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0171 - Hexenreigen

0171 - Hexenreigen

Titel: 0171 - Hexenreigen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Viechern aufgetaucht! Vielleicht gibt es sie gar nicht…«
    Gregor schüttelte entschieden den Kopf. »Natürlich gibt es sie, sonst würde auf dem Schild nicht davor gewarnt…«
    »Wenn eine Kreuzotter auftaucht«, stellte Wilfried fest, »werde ich ein schauerliches Gebrüll ausstoßen. Davor wird sie sich so erschrecken, daß sie glatt im Moor versinkt. Hast du noch ’ne Flasche Bier da?«
    Beatrix griff in den Kasten und holte eine Flasche heraus, um sie Wilfried in die Hand zu drücken, »öffnen mußt du sie aber selbst…«
    An dieser Stelle war das Moor relativ harmlos. Gefährlicher wurde es erst jenseits des Sees in Richtung Süden. Hier war nur Randzone, hier war der Boden noch ziemlich fest und die gefährlicheren Stellen gut erkennbar. In diesem Gebiet war noch niemand versunken.
    Moor und See lagen nur wenige Kilometer von Neuenburg im Grenzgebiet zwischen Ammerland und Ostfriesland entfernt. Neuenburg war ein romantisches Dörfchen, beträchtlich abseits der Autobahn Oldenburg-Wilhelmshaven, in einer Gegend, in der die Leute noch höflich und zuvorkommend sind und in der sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Eine Unzahl von Dörfern befand sich in der nächsten Umgebung, die im Grunde nur aus jeweils ein oder zwei Häusern bestanden. Neuenburg besaß immerhin ein Schloß und eine Kirche.
    Das Moor lag etwas abseits. Der schnurgeradeaus dorthin führende Weg ging an einer Jugendherberge vorbei, und diese Herberge, zu der das Örtchen Ruttelerfeld gehörte, war es, von der die kleine Gruppe zu nächtlicher Stunde aufgebrochen war, um den Moorsee mit dem beeindruckenden Namen »Lengener Meer« zu mitternächtlicher Stunde zu erleben. Mondscheinromantik wurde immer noch großgeschrieben.
    Ein Fenster der für diese Gegend erstaunlich modern eingerichteten und für ihr hervorragendes Essen berühmten Herberge war angelehnt geblieben. Irgend jemand hatte noch bei Tageslicht aus der »Schaumburg«, einer Gaststätte in der etwa einen Kilometer entfernten und aus zwei bis drei Gehöften bestehenden Ortschaft Neuenburgerfeld, einen Kasten Bier besorgt, und jetzt befanden sie sich am Moor. Sie gehörten zu einer rund vierzigköpfigen Gruppe von Freizeithelfern, die hier ein Schulungsseminar durchführten, um das erworbene Wissen dann später in Freizeitfahrten mit Kindern und Jugendlichen anzubringen.
    Jetzt befanden sie sich am Zielort. Irgend jemand hatte unterwegs versucht, Spukgeschichten zu erzählen, war aber von den Mädchen abgeblockt worden. Das Moor als solches war unheimlich genug mit seinem stellenweise hörbaren Blubbern, Glucksen und Zirpen. Bei Tageslicht war der Eindruck völlig anders, bei Nacht reichte allein das Wort »Moor«, um einen Schauder hervorzurufen.
    Die blonde Uschi zeigte den ersten Anflug von Leichtsinn. Sie zog Stiefel und Socken aus, rollte die Hosenbeine bis zu den Knien hoch und ließ sich auf den Befestigungspfählen nieder, um die Füße im Wasser baumeln zu lassen. Gregor sah es mit einigem Mißtrauen. Er wußte, daß es hier Kreuzottern gab. Aber vielleicht schliefen sie bei Nacht, oder sie wurden von den Stimmen und der entfesselten Hektik abgeschreckt. Besonders gut kannte er sich mit den Verhaltensweisen dieser glatten Reptile nicht aus.
    »Weiß eigentlich einer, wie tief das Wasser hier ist?« fragte Uschi. Hätten sie und Monica nicht unterschiedliche Kleidung getragen, wären sie nicht auseinanderzuhalten gewesen. Gregor grinste. »Etwa eineinhalb Meter«, erklärte er. »Zumindest hier vorn. Ganz genau haben wir es noch nicht ausgemessen, aber es ist ein Schätzwert.«
    Er war nicht zum ersten Mal hier. Er hatte schon als Betreuer bei einigen Kinderfreizeiten mitgeholfen, die ebenfalls in der Jugendherberge Ruttelerfeld stattgefunden hatten und auch weiterhin stattfinden würden. »Wir machen mit den Kindern grundsätzlich eine Wanderung zum Moor«, erklärte er, »und die können sich nichts Herrlicheres vorstellen, als sich in dem Torfschlamm zu suhlen und anschließend zwecks Reinigung von uns hier im See eingetaucht zu werden.«
    »Ist das Baden denn hier erlaubt?« fragte Uschi.
    Gregor zuckte mit den Schultern. »Ich sehe kein Schild, auf dem es verboten wäre. Vielleicht reicht allein die Schwärze des Wassers aus, um abschreckend zu wirken. Man kann höchstens fünf Zentimeter tief blicken, dann ist alles dunkel.«
    Uschi bewegte die Beine und spritzte auf den See hinaus. »Ich hätte Lust, es mal auszuprobieren«, sagte sie.
    Gregor zuckte mit den
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