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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe
Autoren: Hugh Walker
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konnten schließlich nicht so gefährlich sein, wenn sie hier frei herumliefen.
    Die Tiere ließen sie zwar nicht aus den Augen, sprangen jedoch nicht auf sie los.
    Ermutigt steuerte das Mädchen auf eine der nächsten Türen zu, die ins Innere des Hauses führten. Ein Mann kam ihr in dem dunklen Flur entgegen. Der Beschreibung nach konnte es nicht Woiew sein, denn selbst in der Düsternis erkannte Thania sofort, dass der Mann alt war, alt und fast kahl.
    Als er sie sah, murmelte er etwas, das wie Russisch klang und das sie nicht verstand.
    Sie sagte: »Guten Tag!«
    Er stürmte wortlos an ihr vorbei und starrte auf den Hof hinaus. Dort sah er die Wölfe sitzen und schüttelte verwundert den Kopf. Dann wandte er sich um und fragte barsch: »Wieso hat
    Cuon Sie hereingelassen?«
    »Cuon?« wiederholte sie verständnislos.
    »Der Rote. Wieso hat er Sie nicht bemerkt?«
    »Oh!« machte sie und hoffte, dass es naiv genug klang. »Sie meinen den hübschen roten Wolf? Wir sind uns schon oben im Wald begegnet.«
    Der Alte betrachtete sie wie das achte Weltwunder.
    »Er – ließ – Sie – durch?«
    »Er lief voraus«, sagte Thania beinahe ein wenig triumphierend.
    »Das glaube ich nicht«, knurrte der Alte und packte sie am Arm.
    Er stieß das protestierende Mädchen vor sich her, durch die Tür hinaus auf den Hof, wie sie mitten unter den Wölfen, die sich inzwischen um die Tür versammelt hatten, zu Boden stürzte.
    Sie schrie auf und dachte einen Augenblick, dass nun alles zu Ende wäre, als die Tiere mit gefährlichem Knurren auseinander stoben und auf sie losstürzten. Doch plötzlich war ein roter Schatten über ihr. Cuon! Der animalische Duft war stark und beißend.
    Sein Knurren klang wie Donnergrollen nah an ihrem Ohr, und sie starrte in seinen Rachen.
    Betäubt erkannte sie, dass das Knurren nicht ihr galt, sondern den anderen Tieren, die winselnd zurückwichen und abwartend dastanden.
    Als der Alte aus der Tür trat, klang Cuons Knurren erneut bedrohlich. Der Mann sagte etwas zu ihm, wiederum in der fremden Sprache, und der Wolf beruhigte sich, wich aber nicht von Thanias Seite.
    Der Mann musterte das Mädchen verwundert. »Der Teufel weiß, wie Sie das machen, Gnädigste, aber der Rote hat einen Narren an Ihnen gefressen. Das wird Karel interessieren. Was suchen Sie hier?«
    Bleich und mit einem nervösen Seitenblick auf den Wolf neben ihr, begann sie sich hoch zu rappeln. Der Sturz hatte sie nicht verletzt, aber ihr Kleid war die längste Zeit weiß gewesen. Sie versuchte den Staub abzuklopfen, gab aber bald resigniert auf.
    »Feine Manieren haben Sie gerade nicht«, sagte sie erbost.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Seien Sie froh, dass Ihr Kleid nicht rot geworden ist«, meinte er.
    Sie starrte ihn sprachlos an. »Wollen Sie damit sagen, dass …«
    »Ich will gar nichts sagen«, unterbrach er sie. »Nur dass etwas mit Ihnen nicht stimmt, und dass Sie hier nicht eher weggehen werden, bis Karel Sie gesehen hat.«
    »Das trifft sich gut«, erwiderte sie verärgert. »Seinetwegen bin ich nämlich hergekommen. Wo ist Herr Woiew?«
    »Er ist jetzt nicht da«, sagte der Alte knapp.
    Dann sprach er zu den Tieren in jener fremden Sprache und verschwand im Haus.
    Fassungslos starrte sie ihm nach. Er ließ sie einfach hier stehen, mitten unter den Wölfen.
    Was sollte sie tun? Woiew mochte erst in Stunden kommen.
    Andererseits gab es keine alternativen Möglichkeiten für sie.
    Wenn sie zur Stadt zurückging, würde sie mehrere Stunden brauchen, bis sie aus dieser einsamen Gegend herauskam. Die Zeit konnte sie nützlicher verwenden, wenn sie sich hier umsah.
    Schon bei der ersten Bewegung wusste sie, warum der Alte sie so einfach stehengelassen hatte. Sie tat keinen Schritt allein.
    Cuon folgte ihr wie ein Schatten, während die übrigen drei in einigem Abstand hinterherliefen, seitlich ausschwärmend, um dem Opfer sofort jeden Fluchtweg abschneiden zu können.
    Thania hütete sich auszuscheren.
    Sie vermied sogar jede hastige Bewegung. Sie fürchtete sich zwar nicht mehr, doch eine plötzliche Flucht schien ihr nicht ohne Risiko. Seltsamerweise flößte ihr der Alte mehr Schauder ein als die Wölfe.
    Es war etwas an ihm – etwas an seiner Art, wie er sprach, wie er sie angesehen hatte – diese Teilnahmslosigkeit …
    Sie schlenderte langsam auf das Tor zu. Ohne große Eile überholten die Wölfe sie und versperrten ihr den Weg. Nur der Rote blieb an ihrer Seite. Sein Blick wanderte zwischen seinen
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