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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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den Kugeln in der Brust.
    ***
    Ich fand an der Vordertür nicht gleich den Klingelknopf. Dabei war er groß genug.
    Eine Weile blieb alles still. Erst als ich mich gegen den Knopf lehnte, klappte drinnen eine Tür und Schritte kamen näher.
    »Wer ist da?« fragte eine Stimme.
    »Cobny«, sagte ich.
    Drinnen war das Schweigen der Überraschung. Dann wurde die Tür plötzlich aufgerissen. Ich prallte in der offenen Tür mit dem Mädchen zusammen, und der heiße Atem traf mich für einen Moment, als sie sah, daß nicht Cobny vor der Tür stand.
    Ich ließ sie nicht zu Wort kommen und drängte sie in den Flur zurück.
    »Sorry«, sagte ich leise. »Ich bin nicht Cobny, aber ich habe etwas von ihm auszurichten.«
    Die Tür fiel ins Schloß. Das Mädchen spitzte die Lippen zu einem Pfiff, ließ es aber dann doch sein und winkte mir.
    »Kommen Sie mit herein!«
    Wir gingen durch einen Gang, der direkt zu dem Hinterzimmer führen mußte. Ich war gespannt, welchen Trick sie sich ausgedacht hatten.
    Aber das Mädchen machte die Zimmertür auf, trat ein und ließ mich nachfolgen. Mit einem Blick sah ich, daß das Bett leer war. Nur die beiden finsteren Brüder saßen in der gleichen Stellung hinter dem Tisch vor ihren Flaschen. Sie blickten nur mürrisch auf und grüßten nicht.
    »Nun? Was haben Sie zu sagen?« fragte das Mädchen und raffte den Bademantel zusammen.
    Ich betrachtete voll Interesse das blaue Auge, und mir kam ein naheliegender Verdacht.
    »Dein Freund hat sich aber arg am Auge gestoßen, Ben«, sagte ich zu dem Jüngeren. »Und dies hier ist nun deine Nachtschicht in der Wäscherei, wie?«
    »Los«, drängte das Mädchen. »Für’n Besuch ist es ja verdammt spät. Was ist?«
    »Ach…«, machte ich und ließ mich in einen Stuhl sinken, der an der Wand neben der Tür stand, »eigentlich sollte ich von Cobny nur ausrichten, daß er sich wieder ganz wohl fühlt und gelegentlich vorbeikömmen würde.«
    Das Mädchen zuckte mit keiner Wimper, aber'der jüngere Bursche war doch zusammengefahren. Mir genügte es. Mit einem Sprung war ich auf und vor den beiden. Ich brüllte sie an, daß die Scheiben klirrten, beschimpfte sie auf unflätigste Weise. Gab ihnen die schlimmsten Schimpfnamen, die ich in meiner lebhaften und langen Praxis gehört habe, und tatsächlich kamen sie langsam hoch. Der ältere war gerade so weit, aufzufahren und irgend etwas mit seiner geballten Faust anzustellen, als hinter mir jemand sagte:
    »Augenblick mal, Cotton…«
    Ich machte einen langen Schritt zurück, anstatt eines kleinen und kam so wieder vor meinen Stuhl zu stehen. Durch die Tür war unhörbar der’ Herr »Hafenmissionar« eingetreten. Zu seinem feierlichen Gewand paßte allerdings ganz und gar nidit die Null-acht, die er in der rechten Hand hielt. Die Mündung zeigte auf mich.
    Er machte eine Bewegung mit dem Kopf. Ich sollte die Hände heben. Natürlich dachte ich nicht daran. Einer Null-acht ist auf diese Entfernung nicht auszuweichen, aber Phil würde flinker sein, wenn der Bursche nur den Finger am Abzug bewegte.
    »Hallo, Vane«, sagte ich gemütlich. »Hoch mit den Händen!« schnauzte er mich an.
    Eine herrische Gebärde scheuchte das Mädchen zur Seite. Leider stand sie jetzt so, daß Phil kaum sehen konnte, was hier drinnen geschah. Deshalb nahm ich die Hände doch vorsichtigerweise hoch. Allerdings nur bis zur Schulter.
    »Höher!« brüllte er, plötzlich rot vor Wut. Jetzt wurde er unberechenbar. Trotzdem sagte ich vorwurfvoll:
    »Aber Vane — bislang spielten Sie doch so schön den gebildeten Mann!« Über seiner Nase schwoll eine steile Falte auf der Stirn. Ich beobachtete seinen Finger am Abzug genau. Er bewegte sich millimeterweise, aber dann entspannte er sich wieder. Vane, der Präsident des Phi-Beta-Clubs, der akademisch gebildete und verbindliche junge Mann, hatte sich anders entschlossen.
    »Pech gehabt, heute abend«, sagte ich. »Aber gut geplant, muß ich sagen. Hervorragend.«
    Es zuckte in seinem Gesicht.
    »Man wird es bei der Zumessung der Strafe berücksichtigen«, versprach ich, und die Falte auf seiner Stirn vertiefte sich. Ich mußte ihn zum Reden bringen, unter allen Umständen.
    »Ehe wir weiterreden«, begann ich aufs Neue, »haben Sie eigentlich den Giacomo selbst an der Laterne aufgeknüpft, Vane?«
    Er starrte mich an. Haßerfüllt.
    Ich mußte weitermachen.'
    »Und haben Sie mit dieser Pistole auch den Polizisten erschossen?« Er senkte den Blick unwillkürlich auf die Waffe. So
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