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0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

Titel: 0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und tragen?«
    Markus Vierer tippte sich an die Stirn. »Das kannste mit 'nem Goggo machen, aber nicht mit so 'nem Klotz. Wir Schaffens ja zu zweit noch nicht, deinen seltsamen Vogel umzuschmeißen.« Und mit ausgestrecktem Arm deutete er auf Julias »Ente« in ihrer violett-blaurotgrünen Tupf lackierung, zwischen der hier und da auch ein wenig Rostbraun erkennbar wurde.
    »Das ist konstruktionsbedingt«, dozierte das Mädchen hoheitsvoll. »Nicht einmal in scharfen Kurven klappt so etwas bei voller Fahrt. Oder hast du schon mal 'ne umgekippte Ente gesehen? Was glaubst du wohl, warum Citroën umgekippte Enten kostenlos ersetzt?«
    »Also kippen sie doch«, stellte Markus fest. »Komm, wir versuchen noch mal, die Kiste umzuschmeißen.«
    »Idiot«, sagte Julia. »Überleg lieber, wie wir dieses komische Gerät da von der Straße bekommen.«
    »Durch einen kräftigen Rammstoß mit deiner kippgeschützten Ente«, überlegte Markus.
    »Du Ekel!«
    Markus zog den Kopf ein, was aber nicht allzuviel an seiner fürchterlichen Länge änderte. Dann ging er zum Straßenrand, übersprang den kleinen Graben und erreichte den Feldrand.
    »Forschst du nach dem Eigentümer?« rief Julia ihm nach.
    Markus bückte sich und kam plötzlich mit einer Blume wieder zum Vorschein. Er kehrte zu Julia zurück. »Halt mal still«, bat er und brachte das rote Ding irgendwie in ihrem Haar unter. »Süß siehst du aus«, stellte er fest.
    Von der anderen Seite her rollte jetzt ein weiterer Wagen heran und verlangsamte sein Tempo. Dicht vor dem Volkswagen kam er zum Stehen und drückte auf die Hupe. Energisch, auffordernd. Ein verärgertes Nun-macht-endlich-mal-Platz-daHupen.
    Markus bückte sich und küßte Julia auf die Nasenspitze. Dann wandte er sich bedächtig um.
    »Typisch Mercedes«, brummte er.
    Die Scheibe der Fahrertür sank -selbstverständlich elektrisch betätigt -herab, und der Kopf eines feisten Herrn im reiferen Alter wurde sichtbar. »Wollen Sie wohl endlich die Straße freimachen? Was bilden Sie sich eigentlich ein?«
    Markus Vierer zuckte mit den Schultern.
    »Wenn Sie so darauf bestehen, daß wir die Straße freimachen, werden wir das natürlich tun«, sagte er. »Guten Tag und gute Fahrt. Komm, Julia.«
    Schmunzelnd legte er einen Arm um Julias Schulter und zog sie zu ihrem Citroën zurück. Als sie beide Anstalten machten, einzusteigen, kam der wohlbeleibte Herr im modisch-dezenten Anzug mit dazu passenden Schuhen und Krawatte aus dem Wagen.
    »Was fällt Ihnen ein?«
    Julia lächelte ihn strahlend an. »Sie verlangten doch, daß wir die Straße freimachen sollen. Das tun wir soeben.«
    »Und das Fahrzeug dort?« fragte der Dicke anklagend.
    Markus zuckte mit den Schultern. »Das wird wohl da stehenbleiben«, vermutete er, »bis der Besitzer zurückkommt.«
    »Ja, gehört Ihnen der Wagen denn nicht?« Der Dicke kam um den Käfer herum.
    »Nee«, sagte Markus.
    »Wem denn dann?«
    Markus sah in die Runde, als suchte er nach jemandem, schließlich blickte er zum Himmel empor. Unwillkürlich folgte der Dicke seiner Blickrichtung.
    »Weiß der Himmel«, sagte Markus.
    »Meine Güte, ich muß unbedingt noch vor acht in München sein«, sagte der Dicke unbehaglich und schaute auf die Uhr. »Kurz vor drei…«
    »Das ist Ihr Problem.«
    »Kann man das Ding denn nicht wegschieben?«
    »Probieren Sie's. Vielleicht sind Sie stärker als wir zwei.«
    »Das ist ja unglaublich«, ereiferte sich der Dicke. »Einfach ein Auto auf die Straßenmitte zu stellen, daß rechts und links keiner mehr vorbeikommt!«
    Plötzlich kam ihm ein Gedankenblitz.
    »Vielleicht kann man ihn mit einem Schleppseil beiseite ziehen.«
    »Mit Ihrem Wagen vielleicht«, stellte Julia sachlich fest. »Unser Motörchen ist dafür etwas zu schwach auf der Brust.«
    Der Dicke kratzte sich mit der Linken ausgiebig im Nacken. »Vielleicht können Sie mir helfen, das Seil zu befestigen«, sagte er schließlich.
    Markus zupfte an seinem T-Shirt und musterte den Dicken eindringlich. Schließlich nickte er. Immerhin war es nicht nur im Interesse dieses »Ich muß unbedingt-heute-noch-nach-München« -Mannes, daß die Straße wieder frei wurde.
    Der Dicke eilte zu dem Kofferraum, öffnete ihn und förderte mit spitzen Fingern ein Abschleppseil hervor, das aussah, als sei es noch niemals benutzt worden. Er hielt es Markus entgegen.
    Markus verzog leicht das Gesicht und griff nach dem Seil. Er rollte es auf und befestigte ein Ende am vorderen Abschlepphaken des Mercedes, das
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