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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Jo Zybell
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Wahrscheinlichkeit von ei- nundachtzig Prozent…'
    Sein Schritt stockte, als er an großen Wandtafeln am Ende des Raumes vorbei kam. Teilweise fertige Abbildungen des Maya- Jahreslauf es. Die achtzehn Monatszeichen des Sonnenjahres konnte man schon bewundern. Auch der Maya-Kalender kannte ein Jahr mit dreihundertfünfundsechzig Tagen. Und war ge- nauer als der Gregorianische Kalender. Sogar die Umlaufzeit der Venus hatten sie berechnet. Mit einer Fehlerquote von nur vierzehn Sekunden! Genauer als einst Galilei. Kein Forscher konnte erklären, wie sie das angestellt hatten.
    Jagger riss seinen Blick von den Abbil- dungen los und lief zur Haupttreppe. Das Museum war menschenleer. Auf dem Weg hinunter ins Erdgeschoss fiel ihm ein Aufsatz ein, den er vor ein paar Tagen in einem kulturhistorischen Standardwerk gelesen hatte. Nach ihm hatten die Mayas ihren Kalender auf viele hundert Jahre im voraus berechnet. Bis zum Jahre 2012, um genau zu sein.
    Hab' ich das Buch wieder in die Bibliothek gebracht? Vorbei an Glasvitrinen mit Münzen und Medaillen strebte Jagger dem Ausgang zu. Egal, nur eine Theorie, nur Zufall…
    Er schloss den Haupteingang auf, trat hinaus unter das mächtige Säulenportal und schloss hinter sich ab. Es war dunkel und kalt. Regen klatschte auf die Vortreppe. Wenig Verkehr auf der Great' Russell Street. Den Koffer schützend über dem Kopf, rannte er über die Straße und eilte im Laufschritt die Museum Street hinunter.
    Am Ende der kurzen Straße lag links St. George's Bloomsbury und gegenüber der Kirche ein Parkhaus.
    Sirenen näherten sich, als Jagger das Parkhaus betrat. Und kurz darauf, als er in seinen Toyota Van stieg, donnerte ein Helikopter über das Parkhaus hinweg.
    ***
    Er steuerte den Wagen über das Deck die Rampe hinunter und dann auf die Straße hinaus. Über die Theobald's Road fuhr er Richtung Westen. Der Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe.
    Eine merkwürdige Stimmung schien über der Stadt zu liegen.
    Wieder näherten sich Sirenen. Er ging vom Gas. Blaulichtgefunkel im Rückspiegel. Er fuhr an den Straßenrand. Ein Löschzug der Feuerwehr überholte ihn; vier Fahrzeuge. Zwei Rettungswagen folgten. Wahrscheinlich ein Unfall irgendwo. Vielleicht auch ein Brand. Hoffentlich nicht auf seiner Strecke.
    Jagger fuhr weiter. Die Gray's Inn Gardens zogen rechts an ihm vorbei. Eigenartig viele Menschen auf dem abendlichen Bürgersteig. Sie bewegten sich hektisch, als wären sie auf dem Weg ins Büro.
    Dann die Kreuzung Gray's Inn Road. Die Ampel sprang gerade auf Grün. Hinein in die Clerkenwell Road.
    Der Verkehr wurde dichter. Ungewöhnlich dicht für diese Nachtzeit. Ein Blick auf die Borduhr: zweiundzwanzig Uhr. Jagger schaltete das Autoradio ein: »…die neuesten Erkenntnisse über die Flugbahn des Kometen ›Christopher- Floyd‹ haben in vielen europäischen Großstädten Massenpaniken ausgelöst. Angeblich soll der Komet mit hoher Wahrscheinlichkeit nun doch mit der Erde kollidieren…«
    Jagger ging vom Gas und drehte lauter.
    »…aus Paris, Hamburg und Warschau melden die großen Kliniken einen springflutartigen Anstieg der Selbstmordrate. In Rom und Wien kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen meist jugendlichen Randalierern und Sicher- heitskräften. Vor dem Reichstag in Berlin haben sich Hunderttausende versammelt und verlangen eine Stellungnahme des Bundeskanzlers. In London…«
    Plötzlich Rücklichter direkt vor ihm. Jagger trat auf die Bremse. Menschen rannten links und rechts an ihm vorbei. Verwirrt blickte er nach beiden Seiten. Ihm fiel auf, dass es keinen Gegenverkehr mehr gab. Er stieg aus. Wieder das Gehämmer von Rotoren im Nachthimmel. Er schaute nach oben - drei, vier Po- sitionslichter von Helikoptern schwebten heran. Grelle Scheinwerferkegel strichen über Dächer und Straßen. Und dann hörte Jagger den Lärm… Er kam aus der entgegengesetzten Fahrtrichtung - Geschrei, viele Schritte. Glas klirrte, Schüsse peitschten über die Clerkenwell Road. Die Wagentüren in den Fahrzeugen vor seinem Van sprangen auf. Männer und Frauen stiegen aus, hielten sich an der oberen Türkante fest und starrten an der Autoschlange entlang dem Geschrei entgegen.
    Es näherte sich rasch. Jagger erkannte Menschen. Viele Menschen, Hunderte, Tausende. Ihre Schuhsohlen klangen wie Trommelschläge auf dem Asphalt. Ein Gebrüll wie im Fußballstadion schwoll an. Dazwischen dröhnende Stimmen, blechern und leicht verzerrt, wie aus Polizeilautsprechern. Wieder
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