Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Vom Netzwerk:
unübersichtlich, daß man praktisch nichts gegen einen Aufstand machen kann, wenn er erst einmal im Gang ist… au!«
    Er war in einer engen Kurve gegen den Seitenholm geflogen.
    »Sorry«, sagte ich und trat das Gaspedal wieder bis zum Anschlag durch. »Ich hatte eben vergessen, daß ich ja nicht meinen guten Jaguar fahre!« Phil grinste schwach und rieb sich die Stirn.
    »Glaubst du tatsächlich, daß wir den Burschen in seiner Wohnung antreffen?« fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Wenn er in der Gegend eine Wohnung hat, ist es bestimmt ein Schlupfwinkel. Gelebt hat er bisher anderswo.«
    »Dann kennst du ihn tatsächlich?« Wieder nickte ich.
    Erst allmählich kamen wir in stillere Gegenden. Hier hatten die Polizisten auch mehr Zeit, auf schnelle Wagen zu achten, und ein paarmal schrillten Polizeipfeifen hinter uns her, aber wir beachteten sie nicht. Wenn die Strafanzeige mit unserer Wagennummer bearbeitet würde, mußte sie sowieso gelöscht werden. An einer Ecke tauchte plötzlich im Scheinwerferlicht eine Ölspur auf der Straße auf, und ich sah sie im allerletzten Augenblick.
    »Festhalten, Phil!« rief ich noch, dann schlidderten wir über die schleimig-glatte Stelle, der Wagen schleuderte an einem Laternenmast vorbei, vor mir tauchte eine Batterie von Mülltonnen auf, und dann hatte ich den Wagen wieder auf trockenem Pflaster. Phil ließ das Armaturenbrett los und seufzte.
    »Heute abend ist aber auch wirklich der Teufel los«, sagte er.
    »Hast du noch mehr dieser Überraschungen, Alter?«
    Ich nickte. Soeben war das Straßenschild der Bender Street aufgetaucht, und ich mäßigte unser Tempo.
    »Wart’s ab.«
    Die Hausnummer stand groß und breit über der Tür, die ein Oberlicht hatte, welches schwach erleuchtet war. Ich fuhr weiter und brachte den Wagen erst an der Ecke zum Stehen.
    »Offenbar ist da jemand zu Haus. Gehen wir vom herum, oder versuchen wir es über die Höfe?«
    »Wohnt er denn im Erdgeschoß?« fragte Phil.
    »Ich möchte es meinen. Oben waren nur die Fenster einer Werkstatt oder eines Lagerraums. Und unten war Licht.«
    »Also über die Höfe.«
    Wir stiegen aus und schlossen den Wagen ab. In der Aktentasche lag noch immer das Funkgerät.
    »Ich nehme das Ding mit«, meinte Phil. Er schloß noch einmal auf und klemmte sich die schwere Tasche unter den Arm. »Für heute abend bin ich die Überraschungen leid. Wenn er Schwierigkeiten macht, funke ich.«
    Wir schritten an der Häuserzeile entlang und suchten einen Durchgang zu den Häfen.
    »Stopp«, sagte Phil. Zu unserer Rechten reckte sich eine Mauer empor, und dahinter waren die abgestorbenen Zweige eines dürren Baumes vor dem hellen Himmel sichtbar.
    Ich verschränkte meine Hände, und Phil schwang sich hoch. Die Mauer war vielleicht zweieinhalb Meter hoch, und er kam spielend leicht hinauf. Ich reichte ihm die Tasche herauf, und er streckte mir seine Hände entgegen. Ich stieg an der Mauer hoch wie auf ebener Erde. Dann saßen wir rittlings oben und betrachteten die Gegend. Die Höfe waren nur durch altersschwache Bretterzäune voneinander getrennt.
    Als wir dann über die letzte, niedrige Mauer stiegen, standen wir nur noch zwei Meter von den Fenstern entfernt.
    Es waren zwei schmale Fenster zu ebener Erde, mit dünnen Gardinen verhangen. Mit ein paar Schritten waren wir heran und blickten vorsichtig hindurch. Das Bild war einigermaßen überraschend: auf einem unordentlichen Bett lag unser feurige Redner, noch im selben priesterähnlichen Gewand. Vor dem Schrank kniete ein Mädchen im lose umgeworfenen Bademantel und räumte Wäsche und andere Kleidungsstücke in einen großen Rohrplattenkoffer. Auf einem Sofa zur Linken aber hockten zwei Jungen mit finsteren Gesichtern. Das Auge des einen war eine bläuliche Masse, sie hatten Bierflaschen vor sich stehen und starrten vor sich hin.
    Phil zwinkerte mir zu.
    Hier mußte etwas geschehen.
    »Phil!« flüsterte ich. Er kam mit katzenhaften Schritten herangeglitten.
    »Ich gehe vorn herum und mache einen Anstandsbesuch. Du bleibst hier und kannst, wenn es nötig ist, durchs Fenster kommen. Vielleicht bringe ich es fertig, daß sie sprechen!«
    Phil überlegte kurz.
    »Willst du nicht lieber mich gehen lassen?« raunte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein Lieber. Ich kenne die Brüder ein bißchen und kann sie eher zum Reden bringen. Hör du nur gut zu.«
    »Meinetwegen. Aber die Kanone habe ich in der Hand«, versprach er. Vielleicht dachte er auch an unseren toten Kollegen mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher