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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe
Autoren: Hugh Walker
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Gefährten und ihr hin und her. Sie fragte sich, was er wohl tun würde, wenn sie einfach weiterging. Würde er sie verteidigen?
    Nun, sie wollte es nicht ausprobieren, wem die Loyalität der Bestie wirklich galt und wie weit die seltsame Zuneigung zu ihr reichte. So lenkte sie ihre Schritte wieder auf das Haus zu und trat in den Flur, in dem sie dem Alten begegnet war. Die Tiere knurrten, ließen sie aber gehen. Nur Cuon folgte ihr.
    Eine Tür führte zu den Ställen. Sie waren leer und sauber. Der neue Besitzer hatte offenbar noch keine Verwendung dafür gefunden. Außer den Wölfen schien es keine Tiere auf dem Hof zu geben.
    Eine zweite Tür führte in eine sehr große Küche, in der moderne Geräte und altbäuerliche Tradition aufeinander prallten. Sie war aufgeräumt und offenbar noch nicht benutzt worden. Befanden sich außer dem Alten und Karel Woiew noch andere Personen auf dem Hof? Mägde vielleicht, die kochten und saubermachten? Diese vier Wölfe waren sicher nur ein Bruchteil der Gesamtzahl. Sie hatte die Gehege jenseits des Baches noch nicht gesehen und wusste nicht ob sich Tiere darin aufhielten.
    Sie lauschte angestrengt. Keine Geräusche. Offensichtlich war sie wahrhaftig allein mit den Wölfen. Wohin war nur der Alte verschwunden? Sie verließ die Küche.
    Getreulich folgte ihr roter Begleiter. Eine weitere Tür führte in eine behaglich eingerichtete Bibliothek, die wohl gleichzeitig als Wohnzimmer diente. Neugierig trat Thania ein und ließ ihre Blicke über die Bücher gleiten. Es waren hauptsächlich naturwissenschaftliche und zoologische Werke, wovon wiederum der überwiegende Teil sich mit Canis lupus beschäftigte – dem Wolf.
    Sie nahm eines der Bücher heraus und setzte sich in einen der weichen, hochlehnigen Stühle. Fast glaubte sie, darin zu versinken. Ein Gefühl der Geborgenheit durchströmte sie. Sie schloss die Augen, öffnete sie jedoch rasch wieder. Die Furcht vor dem Traum hielt sie ab, ihrer Müdigkeit nachzugeben.
    Der Wolf betrachtete sie unverwandt. Er hatte sich in der Nähe der Tür auf den Teppich gelegt und wirkte nun fast wie ein Hund in seiner trägen Zahmheit. Aber hinter seinem ruhigen Blick spürte Thania eine schlummernde Wildheit.
    »Cuon«, flüsterte sie.
    Seine Ohren zuckten. Sie lächelte.
    »Ich glaube fast, ich bin nicht umsonst hergekommen. Wenn ich dich beeindruckt habe, wird es sicher auch bei deinem Freund Woiew klappen. Was meinst du?«
    Aber die Frage beantwortete vorerst niemand. Nach einem Augenblick fühlte sie sich unbehaglich unter dem steten Blick des Wolfes und kam sich ihrer Worte wegen ein wenig dumm vor. Das Gehabe des Tieres drückte Überlegenheit aus – so als wüsste es mehr als sie. Was nicht schwierig war, dachte Thania.
    Denn sie wusste gar nichts.
    Sie schlug das Buch auf und begann missmutig zu lesen.
    Wenigstens war es kein verlorener Tag. Hier hatte sie alle Informationen über Wölfe, die sie brauchte; und lebende Exemplare noch dazu. Dr. Weißer würde seine helle Freude haben.
    Der alte Esel hatte sie in dieses Abenteuer gehetzt. Er sollte sie auch wieder herausholen. Am besten rief sie ihn einfach an.
    Irgendwo in diesem Haus musste es doch ein Telefon geben.
    Sie wollte aufstehen, erschrak aber über das plötzliche Grollen, das aus Cuons Kehle kam. Es galt jedoch nicht ihr, erkannte sie erleichtert. Die drei übrigen Wölfe waren in den Flur gekommen und starrten durch die halboffene Tür in die Bibliothek, als wollten sie sich vergewissern, dass ihre Gefangene noch da war. Sie wichen aber zurück, als der Rote aufstand und sein beeindruckendes Gebiss fletschte.
    Das Mädchen gab die Absicht, nach einem Telefon zu suchen, auf. Sie beobachtete die Wölfe, bis die drei grauen verschwanden und Cuon sich wieder niederließ.
    Erneut begann sie zu lesen.
     

     
    Nacht.
    Die Straße war menschenleer. Sie lief lautlos. Keuchender Atem war in ihren Ohren. Sie strauchelte, fing sich. Ihr Blick fiel auf ihr Kleid.
    Sie schrie auf. Blut! Sie war über und über rot von Blut.
    Entsetzt fuhr sie hoch. Es dauerte einige Sekunden lang, ehe sie die halbdunkle Bibliothek erkannte. Seufzend sank sie zurück. Sie hatte nur geträumt Sie war über dem Buch eingeschlafen.
    Ihr Blick wanderte zur Tür. Cuon hatte sich bei ihrem Schrei halb erhoben. Seine Augen funkelten. Als nichts weiter geschah, ließ er sich wieder nieder.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr und erschrak. Fast vier Uhr nachmittags. Sie hatte mehrere Stunden geschlafen. Kein
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