Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Vom Netzwerk:
bewußtlosen Gestalten am Boden und das Mädchen, das, leise vor sich hinschluchzend, in einer Ecke neben Vane kauerte.
    »Er hat eben gestanden«, sagte Phil und wies auf Vane. »Allerdings hat es wohl kaum noch einen Zweck, denn ich fürchte, er ist nicht mehr ganz bei Verstand. Was er sagte, klang sehr danach.«
    Mr. High nickte. Er setzte sich nieder und legte seine Handschuhe übereinander.
    »Das ist manchmal das Ende eines intelligenten, fast genialen Menschen, der nach seinen eigenen Gesetzen leben zu können glaubt und uneingeschränkte Macht für sich beansprucht. Dieser hier ist einer von ihnen. Oder — er war einer.«
    »Sie kennen ihn, Mr. High?« fragte ich erstaunt.
    Der Chef sah mich an.
    »Ich habe heute abend endlich die Meldungen erhalten, die mir Aufklärung brachten. Gleichzeitig habe ich alle Erkundigungen eingezogen, die ich bekommen konnte. Hätten Sie ihn nicht in dieser Nacht gestellt, wäre er morgen früh auf Grund von Indizienbeweisen festgenommen worden.«
    »Hat er noch mehr auf dem Kerbholz?« fragte Phil.
    Mr. High nickte.
    »Er ist in Yale vom College ausgeschlossen worden wegen Anstiftung zum Aufruhr und anderer Delikte. Seine Schwäche war die Psychologie, und er hat sich nicht damit begnügt, zu studieren, sondern betrachtete sie als Mittel, um über andere zu herrschen. Er hat alle Mittel der Massenbeeinflussung studiert und ausprobiert, wo er nur konnte. Da er ungewöhnlich intelligent war, hatte er Erfolge. Er brachte in Yale die Leute dazu, den Laden eines alten, armen Händlers zu plündern und in Brand zu stecken, nur aus Lust am Experimentieren mit den Instinkten der Menschen. Man konnte ihm nichts nach weisen. Hier in New York brachte er war bald zum Präsidenten seiner Verbindung, und er nutzte seine Stellung dazu aus, unter dem Deckmantel eines harmlosen Studentenscherzes Krawalle zu inszenieren. Die Plünderungen führte er dabei wohlweislich nicht mit seinen Studienkollegen aus. Dafür benutzte er diese beiden Subjekte, die ihm hemmungslos, auf Grund seiner Intelligenz, ergeben waren. Als er den Polizeibeamten erschoß, der im Auftrag der Yale-University sein Treiben unter die Lupe nehmen sollte, begehrten natürlich diejenigen seiner Kollegen auf, die davon Wind bekamen. Aber er wußte soviel von ihnen — kleine Vergehen und Streiche, daß sie sich nicht zu reden trauten. Daß ein einziger, nämlich Giacomo Laudi, bei der Polizei vielleicht gesprochen haben könnte, gab ihm den teuflischen Plan ein, sich dieses Jungen auf die bekannte Weise zu entledigen. Und dann gab es einen, der den Mut fand, zur Polizei zu gehen.«
    »Cobny«, sagte ich.
    Mr. High nickte.
    »Ja, leider verstanden Sie seine erste Anspielung nicht, Jerry. Er sprach von einen Psychologiestudenten im dritten Jahr. Sie nahmen es als einen intellektuellen Scherz, aber er meinte tatsächlich seinen Präsidenten Vane. Er studierte Psychologie im dritten Jahr.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen, Mr. High?«
    Wieder nickte der Chef.
    »Diese beiden haben ihn jämmerlich zerschlagen. Der Streifenbeamte, der ihn fand, war schon einmal heute abend hier, doch er fand nur das Mädchen. Aber zu der Zeit wußte ich schon mehr, denn ich hatte unterdessen Besuch bekommen. Phil, gehen Sie doch bitte hinaus, und öffnen Sie die Haustür. Da ist noch jemand, der hereinwill!«
    Phil stand auf und ging verwundert hinaus. Vane begann jetzt sich zu regen. Seine Hände tasteten auf dem Boden umher und krallten sich um den Teppichfetzen. Mr. High betrachtete ihn kalt.
    Vane öffnete die Augen. Es dauerte lange, bis er uns erkannte. Mr. High stand auf und trat vor ihn hin.
    »John Sydney Vane«, sagte er klar und deutlich, »ich verhafte Sie kraft meines Amtes als FBI.-Chef von New York wegen erwiesenen Mordes an Polizeisergeant Ellis Mills, desgleichen an Giacomo Laudi sowie wegen anderer vor Gericht näher zu benennender Delikte. Stehen Sie auf!«
    Vane war bleich wie der Tod. Er versuchte dreimal, auf die Beine zu kommen, ehe er sich, an die Wand gestützt, erheben konnte. Als er die Augen aufschlug, stand er seinen früheren Kameraden der Phi-Beta gegenüber. Sie bissen die Zähne zusammen und sagten kein Wort.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher