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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Jo Zybell
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Jagger am Feuer vor der Treppe zum Kuppelsaal sitzen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, sein von einem dichten Bart bedecktes Gesicht wirkte hohlwangig, seine Stimme klang noch schwermütiger als sonst. Neben ihm ein blonder junger Mann, in Decken gehüllt wie sein Vater und bärtig wie er. Die Aufnahme stammte vom
    2. Juli 2021.
    »Wir werden morgen den Gewölbekeller verlassen«, sagte Jagger. »Menschen zogen vor ein paar Tagen in der Nähe der Museumsruine durch den Schnee. Wir wollen sie suchen. Vielleicht finden wir ja sogar eine Spur von John. Ich werde jetzt die Geräte verpacken und luftdicht versiegeln, in der Hoffnung, dass irgendwann einmal jemand meine Aufzeich- nungen findet. Wenn Sie uns jetzt hier am Feuer sitzen sehen, ist unser bedeutungsloses Leben wenigstens der Vergessenheit entrissen. Wer immer Sie sind leben Sie wohl.« Die beiden Männer am Feuer winkten in die Kamera.
    Aruula hörte auf, den Generator anzukurbeln. Der Monitor erlosch. Schweigend sahen sie sich an. Zwölf Jahre später haben ihn seine Söhne hier im Kellergewölbe bestattet, dachte Matt. Was passierte in diesen zwölf Jahren?
    »Wenigstens hat er seinen zweiten Sohn wiedergefunden«, seufzte Aruula.
    Ein Tür knarrte. Schritte wurden laut. Matt griff sich die Beretta und die Taschenlampe und lief ins Kellergewölbe. Im Lichtschein seiner Lampe sah er eine Gestalt in silbernem Schutzanzug die Kellertreppe herunter steigen.
    Ein…Bunkermensch! Ein Techno! Schnell senkte Matt die Pistole, als er in den Händen des Fremden die teleskopartige Röhre eines Laser-Phasen-Gewehrs erkannte.
    »Mister Maddrax?«, kam es dumpf aus dem schwarzen kugelförmigen Helm.
    »Der bin ich.«
    Matt nickte. »Commander Matthew Drax von der U.S. Air Force, um genau zu sein. Wer sind Sie?«
    »Lieutenant Samuel Armadie. Folgen Sie mir bitte. Es eilt - wir werden angegriffen.«
    Aruula und Lu standen im Durchgang zu Jaggers ehemaligem Arbeitsraum. Wie eine Erscheinung starrten sie den Mann im Schutzanzug an. Lu stieß einen Schrei aus.
    »Issen schlimme Maulwuaf«, zeterte sie.
    »Weg middem!«
    Matt und Aruula hatten Mühe, die junge Frau zu beruhigen. Aruula musste sie überreden, mit ihnen zu kommen. Sie packten ihre Sachen zusammen und stiegen hinter dem Fremden her die Treppe hinauf. Jaggers Medienplayer nahmen sie mit.
    Ein starker Lichtstrahl aus dem Helmscheinwerfer des Techno-Lieutenants zerschnitt das Halbdunkel oben im ehemaligen Lesesaal. Keine Spur von dem Spinnenmonster. Sie kletterten über die Trümmer und huschten in den teilweise erhaltenen Gang, der nach draußen führte. Geschrei und Explosionslärm schlugen ihnen entgegen. Instinktiv griff Matt zu seiner Waffe. Dann Tageslicht. Struppige Gestalten in Wildlederzeug tauchten zwischen Büschen und Mauerresten auf. Lieutenant Armadie zuckte zurück und drückte sich ans Gemäuer. Mit einer Handbewegung bedeutete er Matt und den Frauen, Deckung zu suchen.
    Die Lords! Matt vermutete, dass Armadie nicht allein gekommen war und dass seine Begleiter im Visier des Angriffs standen. Er hörte, wie der Lieutenant mit jemandem über Funk sprach.
    Über den Ruinen des Museum blähte sich ein Glutball auf. Der Explosionslärm hallte über die Trümmer. Irgendwer schien einen Warnschuss abgegeben zu haben.
    Matt wollte ins Freie treten, doch der Techno hielt ihn fest. »Vorsicht! Die Socks verfügen über einen posttemporären Sehsinn!«
    »Was?« Matt begriff nur, dass mit den Socks die Lords gemeint waren.
    »Sie können Bruchteile von Sekunden in die Zukunft sehen«, antwortete die dumpfe Stimme aus dem Helm. »Manche sogar bis zu zwei Sekunden.«
    Matt stand wie erstarrt. Das also war das Geheimnis ihrer Reaktionsschnelligkeit! Unglaublich, zu welchen Mutationen die Natur fähig war! Oder vielmehr das, was die Natur vergewaltigt hatte…Der Lieutenant schob sich an ihm vorbei, hob seine LP-Gewehr und jagte einen gleißenden Strahl in die Ruinen. »Los!«
    Sie stürmten aus dem Durchgang - und prallten nach ein paar Schritten entsetzt zurück. Ein toter Techno hing seitlich in den Trümmern. Sein Schutzanzug war zerfetzt und blutbesudelt, sein Bauch aufgerissen. In seinem Rücken steckte ein Pfeil. Kein schöner Anblick…
    »Weiter!«, drängte der Lieutenant. Sie kletterten eine Schutthalde hinauf. Dort schwebte das dunkelgrüne Fahrzeug der Technos. Ein Anblick, der Matt aus Leipzig vertraut war.
    Dann sah er die Spinne. Sie zerriss eben eine Gestalt in silberner Schutzkleidung. Drei
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