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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Ihren Träumen die beiden Mädchen erdrosselt oder auf andere Art getötet neben sich gefunden hätten, natürlich wäre die Polizei auch zur Stelle gewesen. Sie wären zwar nicht vor Gericht gestellt worden, aber Sie hätten fluchtartig abreisen müssen, und das war der Zweck der Übung. Bitte, beschreiben Sie mir die beiden Männer ganz genau. Ich werde ein paar zuverlässige Leute beauftragen, nach ihnen zu suchen.«
    »Brauchen Sie Geld?« fragte ich.
    »Schließlich müssen Sie die Betreffenden wahrscheinlich bezahlen.«
    »Ich wollte gerade darauf kommen. Selbstverständlich kann ich es vorlegen, aber wenn Sie so gut sein wollen, mir etwas hier zu lassen, so wäre das sehr nett. Doch bitte, keinen Scheck. Geben Sie mir Geld, und zwar in kleinen Noten.«
    Ich zählte ihm hundert Hongkong-Dollars auf den Tisch des Hauses, die er in einer Geldkatze am Gürtel verstaute.
    Dann schien ihm etwas einzufallen.
    »Bleiben Sie bitte hier und rühren Sie sich nicht von der Stelle, gleichgültig, was draußen geschieht.«
    Er verschwand, und ich hörte, wie er den Schlüssel im Schloss drehte.
    »Eingesperrt«, grinste Phil. »Ich möchte nur wissen, warum er das tut?«
    Wir schwiegen und lauschten. Wir schenkten uns noch einmal ein. Der Whisky war gut und floss angenehm kühl durch die Kehle und in den Magen, wo er eine genauso angenehme Wärme verbreitete. Es vergingen fast zehn Minuten, und dann hörten wir plötzlich von draußen laute Stimmen. Gläser klirrten, etwas fiel um, jemand schimpfte, und dann schrie einer, als ob er geschlachtet würde. Danach trat wieder Ruhe ein. Es dauerte noch eine ganze Zeit lang, bis Won zurückkam. Er lächelte.
    »Ich habe richtig getippt«, sagte er. »Sie wurden von einem Spitzel verfolgt, und diesen Spitzel hat man so verdroschen, dass er für ein paar Tage außer Kurs gesetzt ist. Ich hatte natürlich nichts damit zu tun. Einige Gäste haben Streit mit ihm angefangen. Es hat ein paar Dollars gekostet, aber das ist weiter nicht schlimm.«
    Won gab uns den Rat, den Kong uns auch schon gegeben hatte: nach Möglichkeit im Hotel zu bleiben und uns vor Freundschaften zu hüten. Er werde von sich hören lassen.
    »Bitte, kommen Sie nicht mehr hierher«, sagte er zum Schluss. »Es wäre für Sie und auch für mich gefährlich.«
    Wir verheßen Won durch eine Hintertür, durchquerten zwei Höfe, wo wir spielende Kinder, flatternde, zum Trocknen auf gehängte Wäsche und Frauen antrafen, die ihre Mahlzeit über kleinen Holzkohlenbecken kochten.
    Immer wieder staunte ich darüber, wie diese Chinesen es fertig brachten, auf allerengstem Raum in Mengen zusammenzuleben, zu schlafen, zu essen und dabei noch vergnügt zu sein.
    Wieder einmal schlugen wir eine uns erteilte Warnung in den Wind. Anstatt auf dem schnellsten Weg ins Hotel zurückzukehren, bummelten wir durch die für uns so fremden und doch so heimischen Straßen. Gerade die schmalen Gassen hatten es uns angetan. Da waren die niedrigen Gewölbe der Kupfer- und Silberschmiede, der Juwelenhändler, die in ihren winzigen Schaufenstern Steine und Schmuck von seltener Schönheit ausgestellt hatten, und der Ramschhändler, die mit abgetragenen europäischen Kleidungsstücken und alten Schuhen handelten. Zwischen diesem alten Kram sahen wir einmal als besondere Attraktion ein Nachtgeschirr aus hellblauem Kunststoff.
    »Ob das wohl einen Käufer finden wird?« griente Phil. »Und was der dann wohl damit machen wird?«
    Wir lachten beide. Da wären wir um ein Haar mit den zwei Mädchen Joice und Hazel zusammengeprallt, die uns die Bekanntschaft mit den beiden zweifelhaften Gestalten vom Vorabend vermittelt hatten. Sie begrüßten uns freundlich und waren vollkommen damit einverstanden, als wir sie zu einem Drink einluden. Da wir nicht wussten, wohin wir gehen sollten, Üeßen wir uns gern ins Schlepptau nehmen.
    So landeten wir in der Horse Shoe Bar, und beim zweiten Cocktail tippte ich einmal vorsichtig an, um zu erfahren, wer die Männer seien. Leider wurden wir enttäuscht. Die Mädchen wussten es selbst nicht. Sie erzählten glaubwürdig, sie hätten Jules und Clem in einem italienischen Eissalon kennen gelernt. Diese hätten ihnen zehn Dollar angeboten, wenn sie mit uns flirten würden. Wenn die Bekanntschaft dann gemacht und besiegelt war, sollten sie sich auf ein Zeichen verdrücken. Das hatten sie - wenn auch sehr ungern - getan.
    Beim dritten Cocktail hatten die Mädchen schon einen kleinen Schwips und erklärten mit liebenswürdiger
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