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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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rhythmischem Händeklatschen. Es war eine recht gemischte Gesellschaft. Neben chinesischen Kulis hockten Seeleute aller Nationen. Und natürlich gab es geschminkte Mädchen, die in keiner derartigen Bar fehlten. Hinter dem Schanktisch hantierte ein hoch gewachsener, fetter Chinese zwischen Gläsern, Flaschen und Fliegenschwärmen. Mit einiger Mühe drängelten wir uns durch.
    »Sind Sie Mr. Won?« fragte ich und war erleichtert, als der Mann uns in leidlich gutem Englisch bestätigte, das sei sein Name.
    »Wir kommen aus New York«, sagte ich leise, »und wir sollen Sie grüßen.«
    »Von wem?«
    Das freundliche Lächeln stand immer noch in seinem Gesicht aber seine Hand war unter der Theke verschwunden. Da begriff ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Wenn Won Vertrauensmann des FBI gewesen war, so gab es ganz bestimmt in New York eine Anzahl Leute, die ihm ans Leder wollten. Ich antwortete also schnell:
    »Von Mr. High.«
    Er schien immer noch misstrauisch zu sein.
    »Dann haben Sie doch bestimmt Ihren Stern bei sich.«
    Ich griff in die Hosentasche und zeigte ihm den blaugoldenen Stern, das Erkennungszeichen für die Agenten des Federal Bureau of Investigation.
    »Okay«, sagte er. »Haben Sie ein Anliegen?«
    »Sicherlich, sonst kämen wir nicht zu Ihnen.«
    Er nickte.
    »Ma, komm doch mal einen Augenblick.« Natürlich rief er das auf Chinesisch, aber ich erkannte an den Folgen, was er gesagt hatte.
    Eine Frau, die nur halb so groß, dafür aber wesentlich dicker war, erschien auf der Bildfläehe. Offenbar kam sie aus der Küche, denn sie brachte einen ganzen Schwall von Speisegerüchen mit, die sich mit den bereits vorhandenen mischten. Sie ratterte los wie ein Maschinengewehr und fuchtelte mit den Händen. Anscheinend versuchte sie, ihrem Herrn und Gebieter klarzumachen, dass sie zurzeit nicht abkömmlich sei. Der sagte nur ein paar Worte. Die Alte musterte uns verstohlen und machte sich daran, die ungeduldigen Gäste zu bedienen. Der Chinese winkte uns und lotste uns in ein winziges Hinterzimmer, in dem es bezeichnenderweise nach Opium duftete.
    Er nötigte uns zum Sitzen, ging nochmals nach draußen und kam mit einer noch verschlossenen Flasche Scotch, Gläsern und Eis zurück. Er schenkte ein, setzte sich uns gegenüber und legte seine mächtigen nackten Unterarme auf die Tischplatte. Dann sah er uns erwartungsvoll an.
    »Wir suchen zwei Leute, einen Schotten namens McDonald und seinen Freund Kun Fong Mi…«
    Auch er konnte natürlich das R nicht sprechen und verwendete dafür das L.
    Bevor ich weiterreden konnte, meinte er schon:
    »Ich weiß. Die beiden sind aus den Staaten hierher gekommen, um ihre Geschäfte von Hongkong aus zu betreiben.«
    »Sicherlich wissen Sie auch, was für Geschäfte das sind?« meinte Phil.
    »Ich bin im Bilde, und trotzdem muss ich Sie enttäuschen. Die beiden Namen sind mir bekannt, aber damit hört meine Wissenschaft auf. Das Einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass sie nur die Untergebenen, gewissermaßen die Strohmänner für einen anderen sind, der im Verborgenen bleibt. Selbst wenn Sie die zwei Leute erwischen, haben Sie nichts erreicht. Sie können jeden Tag durch andere ersetzt werden.«
    »Wir müssen sie aber zu fassen kriegen, und nicht nur sie, sondern auch den, der hinter ihnen steht«, entgegnete ich.
    »Da haben Sie sich sehr viel vorgenommen«, lächelte er. »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Zwei Tage.«
    »Ich wundere mich tatsächlich, dass Sie noch leben«, war seine Antwort. »Der ›Herr des roten Mohns‹ macht im Allgemeinen wenig Federlesen mit Personen, die ihm im Wege sind.«
    Jetzt erst gab ich einen kurzen Abriss dessen, was wir in den letzten achtundvierzig Stunden erlebt hatten. Ich erzählte ihm von der Prügelei in der Kings Bar und von dem Besuch im Tsching Po Club. Er hörte geduldig zu und nickte von Zeit zu Zeit.
    »Das sind so die üblichem Methoden«, meinte er. »Zuerst eine Tracht Prügel als Abschreckimg. Wenn das nicht hilft, wie bei Ihnen, versucht man es auf andere Weise. Ich zweifele nicht daran, dass Ihre beiden Bekannten von heute Nacht beauftragt waren, Sie in den Club zu bringen. Sie sollten spielen und hätten zweifellos haushoch verloren, so hoch, dass man ein Druckmittel in der Hand gehabt hätte. Als das nicht funktionierte, wollte man Sie unter Opium setzen. In diesem Zustand tun Leute, die nicht daran gewöhnt sind, die unglaublichsten Dinge. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass Sie beim Erwachen aus
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