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0168 - Die Teufels-Dschunke

0168 - Die Teufels-Dschunke

Titel: 0168 - Die Teufels-Dschunke
Autoren: Jason Dark
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vor, dann zog sie sich wieder zurück.
    Als Shao nach hinten ging, da spürte sie plötzlich zwei Hände auf ihrer Schulter.
    Es war der Chinese, der sie hereingeführt hatte. Er war noch geblieben und brachte seinen Mund dicht an Shaos Ohr. »Sieh dir sein Maul an. Tschu Wang verschlingt alles, auch Menschen.« Dabei lachte er böse und weidete sich an Shaos Entsetzen.
    Mit einem Ruck stieß er sie wieder vor. Die Chinesin taumelte auf den Schlangendämon zu und riß instinktiv die Arme hoch, um ihr Gesicht zu schützen.
    Tschu Wang lachte.
    Shao schluckte. Zum erstenmal merkte sie, daß dieser Dämon eine Stimme besaß.
    Sogar eine menschliche.
    »Willkommen in meinem Reich«, sagte Tschu Wang. »Du bist Gast auf der Teufelsdschunke. Es muß für dich eine Ehre sein!«
    Shao schüttelte den Kopf, was bei dem Schlangendämon einen Lachanfall hervorrief. »Meine Diener haben gut gearbeitet. Wie heißt du denn, meine Kleine?«
    Shao bekam kein Wort heraus. Dafür stellte der Chinese sie vor.
    »So, du heißt Shao. Nein, eine Shao habe ich noch nie gehabt, auch damals nicht, bevor man mich und meine Diener auf die Dschunke verbannte. Willst du die Geschichte wissen, kleine Shao? Soll ich sie dir erzählen, damit du begreifst?«
    Zeit, damit kannst du Zeit gewinnen, dachte Shao, und sie nickte heftig.
    Doch Tschu Wang redete noch nicht. Er wandte sich zuerst an seinen Diener. »Ich möchte mit meiner neuen kleinen Freundin allein sein. Du wartest draußen.«
    Der Chinese mit der Schlange auf der Stirn nickte, verbeugte sich und verschwand.
    Shao und das widerliche Monster blieben allein zurück. Eine grauenvolle Erscheinung mit dem Oberkörper einer Schlange, die sogar sprechen konnte.
    Eigentlich gehörte so etwas ins Reich der Märchen oder Fabel, doch in diesem Fall war ein Märchen Wirklichkeit geworden. Und Shao glaubte sich auch zu erinnern. Hatte ihr Vater früher, als sie noch Kind war, nicht die Geschichte von einem verbrecherischen Mandarin erzählt, der an des Kaisers Stelle treten wollte, aber gehindert und verflucht worden war?
    Ja, das stimmte. Shao erinnerte sich genau. So und nicht anders war es gewesen.
    Und dann hörte sie fast die gleiche Geschichte aus dem Maul der Menschenschlange Tschu Wang.
    »Ich wollte damals die Macht«, sagte Tschu Wang. »Ich allein. Aber da war noch ein Kaiser, der mir im Wege stand und beim Volk gut angesehen war. Deshalb beschwor ich die Götzen und Dämonen der Finsternis. Meine Anhänger und ich führten die finsteren Rituale durch, wir brachten die Menschenopfer, die nötig waren, um starke Dämonen aus ihrer Einsamkeit zu locken. Es gelang zum Teil. Bevor ich jedoch mächtig werden konnte, griff der Kaiser ein. Er hatte bemerkt, daß sein Stellvertreter gegen ihn spielte, und er hatte ein Komplott gegen uns geschmiedet. Wir fielen darauf rein. Eines Nachts, wir hatten uns auf der Teufelsdschunke versammelt, geschah es. Die Kaisertreuen überfielen uns, nahmen uns gefangen, und es war der Kaiser selbst, der uns noch auf dem Schiff aburteilte. Ich mußte zusehen, wie er meinen Leuten die Köpfe abschlug. Jeder kam an die Reihe. Der Kaiser persönlich nahm sein Schwert, und mein Kopf wurde auf den Richtblock gelegt. Weißt du, was geschah, Shao?«
    Die Chinesin schüttelte den Kopf.
    Da lachte Tschu Wang. »Ich steckte voll mit der Magie des Schlangengottes. Ich vertraute ihm und hatte auch keine Angst, meinen Kopf auf den Richtblock zu legen. Der Kaiser schlug zu. Er köpfte mich mit einem Streich, doch dann endlich reagierte der Schlangengott. Plötzlich wuchs ich nach. Alle konnten sehen, daß mein Kopf zur Seite rollte, aber der Schlangenkörper vom Bauch her hochwuchs. Der Kaiser und seine Getreuen wurden Zeuge, und das Grauen packte sie wie ein gewaltiger Sturmwind. Sie schauten zu, sie konnten nicht anders, als zuzuschauen, es war wie ein Fluch, der sie auf der Stelle bannte und erst später losließ. Dann aber flohen sie. So schnell, wie es möglich war, verließen sie die Dschunke. Sie sprangen in ihre Boote und ruderten davon. Mich und meine geköpften Getreuen ließen sie auf der Dschunke zurück, die von nun an verflucht war. Wind kam auf, blähte das Segel und trieb uns davon. Die Haut fiel von den Schädeln ab, so daß blanke Knochen zum Vorschein kamen. Und diese Schädel sind es, die mich und das Schiff immer begleiten. Wir verschwanden in der Unendlichkeit der Teufelsreiche, wir schwebten zwischen den Zeiten, aber wir waren nicht vernichtet. Der Keim der
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