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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Jo Zybell
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Monate Zeit, Hm…Weißt du das nicht? Da muss man sich überlegen, wie man die verbringt. In den Nachrichten haben sie gesagt, das alle Menschen sterben werden, er kommt…«
    »So ein Unsinn!« Jagger versuchte zu lachen. Es klang wie das krächzende Stöhnen eines Kranken, Die Worte des Neunjährigen hatten sich tief in sein Herz gebohrt. »Komm, leg dich hin und schlaf.« Er wollte seinen Sohn an sich drücken, um ihm einen Gutenachtkuss zu geben. Doch Johns Körper widerstand ihm. Starr wie Stein fühlte er sich an…
    Später lag Jagger in seinem Bett und starrte in die Dunkelheit. Seine Frau neben ihm warf sich unruhig hin und her. Gedanken, Bilder und Gefühle jagten einander durch seine Hirnwindungen. Nicht mal drei Monate Zeit…Mit einer Wahrscheinlichkeit von einundachtzig Prozent…Was fang ich mit drei Monaten an? Eine Ausstellung über unterge- gangene Kulturen auf die Beine stellen?
    Der Titel der Ausstellung kam ihm plötzlich zynisch vor - »Spuren im Sand«…
    ***
    Südost-England, Mitte September 2516
    Die feuchte Hitze trieb Matthew Drax den Schweiß aus den Poren. Dichter Dunst hing über dem Unterholz. Der Regen hatte aufgehört. Fast vermisste Matt das monotone Trommeln der Tropfen auf das Blätterdach des Laubwaldes. In den zurückliegenden drei Tagen hatte die Geräuschkulisse etwas Beruhigendes gehabt. Wohltuend für Matts und Aruulas aufgepeitschte Nerven.
    Die halsbrecherische Durchquerung des Eurotunnels hatte gewaltig an ihren Kraftreserven gezehrt - weiß Gott! Matt konnte sich kaum erklären, wie seine bleischweren Beine ihn zwei Tage lang durch den verregneten sumpfigen Wald getragen hatten. Von den unbewohnten Ruinen Folkestones bis hierher in die sanften Hügelhänge seitlich der zugewucherten Autobahntrasse. Aruula war es nicht anders gegangen. Halb betäubt war sie zum Schluss hinter ihm her gewankt. Anders als Matthew schien sie sich nicht recht erholt zu haben während der zurückliegenden drei Rasttage. Sie schlief unruhig, redete wenig und wirkte vollkommen erschöpft. Matt machte sich Sorgen um seine Partnerin. Wahrscheinlich litt sie unter den Spätfolgen der Blutvergiftung, die sie sich in Paris zugezogen und die er in Brüssel medikamentös geheilt hatte. [1]
    Nach der militärischen Europakarte, die er bei sich trug, glaubte Matt, dass es die M 20 war, deren Überresten sie gefolgt waren.
    Vielleicht auch die M 2. So genau ließ sich das bei der veränderten Topografie nicht bestimmen. Und er schätzte, dass sie knapp die Hälfte der Strecke Folkestone - London zurückgelegt hatten. Es mussten also noch etwa vierzig oder fünfzig Kilometer zur Hauptstadt des Empires sein.
    Zur ehemaligen Hauptstadt des ehemaligen Empires.
    Matt richtete sich auf und schälte sich aus seinem Pilotenanzug. Seine Haut war feucht. Vom Schweiß, nicht vom Regen der vergangenen Tage. Er hängte den klammen Anzug an das Dach des Unterschlupfs. Sie hatten zwei lange Astgabeln tief in den feuchten Boden gerammt, mit einem geraden Querstock verbunden, viele lange Äste vom Querstock aus in den Waldboden gesteckt und mit einigen La- gen der riesigen Ahornblätter abgedichtet - ein passabler Schutz gegen den Regen. Aber nicht gegen die Feuchtigkeit.
    Matthew brummte missmutig, als er den ehemals olivgrünen Stoff betrachtete, schmierig und verdreckt von oben bis unten. Wurde höchste Zeit, dass sie einen See oder einen Fluss erreichten. Wie lange war es eigentlich her, dass er praktizierender Anhänger zivilisierter Hygienevorstellungen gewesen war? Tatsächlich erst sieben Monate? Oder doch schon fünfhundertvier Jahre?
    Es raschelte im Unterholz. Matt blickte alarmiert auf, doch weiter als fünf Schritte konnte er nicht sehen.
    Wie feiner Schleier hing der Dunst im fast mannshohen Gebüsch zwischen den Baumstäm- men und in den weiten Kronen der Mammut- Ahornbäume. Matt konnte sich nicht erinnern, je in seinem Leben derart ausgedehnte Ahornwälder gesehen zu haben.
    Ein Busch teilte sich, Aruula erschien neben einem Baumstamm. Wieder fielen ihm ihre hängenden Schultern und ihre leicht gebeugte Haltung auf.
    Himmel, wie müde sie aussah!
    In ihrer Rechten trug sie ein großes Ahornblatt, auf dem sich schwarzblaue Beeren häuften. »Ich habe Brabeelen-Hecken gefunden…«
    Fast zwei Stunden war Aruula unterwegs gewesen. Sie hatte die Überreste eines Kamaulers entsorgt. Am Abend nach ihrem, Aufbruch von der Küste ins Landesinnere hatten sie das Tier erlegt. Und seitdem von seinem rohen, nur mit
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