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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Jo Zybell
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heran. Er zuckte zurück und deckte den Körper des Königs. Die Pfeile gingen hinter ihnen in den Trümmern nieder.
    Keiner traf.
    »Manövriert den EWAT in die Schusslinie!«, brüllte Yoshiro. »Kommt und holt uns ab!«
    Etwas klatschte auf seinen Schutzanzug.
    Heißer Schreck durchzuckte ihn, weil er zunächst an einen Pfeil dachte.
    Aber es war schlimmer als ein Pfeil, was ihn da getroffen hatte. Ihn und den König. Ein fingerdicker Faden klebte auf König Rogers Brust…
    ***
    15. Februar 2014.
    Das dritte Jahr nach
    »Christopher-Floyd« hat begonnen. Aus kurzen Brettern habe ich mir ein Paar Schneeschuhe improvisiert und mich heute bis ans Themseufer gewagt. Der Fluss ist zugefroren. Eine Schneedecke liegt auf ihm und auf der ganzen Stadt. Drei Meter hoch schätzungsweise. Hab mich durch den Schnee bis zur Tower Bridge vorgekämpft. Die City ist vollständig zerstört. Ein Kraterwall umgibt sie. Ich vermute, dass ein Kometensplitter hier eingeschlagen ist. Eine bedrückende Atmosphäre lastet auf dieser Gegend. Auf dem Rückweg fand ich Spuren im Schnee. Und einen erfrorenen Menschen…
    Matt schloss die Datei. Die Einsamkeit und Verzweiflung, die aus den schriftlichen Aufzeichnungen Richard Jaggers sprachen, erschütterten ihn. Lu lag unter dem Tisch und schlief. Aruula kurbelte wacker den Generator an. Matt lud die nächste Datei. Wieder ein kurzer Film.
    »Dies wird wohl eine meiner letzten Aufnahmen sein. Batterien für den Camcorder habe ich noch genug, aber keine frischen mehr für die Stablampe. Und die Nacht will und will nicht enden…«
    Oben rechts am Bildschirmrand Datum und Uhrzeit: 12. Dezember 2016. Ein Spinnennetz schimmerte im Lichtkegel der Lampe. Mitten im Netz hockte eine schwarzbraune pelzige Spinne. Eine Kinderhand erschien auf dem Bildschirm. Sie war nur wenig größer als die Spinne. »Betrachten Sie bitte dieses Tier. Falls Sie keine Kenntnisse über Spinnen zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben: In Südamerika gibt es Vogelspinnen, die nur wenig kleiner sind als dieses Exemplar hier. In unseren Breitengraden dürfte es so etwas nicht geben. Schon vor zwei Jahren fiel mir oben im zerstörten Lesesaal eine ungewöhnlich große Spinne auf. Ein Evolutionssprung? Ich habe keine Erklärung für dieses Phänomen. Nur eine dunkle Ahnung: Es hat irgendwas mit dem Kometensplitter zu tun…«
    Matt öffnete eine Datei mit dem rätselhaften Namen »Maya«, eine schriftliche Notiz: 21. März 2017. Ich kam nicht mehr dazu, folgender Frage in gewohnter Gründlichkeit nachzugehen. Ich will sie wenigstens festhalten. Wann endet der Maya-Kalender ?
    Die Mayas benutzten drei Zählungen -einen rituellen Kalender, einen Sonnenkalender und die'sogenannte Große Zählung. Letztere ist recht abstrakt. Sonnenjahr, Venusjahr und kosmische Perioden sind in ihr miteinander verzahnt. Die Mayas waren, nebenbei bemerkt, erstaunlich exakte Astronomen. Der letzte Zyklus ihres Kalenders endet nun tatsächlich - in der Großen Zählung mit dem, Jahr 2012.
    Das Jahr Eins der Mayas - in ihrer My- thologie das Jahr der Geburt ihrer Gottheiten - beginnt nach übereinstimmender Meinung vieler Forscher mit dem Jahr 3114 vor Christus, wenn man unseren Gregorianischen Kalender zugrunde legt. Das letzte Jahr des letzten Zyklus im Maya-Kalender - das Jahr 2012 nach dem Gregorianischen Kalender, genauer: der 21. Dezember dieses Jahres -fällt nun mit einer seltenen Konstellation am Sternenhimmel zusammen: Im Westen geht die Venus auf, im Osten die Plejaden unter. Und gleichzeitig bilden Sonnenbahn und das dunkle Zentrum des Milchstraßenbandes einen Schnittpunkt im Sternbild des Schützen.
    In der Mythologie der Mayas steht dieser Schnittpunkt für die Pforte in die Unterwelt. Die Gottheit geht unter, wenn sie diese Pforte betritt: 2012 hat sie diese dunkle Pforte betreten. Allerdings erst zurzeit der Wintersonnenwende, am 21. Dezember. Das Ende eines kosmischen Äons ist gekommen. Man muss sich dabei vor Augen halten, dass Tod und Leben im Denken der Mayas genauso unlösbar miteinander verwoben waren wie Kosmos und Erde.
    Was soll man davon halten? Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich über solche Fragen nachdenke. Und ob man nun glauben will, dass eine Gottheit oder sonstwas eine dunkle Pforte betreten hat oder nicht - eines ist sicher: Die Menschheit hat im Jahre 2012 eine dunkle Pforte betreten.
    Und hinter der Schwelle gähnte ein tödlicher Abgrund…
    Die letzte Datei, die Matt lud, war noch einmal eine Bilddatei. Man sah
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