Worten zu beschreiben war. Zwiehaus »sah« plötzlich eine Serie von Bildern, die irgendwie direkt in seinem Bewußtsein entstanden.
    Er »sah« die acht Verschwundenen. Sie lebten noch, existierten irgendwo, in unmittelbarer Nähe und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher