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0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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bleiben. Der Henker sucht sein Opfer. Ich werde es jedenfalls nicht sein. Mit dem Professor komme ich nur zurecht, wenn ich Zusammenarbeit heuchle. Es muß mir gelingen. Die magischen Kräfte in mir sind vielleicht zu schwach, um etwas gegen ihn ausrichten zu können. Außerdem weiß ich sie nicht einzusetzen.
    Seine Haltung entspannte sich. Neue Zuversicht keimte in ihm auf. Diesmal allerdings zielte sie in anderer Richtung.
    Er ballte die Hände. Im Grunde genommen hat Lydia den Tod verdient. Der Henker wird der Vollstrecker einer gerechten Strafe sein.
    James Withe knirschte mit den Zähnen. Es war der Zeitpunkt, an dem die Vision vor ihm auftauchte: Lydia Manshold, nur mit einem sackähnlichen Gewand bekleidet, halb liegend vor dem Schafott. Der Henker als große, drohende Gestalt mit dem Richtbeil. James Withe vergaß für einen Moment, daß er in Wirklichkeit im Lokal saß. Er sah über die Häuserzinnen hinweg und hörte die Stimmen des Pöbels, der nach dem Blut von Lydia Manshold lechzte. Zu sehen waren die Menschen nicht. Nebel lastete über ihnen. Der ganze Platz war bis in halber Höhe der Häuser von diesem diffusen Nebel bedeckt.
    Der Henker hob das Richtbeil. Lydia Manshold schrie. Sie wollte ihren Hals nicht in die Vertiefung leben. Sie sträubte sich heftig. Withe indessen war stärker. Er zwang sie, die Stellung der Todeskanditatin einzunehmen.
    Knistern und Prasseln lenkten ihn ab. Jetzt erst sah er den Scheiterhaufen weiter links. Soeben war er angezündet worden. Darauf wollte man die Leiche des Mädchens verbrennen. So stand es geschrieben, daß die Hexen auf diese Weise daran gehindert werden mußten, aus dem Jenseite ihre furchtbaren Gedanken auf Erden wirken zu lassen.
    James Withe lächelte zufrieden. Der Henker stellte sich bereit. Niemand achtete auf die Schreie der Unglücklichen.
    »Er kommt!« sagte jemand erfreut.
    James Withe runzelte irritiert die Stirn. Schlagartig verschwand die Vision. Mrs. Coldwater watschelte auf ihn zu.
    »Professor Zamorra wird sich sobald wie möglich auf den Weg machen. Wenn er es nicht schafft, dann ist sowieso alles hoffnungslos.«
    »Zunächst klang Ihre Nachricht positiv. Jetzt bin ich nahe daran, wieder zu verzweifeln.«
    »Nein, junger Mann, ich wollte nur, daß Sie die Gefahr durch den Henker nicht falsch einschätzen. Er ist eine furchtbare Gefahr, furchtbarer noch, als Sie es sich vorstellen können«
    »Dann sagen Sie mir endlich mehr über den Fluch!«
    Mrs. Coldwater schlug die Augen nieder. »Noch ist der Professsor nicht da. Es kann sich noch viel ereignen.« Sie wich den Fragen von James Withe aus. Wahrscheinlich befürchtete sie, ihm schon zuviel erzählt zu haben.
    James Withe lächelte. Egal, ich brauche dieses Wissen nicht. Es geht auch so.
    Mrs. Coldwater deutete sein Lächeln falsch. Sie sah nur die Hoffnung darin, daß sich alles doch noch zum Guten würde wenden lassen. Ein Mißverständnis ihrerseits, das James Withe allerdings nicht ausräumen wollte.
    Er dachte erneut an Professor Zamorra, den Meister des Übersinnlichen.
    Das ist ein Fuchs, und einen Fuchs kann man nur besiegen, wenn man nicht schlaùer sein will, sondern klug vorbeugt. Beispielsweise, indem man von vornherein den Verdacht ausschaltet, etwa nicht integer zu sein.
    James Withe sagte zur Wirtin: »Darf ich telefonieren?«
    »Mit wem?« fragte sie prompt.
    »Sie sagten, der Haß auf Lydia Manshold hätte zu allem geführt. Ich will versuchen, es insofern wiedergutzumachen, indem ich ihr eine Warnung zukommen lasse.«
    »Nur zu!« forderte ihn die Wirtin auf.
    Sie war sehr angetan von diesem Vorschlag.
    James Withe versuchte es mehrmals. Bis er resignierend den Hörer aus der Hand legte. »Sie meldet sich nicht.« Das paßt ausgezeichnet, fügte er in Gedanken hinzu. »Ich fürchte, daß sie bereits unterwegs ist.«
    Die Wirtin bekam eine Farbe um die Nase, die an frisches Gras erinnerte.
    »Ich - ich befürchte das Schlimmste!«, murmelte sie. »Die Dunkelheit ist inzwischen hereingebrochen, und Professor Zamorra kann vor morgen nicht hier sein.«
    ***
    Butler Raffael Bois war der gute Geist vom Château de Montagne. Wobei die Bezeichnung Geist nicht wörtlich zu verstehen war. Raffael hatte per Telefon die nächste Maschine nach London gebucht und auch dafür gesorgt, daß am Flughafen in London ein Mietwagen bereitstand.
    Eine Nachtmaschine. Im Grunde genommen hatte Professor Zamorra genügend Zeit, bis zum planmäßigen Abflug, doch er wollte noch ein paar
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