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0164 - Flieh, wenn der Würger kommt

0164 - Flieh, wenn der Würger kommt

Titel: 0164 - Flieh, wenn der Würger kommt
Autoren: Jason Dark
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auf. Er blätterte ein paar Seiten durch, fühlte die bohrenden Blicke des Gefangenen auf sich, und ein Frösteln lief über seinen Rücken.
    »Es sieht ja nicht gut aus, Mr. Wozny«, begann er von neuem. »Ihre Straftaten haben Sie vor Gericht selbst zugegeben. Fünf tote Frauen sind eine große Belastung, und es ist Ihnen klar gemacht worden, daß Sie die Freiheit wohl nie mehr wiedersehen werden.«
    Der Direktor hob den Kopf und schaute Erwin Wozny an, doch in dessen Gesicht regte sich nichts.
    O. P. Osborne fuhr fort. »Deshalb meine ich, daß Sie sich in der langen Zeit doch etwas mehr in die Gemeinschaft einfügen sollten. Es ist nichts, wenn Sie die Jahre über nur in einer Einzelzelle sitzen, glauben Sie mir. Sie müssen an dem Anstaltsleben teilnehmen, Sie müssen arbeiten. Sie sollten etwas lesen, sonst sind Sie kein Mensch mehr. Ihr Gehirn wird einfrieren, wenn Sie sich nicht beschäftigen. Und Sie bekommen irgendwann einen Koller. Deshalb möchte ich einen Versuch machen, vorausgesetzt, Sie sind einverstanden. Ich will Sie in eine Zweierzelle legen.«
    Osborne schaute den Gefangenen an und sah sein kurzes Grinsen. Dann öffnete Wozny den Mund. Er sagte abermals nur ein Wort.
    »Nein!«
    O. P. Osborne stöhnte auf. »Seien Sie doch nicht so stur, Mr. Wozny. Ich sage das ja nicht zum Spaß. Glauben Sie mir, wir haben unsere Erfahrungen…«
    »Ich will nicht.«
    »Dann wollen Sie immer in Ihrer Einzelzelle hockenbleiben?«
    »Nein.«
    Der Zuchthausdirektor war überrascht. »Jetzt verstehe ich Sie nicht. Haben Sie Ihre Meinung geändert?«
    »Ich will hier raus!«
    Diese vier heftig ausgestoßenen Worte erzeugten bei Osborne nur ein mildes Lächeln.
    »Das möchten alle. Aber bei Ihnen, Mr. Wozny, ist die Chance gleich Null.«
    »Ich komme raus.«
    »Wollen Sie ausbrechen?«
    »Ja.«
    »Und wann?« Osborne fand das Gespräch plötzlich ein wenig amüsant. »Schon bald.«
    »Aus diesem Zuchthaus hat es kaum einen Ausbruch gegeben. Auch Sie werden es nicht schaffen.«
    »Ich habe Helfer.«
    »Und wen?«
    »Asmodina und Destero, den Dämonenhenker. Ich habe mit ihnen gesprochen. Sie helfen mir.«
    Der Direktor lehnte sich zurück. »Jetzt machen Sie mal einen Punkt. Das glauben Sie doch selbst nicht, was Sie da sagen, das sind Hirngespinste…«
    »Nein.«
    »Auf dieser Basis können wir nicht weiterreden, Wozny. Ich werde Sie wieder abführen lassen.«
    Erwin Wozny kam einen Schritt vor. Als seine Beine die Kante des Schreibtisches berührten, blieb er stehen und hob die rechte Hand, wobei er die Finger spreizte.
    »Sehen Sie diese Hand! Schauen Sie sich die Finger genau an. Mit denen habe ich getötet, und diese Hand wird auch weiter töten, das verspreche ich. Schlimmer als zuvor, denn nun habe ich die Unterstützung der Hölle.«
    »Reden Sie nicht so dumm daher!«
    »Dumm?« höhnte Erwin Wozny. »Nein, das ist nicht dumm. Ich hasse meine Hand, ich hasse sie sehr, ich will sie nicht mehr haben. Und ich bekomme eine neue.«
    Bevor Osborne reagieren konnte, geschah das Unwahrscheinliche. Der Gefangene hob den rechten Arm, drosch ihn nach unten und schlug ihn etwa in Ellbogenhöhe gegen die Kante des Schreibtisches. Es gab ein dumpfes Geräusch.
    Entsetzt riß O. P. Osborne die Augen auf, denn was er sah, war unglaublich, war der kalte Horror.
    Die Hand fiel ab, als wäre sie nicht die eines Menschen, sondern die einer Puppe…
    ***
    Wie gelähmt blieb Osborne sitzen. Er hatte schon viel in seinem Leben durch und mitgemacht, doch das hier setzte dem Faß die Krone auf. Das widersprach allen Naturgesetzen, das durfte nicht wahr sein, das war eine Halluzination…
    Er wischte sich über die Augen.
    Als er freie Sicht hatte, bemerkte er, daß er keiner Täuschung erlegen war. Denn dicht vor seinen Augen erschien der Armstumpf, Wozny hatte ihn vorgereckt.
    Und kein Tropfen Blut drang aus der Wunde!
    Osborne sah die Adern, die Venen, das Fleisch — nur kein Blut. Er glaubte, einen bösen Traum zu erleben, doch Wozny hatte noch mehr Überraschungen parat.
    »Ich brauche sie nicht mehr!« zischte er. »Ich will sie nicht haben, weil ich eine andere bekomme. Jetzt, hier, sofort!«
    Da erwachte Osborne aus seiner Erstarrung. Sein rechter Arm schnellte vor, er wollte auf den Alarmknopf unter der Schreibtischplatte drücken, dagegen hatte Wozny etwas.
    Mit der Linken packte er zu. Seine Finger wühlten sich in Osbornes Haare, ein gewaltiger Ruck, und der Zuchthausdirektor wurde von seinem Sessel gerissen. Er fiel zu
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