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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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wo sich bereits ein neuer Führer der Menge emporgeschwungen hatte — wenn ich mich nicht irrte, war es der Mann vom Manegenrand!
    Grelle Töne brachen durch den Lärm. Einer hatte eine Trompete der flüchtenden Kapelle aufgenommen und blies aus vollem Hals hinein, dazu flackerte auf der anderen Seite ein Sprechchor auf… jetzt war bald alles so weit, um aus der Masse der empörten Zuhörer einen randalierenden Haufen zu machen, dem es gar nicht mehr um irgendeine Sache ging, sondern um den Krawall selbst.
    Draußen schrillten die Polizeipfeifen. Es sah aus, als hätte die Menge nur darauf gewartet, daß sie Widerstand fand, denn nun rannten auch die letzten hinüber, wo sich die Menschen wie dunkle Trauben vor den beiden Ausgängen stauten.
    ***
    Mich hatte dabei etwas anderes in Atem gehalten. Es war mir nach vielen Püffen und Stößen gelungen, bis zum Podium vorzudringen. Oben stand noch immer der Redner und brüllte ins Mikrophon, aber jetzt waren es anfeuernde Reden, deren Rhythmus allein schon genügte, denn die Worte waren kaum zu verstehen. Als ich mich über die Brüstung schwang, fuhr er auf einmal herum. Aus dunklen Augen traf mich ein fanatischer Blick, aber er erkannte mich nicht unter der Nylonmaske, die ich immer noch trug. Ich trat mit einem Schritt hinter ihn und packte ihn an der Schulter. Wieder warf er sich herum und versuchte, sich von meinem Griff freizumachen. Es gelang ihm nicht.
    Er brüllte einen wilden Fluch, den die Lautsprecher von allen Seiten Zurückgaben. Seine Fäuste ballten sich, und während ich ihm gerade meinen Spruch sagen wollte, trat er plötzlich mit aller Wucht gegen mein Schienbein. Ein Schmerz drang mir durch den ganzen Schenkel, und für einen Augenblick stockte mir der Atem. Dann hämmerten meine Fäuste Trommelfeuer gegen seine Rippen, so daß er unwillkürlich bis an den Rand des Podiums zurückprallte. Hilflos tastete er um sich, fand Halt an den Seilen… ich holte zu einem Schwinger aus, der ihm die Lust an weiteren Fußtritten nehmen würde, als ich instinktiv hinter mir eine Bewegung wahmahm. Ich fuhr herum wie eine Katze, sah eben noch eine Klappe im Boden des Podiums zufallen und erhielt dann einen mörderischen Schlag seitlich gegen den Kopf.
    Zusammenbrechend gewahrte ich noch den Redner, wie er über die Seile sprang, und dann spürte ich, wie ich in meiner Benommenheit taumelte. Ein Mikrophonständer geriet mir in die Hände und knickte ein, ich kam mit aller Mühe wieder auf die Beine und fühlte etwas sausend neben mir auf die Bretter krachen. Der schwere, gußeiserne Fuß eines Scheinwerferstativs hatte mich nur um Zentimeter verfehlt!
    Mit unendlicher Mühe kam ich endlich hoch. Der Kopf brummte mir vor Schmerz, aber ich sah plötzlich meinen neuen Gegner, wie er sich gerade nach einer schweren, eisernen Stange bückte.
    Er packte sie mit beiden Händen und wuchtete sie hoch. Ich sah es und brachte es einfach nicht fertig, mich zu rühren. Erst als er sich zu mir umwandte und alle Muskeln anspannte, um mir die Stange über den Kopf zu schlagen, wich die Erstarrung von mir. Ich glaube, daß ich einen wilden Schrei ausstieß, als ich seine ausgereckten Arme unterlief und mich mit aller Kraft gegen ihn warf. Ich traf ihn mit dem ganzen Körper und hob ihn von den Füßen. Die Eisenstange entglitt seinen Händen und krachte auf das Podium. Ich machte mich von ihm los, federte wieder vor und traf ihm mit einem harten Schlag genau auf den Punkt. Er polterte über die hölzernen Stufen und hatte die Augen schon geschlossen, ehe er im weichen Sand der Manege ankam.
    Stöhnend richtete ich mich auf. Das Zelt war nahezu leer, aber draußen ging es toll her. Ich riß mir die Maske vom Gesicht; sie war an der Seite völlig zerfetzt. Dann stürmte ich durch die Manege und zwischen den Stuhlreihen hindurch zum Ausgang. Hier versuchten sich einige Leute hinter der Zeltleinwand zu verstecken, um möglichst ungeschoren aus dem ganzen Aufruhr hervorzugehen, und ich blickte ihnen flüchtig ins Gesicht, ehe ich die Tür aufstieß und hinaustrat. Und draußen war erst recht der Teufel los!
    ***
    Rummelplätze gehören für die Polizei zum schwierigsten Gelände. Sie sind meist sehr unübersichtlich, und dann ist das Publikum hier noch weniger als anderswo geneigt, polizeiliche Weisungen zu befolgen. Man möchte sich amüsieren, will keinesfalls gestört werden und wird sehr böse, wenn irgendwo Polizisten auftauchen.
    diesem Fall war der Spektakel auch noch zu früh
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