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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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der Tasche.«
    »Und nachts?«
    »Unter dem Kopfkissen. Da kommt niemand ran.«
    »Und wie ist es mit Ihren Koffern? Befindet sich darin gar nichts, woraus man Ihren Beruf und vielleicht sogar Ihren Auftrag ersehen kann?«
    »Gewiss, ich habe in einem meiner Koffer ein Geheimfach, aber es ist mit Stahlblech gefüttert und hat außerdem ein kompliziertes Patentschloss.«
    Lieutenant Blyle machte ein Gesicht, als wolle er sagen: du armseliger Schlucker.
    »Patentschlösser sind dazu da, um geöffnet zu werden«, lächelte er. »Es gibt hier Spezialisten, denen kein Schloss, ganz gleich, welcher Art, Schwierigkeiten bereitet. Sie, Mister Cotton, vergessen immer, dass Hongkong leider der Schmelztiegel der chinesischen Gangster ist.«
    Er versprach, den Inspektor zu orientieren. Er wollte uns sogar mit einem Polizeiwagen nach Hause fahren lassen, aber so weit wollten wir es denn doch nicht treiben. Wir zogen es vor, die paar hundert Meter bis zum Hotel zu Fuß zu gehen.
    In den Zimmern war es, trotz der offenen Fenster, immer noch schwül. Wir badeten und krochen unter die Moskitonetze.
    Ich war todmüde und schlief auch ohne Opiumpfeife wie ein Toter. Ich erwachte erst, als Phil mich um neun Uhr morgens weckte.
    »Sommerset war vorhin am Telefon«, sagte er. »Er tobte natürlich und hat sich von mir diesen Tsching Po Club, so gut ich das konnte, beschreiben lassen. Er nimmt an, dass er irgendwo am Abhang des Victoria Peak liegt. Daher die Treppe. Trotzdem hat er wenig Hoffnung, den Laden zu finden, und wenn, werde bestimmt niemand von dem Vorfall etwas wissen. Übrigens hat man Kongs Leiche bereits gefunden. Sie lag in einem Park und wies ein paar Messerstiche auf. Außerdem war sie vollständig ausgeraubt. Selbstverständlich kann der Arzt feststellen, dass die Stiche dem Toten beigebracht worden sind - in Wirklichkeit starb Kong an einem Halswirbelbruch. -Trotzdem weist der ganze Tatbestand auf einen Raubmord hin, und das war natürlich beabsichtigt.«
    »Und was nun?« fragte ich ziemlich ratlos.
    »Das mag der-Teufel wissen. Ich komme mir vor wie ein Fisch auf dem Trockenen. Wir sitzen hier wie bestellt und nicht abgeholt. Ich zweifle nicht daran, dass Sommerset die beste Absicht hat, uns zu helfen, aber er kann es nicht. Bei uns sind die meisten Gangster schmutzige Außenseiter, hier jedoch scheinen sie hoch achtbare Millionäre zu sein.«
    Bevor ich meinem Herzen Luft machen konnte, klopfte es.
    »Herein«, rief ich.
    Es erschien ein kleiner chinesischer Boy mit einem Telegramm. Der Inhalt war chiffriert. Im Klartext lautete er: »wenn sie hilfe brauchen so wenden sie sich an won tung sui in chuloong street stopp er war bis vor zwei jahren Vertrauensmann des fbi stopp ist zuverlässig stopp high«
    Mr. High war unser höchster Chef in New York. Wenn er schrieb, dieser Won Tung sei vertrauenswürdig, dann stimmte das.
    Wir waren so vorsichtig, kein Taxi zu benutzen. Wir kletterten in einen Bus und waren erstaunt, als der Schaffner uns schon an der nächsten Haltestelle bedeutete, dass wir angelangt seien.
    Die Chuloong Street war nicht lang. Sie zog sich von Queens Road bis zum Hafen hinunter. Leider jedoch hatte Mr. High uns keine Hausnummer angegeben. An der Ecke befand sich ein chinesisches Theater, und danach kamen eine Menge Läden, Kneipen und Bars, aber leider waren sämtliche Beschriftungen krause, chinesische Zeichen, von deren Bedeutung wir keine blasse Ahnung hatten. East waren wir an der Pier angelangt, als uns ein Polizist in die Finger lief.
    »Won-Tung Sui«, sagte ich und machte eine weltumfassende Bewegung, um anzudeuten, dass der Mann sich hier irgendwo aufhalten müsse.
    »Yes, Mister, well, Mister«, grinste er, und dann zeigte er genau auf die Kneipe, vor der wir standen und aus der ein Lärm drang, der entsteht, wenn ein auf Straßenlautstärke gestellter Radioapparat sich mit einer Musikbox um den Vorrang streitet.
    Misstrauisch stießen wir die nur halbhohe Schwingtür auf und prallten unwillkürlich zurück. Der-Tabakqualm, vermischt mit dem Gestank von ranzigem Bohnenöl und anderen »Düften«, die ich nicht definieren konnte, stand vor uns wie eine Mauer. Erst langsam erkannten wir, dass wir uns in einer typischen Hafenbar befanden. Es gab nur wenige Tische, und diese waren dicht belagert. Dazwischen produzierte sich ein schwer angeheiterter Matrose mit einer zierlichen Chinesin.
    Die Umsitzenden begleiteten den Tanz, den er wohl im finstersten Afrika gelernt hatte, mit begeistertem,
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