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017 - Frankensteins Verwandlung

017 - Frankensteins Verwandlung

Titel: 017 - Frankensteins Verwandlung
Autoren: James R. Burcette
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schon ganz gut. Besten Dank für Ihre Hilfe.«
    »Benötigen Sie noch …«
    »Danke.«
    Birgit schloss die Kabinentür und torkelte auf das Bett zu. Im Vorbeigehen sah sie, dass der Kapitän Wort gehalten hatte und ihr ein Kostüm hatte bringen lassen.
    Sie warf sich aufs Bett und schlief augenblicklich ein. Als sie nach einigen Stunden erwachte, fühlte sie sich angenehm frisch. Das Betäubungsmittel hatte keine Nachwirkungen hinterlassen.
    Sie nahm das Kostüm in die Hand. Eigentlich hatte sie jetzt keine Lust mehr, am Bordfest teilzunehmen, aber auf der anderen Seite wollte sie auch nicht in der Kabine bleiben und auf das Eintreffen Howard Hestons warten.
    Das Kostüm war nicht besonders originell. Es war das Gewand einer Mexikanerin, das zu ihrem silberblonden Haar nicht recht passte. Doch auch daran hatte der Kapitän gedacht; eine langhaarige schwarze Perücke lag ebenfalls dabei.
    Sie schlüpfte in den bunten weiten Rock und die Riemensandalen, zog sich die weitärmelige weiße Bluse an und blieb vor dem Spiegel stehen. Lächelnd steckte sie sich das lange Haar hoch und setzte die Perücke auf. Niemand würde sie in diesem Aufzug erkennen.
    Als letztes befestigte sie den Spitzenschleier und band sich die rote Augenmaske vor.
    Als sie die Tür öffnete, hörte sie Musik und Gelächter. Vor der Kabine Dr. Lassitters blieb sie kurz stehen, ging aber rasch weiter. Sie wollte nicht an den Arzt und das schlafende Ungeheuer erinnert werden. Rasch ging sie aufs Oberdeck. Überall sah sie maskierte, fröhliche Menschen. Die Kostüme waren allesamt nicht sehr originell. Innerhalb weniger Minuten sah sie ein halbes Dutzend Mexikanerinnen, Cowboys und Hawaiimädchen.
    Ein Mandarin packte sie um die Hüfte und zog sie an die Bar. Sie hatte nichts dagegen.
    »Was trinken Sie?« fragte Matt Hoyt.
    »Was würden Sie empfehlen?« fragte Birgit.
    »Nun, für eine glutäugige Mexikanerin kommt nur ein Tequila in Frage.«
    »Erraten.« Birgit lächelte.
    Hoyt bestellte zwei doppelte.
    »Auf Ihr Wohl!« sagte er und hob das Glas. »Ich werde Sie Roswitha nennen.«
    »Dagegen muss ich protestieren«, sagte Birgit. »Nennen Sie mich Guadelupe.«
    »Daran zerbreche ich mir die Zunge.« Matt schmunzelte. »Wie wär’s mit Lupe?«
    »Einverstanden«, sagte sie und kratzte ihre Spanischkenntnisse zusammen. »Yo soy Mexicana. Como esta usted?«
    Matt sah sie verständnislos an.
    »Was haben Sie gesagt?« fragte er verwundert.
    »Como se llama usted?«
    »Wollen wir nicht doch lieber eine Sprache sprechen, die ich verstehe?«
    Birgit schüttelte den Kopf. »Es insuportable, usted!«
    »Ich flehe Sie an!« wimmerte Matt.
    »Sprechen Sie normal!«
    Birgit lachte.
    »Was haben Sie mir da alles auf spanisch gesagt? Wahrscheinlich lauter Bosheiten, was?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein. Ich sagte, dass ich Mexikanerin sei, und erkundigte mich höflich, wie es Ihnen geht. Dann fragte ich nach Ihrem Namen, und als ich darauf keine Antwort bekam, behauptete ich, dass Sie unerträglich seien.«
    »Finden Sie mich wirklich unerträglich?« fragte Matt Hoyt erschrocken.
    »Na ja«, sagte Birgit spitz, »bis jetzt haben Sie mir noch immer Ihren Namen nicht verraten.«
    »Wu Chang«, sagte Matt ernsthaft und verbeugte sich. »Kaiser von China. Ich reise inkognito.«
    »Welche Ehre!« Birgit lachte. »Wie darf ich Eure Herrlichkeit ansprechen?«
    »Unter Freunden ziehe ich die Anrede Wu vor«, sagte Matt und winkte dem Kellner.
     

     

Lassitter saß verbittert in seiner Kabine und trank weiter. Gelegentlich hatte er zu Birgit gesehen, doch sie hatte ihre Kabine abgeschlossen. Vom Kapitän hatte er erfahren, dass sie als Mexikanerin am Bordfest teilnehmen würde. Er hatte mit ihr sprechen und sie bitten wollen, dass sie dem Kapitän nichts von seinen plumpen Annäherungsversuchen erzählen sollte, doch jetzt war ihm auch das gleichgültig.
    Eine Flasche Wein hatte er bereits ausgetrunken und die zweite war zur Hälfte geleert.
    Er hatte genug von allem; von seinem Posten als Schiffsarzt, von den Wehwehchen der neurotischen Millionärsfrauen, von seinem verpfuschten Leben.
    »Ich will nicht mehr«, sagte er leise. »Ich kann nicht mehr. Seit Elisabeth tot ist, ist alles vorbei.«
    Vor Jahren hatte er eine gut gehende Praxis in Los Angeles gehabt, als seine Frau aber bei einem Autounfall starb, zerbrach etwas in ihm. Er begann zu trinken, und die Patienten blieben allmählich aus. Er wurde mürrisch und unhöflich, und es ging immer mehr
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