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0158 - Der Spiegel-Dämon

0158 - Der Spiegel-Dämon

Titel: 0158 - Der Spiegel-Dämon
Autoren: Jason Dark
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Er sprang aus dem Bett und lief weg. Sheila versuchte ihn zu fangen.
    Doch Johnny war schnell. Auf seinen kurzen Beinen trippelte er durch das Zimmer und kroch unter sein Bett.
    »Willst du wohl vorkommen?« rief Sheila. Sie bückte sich, um ihren Sohn zu sehen.
    Im nächsten Augenblick zuckte sie zurück. Etwas hatte sie hart an der Stirn getroffen. Johnny hatte den Gegenstand geworfen, einen Bauklotz.
    »Au!« Sie zuckte zurück.
    Johnny aber lachte. Kein helles Kinderlachen, sondern eher schadenfroh.
    Sheila wunderte sich einen Augenblick. Da kam Johnny auf der anderen Seite des Bettes hervorgekrochen und blieb stehen.
    Diesmal ging er sogar freiwillig zu Sheila, plapperte drauflos und wurde von Sheila ins Bad geführt, wo es das nächste Drama gab, denn die Morgentoilette war immer eine Sache für sich. Da hatte Johnny auch seinen eigenen Kopf.
    Bis Sheila ihn gewaschen hatte, vergingen zehn Minuten. Und die gleiche Zeit verstrich, bis Johnny endlich fertig angezogen vor seiner Mutter stand.
    »Und jetzt wird gefrühstückt«, sagte Sheila.
    Der Kleine nickte.
    Sheila hatte den Tisch bereits gedeckt. Johnny bekam sein Spezialgeschirr. Es war unzerbrechlich und bunt angemalt. Der Kakao war noch warm.
    Sheila schenkte ein und lächelte ihren Sohn an, der ruhig am Tisch saß und seine kleinen Hände gefaltet hatte. Auch einen Latz hatte Sheila ihm umgebunden.
    »Was möchtest du?« fragte sie.
    »Das«, sagte Johnny und streckte seinen Arm aus.
    Sheila nickte. »Das Hörnchen.« Sie schnitt es einmal quer durch und tunkte Marmelade auf die Schnittstelle. So hatte Johnny das gern. Seine Augen glänzten, als er das Hörnchen in den Mund steckte.
    Da klingelte das Telefon.
    Sheila seufzte auf und verdrehte die Augen. Auch Johnny aß nicht mehr weiter. Er schaute seiner Mutter nach, die aufgestanden war und in die Diele ging, wo auch ein Apparat stand.
    Johnny blieb zurück.
    Und plötzlich änderte sich sein Gebaren. Er verzog das Gesicht und schleuderte im nächsten Augenblick voller Wut das Hörnchen gegen die Wand. Gleichzeitig nahm sein Gesicht einen bösen Ausdruck an. Die Mundwinkel verzogen sich, und die Augen glitzerten.
    Johnny hatte etwas entdeckt.
    Das Messer!
    Es lag auf dem Tisch, denn Sheila hatte sich zuvor etwas Braten abgeschnitten.
    Dazu brauchte sie das Messer mit der Säge. Normalerweise legte sie es weg und brachte es vor Johnny in Sicherheit, aber an diesem Morgen waren sie sowieso schon zu spät dran, und da lief eben alles anders. Vor allen Dingen hatte der Anruf gestört.
    Für Johnny war das Messer richtig.
    Er kletterte auf die Sitzfläche seines Stuhls, beugte sich über den Tisch und streckte seinen rechten Arm aus.
    Die Finger berührten zwar den Griff, mehr geschah nicht. Sie rutschten ab.
    Johnny strengte sich noch weiter an. Und dann packte er es. Der Kleine hielt das Messer fest.
    Seine Hand schloß sich.
    Ein Geräusch drang aus seinem Mund, das so gar nicht zu ihm passen wollte. Es glich mehr einem gefährlichen Knurren. Als Johnny sich die Schneide des Messers vor die Augen hielt und darin sein Spiegelbild sah, da begannen seine Augen zu funkeln.
    Ja, so war es richtig!
    Johnnys Zunge fuhr über die Lippen. Er sprang vom Stuhl und hörte schwach die Stimme seiner Mutter.
    Sheila telefonierte weiter.
    Johnny aber wandte sich, zur Tür. Er versteckte das Messer hinter seinem Rücken und zog mit einer Hand die Tür auf. Er verbreiterte den Spalt so weit, daß er in die Diele schlüpfen konnte.
    Sheila wandte ihm den Rücken zu.
    Johnny hörte wohl ihre Stimme, doch er brachte die Worte in keinen sinngemäßen Zusammenhang, denn Sheila telefonierte mit einem ihrer Direktoren, die die Firmengruppe leiteten.
    Johnny tappte näher.
    Sheila war so in ihr Gespräch vertieft, daß sie auf die Umgebung gar nicht achtete. Sie überhörte Johnnys Schritte, die von dem Teppich noch gedämpft wurden.
    Johnnys Plan schien zu gelingen. Und er hörte auch die fremde Stimme in seinem Kopf.
    War dein Traum nicht schön? Du hast doch alles schon gesehen, mein Kleiner.
    Endlich geht es in Erfüllung. Ich mache Träume wahr. Bald werden viele Leute das tun, was sie in ihren Träumen erlebt haben. Du kannst mir glauben.
    Der Kleine nickte und sprach selbst einige Worte, die jedoch niemand verstand.
    Sheila redete noch immer. »Nein«, sagte sie soeben. »Dazu bin ich nicht Fachmann genug, das müssen wirklich andere entscheiden. Wenn die jedoch eine positive Meinung haben, stimme ich auch zu.«
    Jetzt
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