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0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

Titel: 0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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andere an der vorderen Stoßstange des Käfers. Unterdessen stieg der Dicke wieder ein.
    »Und jetzt vorsichtig den Rückwärtsgang kommen lassen«, empfahl Markus. R wie Rasen .
    Ärgerlich betätigte der Dicke den Wählhebel der Automatik. In Zeitlupentempo kroch der Mercedes zurück. Langsam straffte sich das Seil.
    Dann war es gespannt. Ein leichter Ruck ging durch den VW, als der Schlepper weiterrollte. Reifen ratschten über den Asphalt, dann ging ein Knistern durch die Stoßstange - und die riß ab! Mit lautem Scheppern landete eine Seite auf der Straße, die andere hing noch halbwegs fest.
    »Qualitätsarbeit«, stellte Julia trocken fest. »Früher Made in Germany, heute Wurm in Deutschland.« Sie versetzte einem Reifen des VWs einen leichten Tritt. »Bei meiner Ente wäre so etwas natürlich nicht passiert.«
    Leichenblaß kletterte der Dicke aus dem Wagen. »Meine Güte, was machen wir denn jetzt?« stammelte er und starrte beschwörend auf die abgerissene und verbogene Stoßstange, als könne er sie allein durch das Anstarren wieder reparieren.
    »Das Seil lösen«, empfahl Markus trocken. Er nahm es von der Stoßstange ab, und drückte das Ende dem Dicken in die Hand. Schweren Herzens machte dieser sich jetzt an die Arbeit, es auch an seinem Wagen zu lösen, und brachte es wieder im Kofferraum unter. Dann suchte er verzweifelt nach einem Taschentuch, um seine Hände abzustauben.
    Julia und Markus grinsten sich an.
    Der Dicke schüttelte wieder den Kopf. »Meine Güte, ich muß unbedingt noch vor Acht in München sein…«
    Er verschwand wieder in seinem Wagen. Markus erkannte, wie er den Hörer eines Telefons abnahm und hineinsprach, und pfiff durch die Zähne. »Seine Merkwürden geruhen technisch voll auf der Höhe zu sein…«
    Eine Minute später kam der Dicke wieder zum Vorschein. »Ich habe die Polizei angerufen«, sagte er unruhig. »Und einen Abschleppwagen angefordert. Das geht ja nicht, daß der Wagen hier so einfach stehenbleibt. Das ist ja eine Unverschämtheit. Wissen Sie wirklich nicht, wem der Wagen gehört?«
    »Na, seinem Besitzer doch wohl«, lästerte Markus leise, aber respektlos.
    Inzwischen waren noch zwei weitere Autos eingetroffen. »Hat's einen Unfall gegeben?« fragte ein großer, durchtrainiert wirkender Mann, den Markus zunächst für einen Sportler hielt.
    »Erfreulicherweise nicht«, übernahm der Dicke eilfertig die Gesprächsführung. »Aber der Wagen hier steht mitten auf der Straße und ist nicht wegzubekommen.«
    Der große, sportlich wirkende Mann ging um den Käfer herum. »Doch ein Unfall«, brummte er, als er die abgerissene Stoßstange sah. »Waren Sie das?«
    Französischer Akzent kam durch, als er sprach. Aber wie Markus und Julia erkannten, sprach der Franzose erfreulich gut deutsch.
    »Was erlauben Sie sich?« keifte der Dicke.
    »Dann eben nicht«, brummte der Franzose und wollte zu seinem Wagen zurückgehen, in dem auf dem Beifahrersitz ein überaus hübsches Mädchen wartete.
    Doch dabei streifte seine etwas ausschwenkende Hand die Flanke des Volkswagens.
    Ein heftiger Schlag wie von einem hochgespannten Stromstoß durchfuhr den großen Mann. Jäh blieb er stehen, und seine Rechte fuhr zur Brust.
    Langsam, unendlich langsam, drehte er den Kopf und starrte den Wagen an.
    »Was ist das?« flüsterte er.
    ***
    Ein paar Minuten nach dem Geschehen war jener Straßenabschnitt zu einem Hexenkessel geworden. Brams hatte über Funk Verstärkung und Krankenwagen angefordert. Jetzt wimmelten fast zwanzig Polizeibeamte auf der Straße, drängten Schaulustige ab und begannen damit, den Verkehr notdürftig um die Unfallstelle herumzuleiten. Fassungslos lauschte ein Kriminalkommissar dem Bericht Brams' und des an der Stirn verletzten Beamten. Der Fahrer des Bulli wurde gerade in einen Notarztwagen getragen.
    Kommissar Winter schüttelte den Kopf. »Noch mal langsam von vorn, Oberwachtmeister«, verlangte er. »Klemmer löste sich auf?«
    »Ja! Der Schwarzgekleidete schoß auf ihn, dann war von einem Moment zum anderen Klemmers linker Arm verschwunden, und danach ging von seiner Schulter ein Auflösungsprozeß voran.«
    »Verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen da ein wenig skeptisch gegenüberstehe. Um den Arm abzureißen, muß der Schütze schon ein größeres Kaliber verwendet haben als eine Pistole, und auflösen könnten Leute sich davon auch nicht. Ich nehme eher an, daß Sie im Schockzustand einer Halluzination erlegen sind und daß Klemmer entführt wurde. Weiß der
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