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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wirbelte mit einem entsetzten Aufschrei herum und floh. Sie sprang durch das zerstörte Fenster nach draußen und eilte in panischer Angst davon.
    Der Wolf wollte ihr nachsetzen, aber ein kurzer Laut rief ihn zurück. Gehorsam verharrte er.
    Die Werwölfin schritt durch das Zimmer. Sie sah Pierre Yardin an. Er lag reglos da, ein dünner Blutfaden rann über seine Stirn. Wahrscheinlich war er tot, überlegte sie. Nicole Duval war uninteressant, aber da war noch Zamorra.
    Lupina ließ die beiden anderen liegen, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Im Moment, in menschlicher Gestalt, reizten sie sie nicht mehr.
    Mit geradezu erstaunlicher Kraft wuchtete sie den schweren Körper des Parapsychologen hoch und lud ihn sich über die Schultern. Völlig sicher ging sie dann, als trage sie allenfalls eine Umhängetasche und nicht einen Mann, der weit mehr als achtzig Kilo wog, die sich gut auf Muskeln und Sehnen verteilten.
    Lupina verließ das Haus auf dem gleichen Weg, auf dem sie gekommen war, mit Zamorra auf der Schulter. Der Wolf begleitete sie.
    Gemeinsam verschwanden sie in der Nacht.
    ***
    Monique rannte, so schnell sie konnte. Erst, nachdem sie fast fünfhundert Meter zurückgelegt hatte, blieb sie keuchend stehen. Zögernd wandte sie sich um und befürchtete, direkt hinter sich den Wolf zu sehen, der sie verfolgte, um über sie herzufallen.
    Doch da war nichts. Alles blieb völlig still.
    Der Bungalow lag ruhig da. Schwach leuchtete der Schein der erhellten Fenster herüber. Da ging ihr auf, daß sie stadtauswärts gelaufen war, hinein in die Wildnis.
    Ihr Gewissen begann sich zu rühren, als sie an die anderen dachte. In einer fahrigen Bewegung glitt ihre Hand durch das wirre rote Haar und in den Nacken. Warum war sie geflohen, ohne sich noch um jemanden zu kümmern?
    Aber sie war doch kein Kämpfer-Typ wie Nicole! Sie hätte nicht einmal gewußt, mit welcher Hand sie zuschlagen sollte, um den Wolf abzuwehren. Sie wäre rettungslos verloren gewesen, so wie die anderen.
    Was mochte mit ihnen geschehen?
    Monique sah nicht, wie die beiden Bestien mit ihrer menschlichen Beute das Haus verließen. Sie wußte nur, daß irgendetwas geschehen mußte, und zwar so rasch wie möglich. Vielleicht war noch Hilfe möglich.
    Ein Telefon…
    In das Haus zurück wagte sie sich nicht, auch nicht in die unmittelbare Nähe. Sie schlug einen weiten Bogen, um an einer anderen Stelle in den Ort zurückzukehren. Auch wenn Ploumanac’h alles andere als groß war, kostete sie das doch eine Menge Zeit - und mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden Lupinas Chancen, unterzutauchen, größer.
    Endlich sah sie eine Telefonzelle vor sich auftauchen. Sekundenlang blitzte in ihr der erschreckende Gedanke auf, kein Kleingeld bei sich zu führen, aber dann fand sie doch ein paar passende Münzen.
    Sie wählte den Notruf.
    ***
    Langsam kehrte das Bewußtsein wieder - und die Erinnerung. Nicole öffnete die Augen und erwartete fast, über sich die aufgerissene Schnauze des Wolfs zu sehen. Aber da war nichts.
    Alles war ruhig. Zu ruhig. Totenstille! Lediglich durch das geborstene Fenster drang kühle Nachtluft herein. Nicole setzte sich auf. Vorsichtig griff sie zu ihrem Hinterkopf, zog die Perücke ab und fühlte nach. Aber der Finger blieb trocken. Also keine offene Wunde. Aber dennoch schmerzte die Stelle teuflisch, wenn sie sie berührte.
    Die hübsche Sekretärin brachte das Kunsthaar wieder an seinen richtigen Platz und erhob sich. Die Benommenheit wich allmählich, und sie konnte auch wieder klarer sehen.
    Wo waren Lupina und der Wolf?
    Warum hatten sie nur halbe Arbeit geliefert und nicht gemordet? Oder kam noch irgendein Knalleffekt hinterher?
    Vergeblich suchte sie nach Zamorra. Der Meister des Übersinnlichen war verschwunden. Nur das Amulett lag am Boden. Damit wurde es für sie zur Gewißheit, daß die Bestien das Haus wieder verlassen hatten. Im Moment drohte keine Gefahr. Sie hatten es nur auf Zamorra abgesehen - und möglicherweise auf Yardin, der wie tot am Boden lag.
    Nicole kniete neben ihm nieder und fühlte nach seinem Puls. Er schlug langsam. Yardin lebte also noch, die Ungeheuer hatten ihn wahrscheinlich nur für tot gehalten.
    Nicole wandte ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse an, dann begann sie nach dem Telefon zu suchen. Der Arzt mußte her.
    Doch noch ehe sie fündig wurde, hörte sie durch das offene Fenster draußen zwei Wagen stoppen. Blaulicht zuckte durch die Nacht. Offenbar hatte also jemand bereits Polizei oder Notarzt mobil
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