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0157 - Die Hexe und der Höllensohn

0157 - Die Hexe und der Höllensohn

Titel: 0157 - Die Hexe und der Höllensohn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schlüssel hingen dort. Es waren die, die zu den Türen der beiden fraglichen Zimmer gehörten.
    »Pardon, können Sie mir sagen, wann Mademoiselle Duval und Fräulein Ford das Hotel verlassen haben?« erkundigte er sich.
    Der Portier schüttelte den Kopf und wiederholte nachdenklich die beiden Namen. »Nein… nicht, daß ich wüßte…«
    »Seit wann tun Sie hier Dienst?« erkundigte sich Bill. »Vielleicht weiß Ihr Vorgänger etwas…«
    »Seit 23 Uhr«, erwiderte der Mann.
    »Der Teufel soil’s holen«, knurrte Bill und ging zum Speiseraum hinüber. Zamorra wollte ihm schon folgen, als der Portier sich räusperte. »Mir fällt gerade was ein. Etwa um Mitternacht…« Er zögerte.
    »Was geschah da?« hakte Zamorra nach.
    »Ein Mann kam herein. Groß, dick, schwarzhaarig, mit Bart. Er verließ das Haus wieder in Begleitung zweier junger Damen. Vielleicht… vielleicht könnte es doch sein, daß… es fiel mir gerade wieder ein.«
    Bill war zurückgekommen. Er zückte seine Brieftasche und holte ein Foto hervor. Es zeigte das von braunem, weichen Haar umflossene Gesicht Manuelas.
    »Ja, so hat eine von den beiden ausgesehen.«
    »Also doch«, brummte Zamorra. »Groß, dick, schwarzhaarig, Bart. Hm. Ashorro scheint sich schon eine reichliche Körpersammlung zugelegt zu haben…«
    Er hatte im schauderhaftesten Texas-Slang und so schnell gesprochen, daß der Portier ihn nicht verstand. Aber Bill hatte kapiert. Wenn Zamorra, der Franzose, sich dieses ungepflegten Slangs bediente, dann war etwas faul und er befürchtete hinter jedem Laternenpfahl einen unerwünschten Lauscher.
    Er eilte an Bill vorbei in den Saal. Der Historiker folgte ihm. »Du solltest mit Fotos vorsichtiger sein, mein Freund«, warnte Zamorra. »Von Bildzauber hast du sicher schon etwas gehört. Wenn jemand dir das Foto entwendet und…«
    Bill zuckte mit den Schultern. »Ich lasse mir weder Fotos noch Barschecks entwenden«, sagte er.
    Sie traten an den Tisch, an dem sie gesessen hatten. Er war längst abgeräumt worden, aber die Tischdecke war noch die gleiche. Und so sahen die beiden Freunde das, was sie sehen sollten.
    Ashorros Feuersiegel!
    ***
    Zamorra betrachtete das Zeichen eingehend. Es war wie von einer Flamme eingebrannt, schwarzverkohlt. Als er die Tischdecke anhob, stellte er fest, daß es sich bis in die Holzplatte gebrannt hatte.
    Es war ein Kreis, etwa zwei Zentimeter durchmessend, und in diesem Kreis befand sich ein großes »A«.
    »A und O«, murmelte Zamorra. »Der erste und der letzte Buchstabe des Namens Ashorro.«
    Bill Fleming hatte eine andere Idee. »Wenn du es ins Griechische übersetzt - Alpha und Omega, erster und letzter Buchstabe des griechischen Alphabets und zugleich Symbol für Anfang und Ende. Ob es eine Bedeutung hat? Ashorro als Anfang und Ende der Welt?«
    »Das wäre wohl etwas überheblich von dem Burschen«, lächelte der Professor. »Ich glaube, das dürfte etwas überinterpretiert sein. Aber immerhin wissen wir jetzt, daß er es war. Wer sonst hätte einen Grund, ausgerechnet dieses seltsame Zeichen in den Tisch zu brennen? Außerdem ist es fast wie ein Pentagramm mit Umkreis gezeichnet, nun, in diesem Fall kein Pentagramm, sondern ein Dreieck«, korrigierte er sich. »Die Ähnlichkeit mit dem magischen Zeichen ist unverkennbar. Es muß Ashorros Siegel sein.«
    »Und nun?« fragte Bill etwas ratlos.
    »Nun?« echote Zamorra. »Nun werden wir einen dicken, großen Mann suchen.«
    »Dann such’ mal schön«, spottete Bill bitter. »Weißt du, wie viele Menschen in dieser Stadt wohnen?«
    Zamorra sah ihn fragend an. »Nein.«
    »Es sind zu viele«, sagte Bill. »Bevor du ihn gefunden hast, hat Ashorro bereits jeden zu seinem Sklaven gemacht. Er geht anders vor als in der Vergangenheit. Er übernimmt mehrere Körper. Wahrscheinlich kann er nach Belieben zwischen ihnen wechseln.«
    »Trotzdem«, entgegnete Zamorra. »Er ist einen Schritt zu weit gegangen. Er wird uns erpressen wollen, und das lasse ich mir nicht gefallen. Wenn es nur den Hauch einer Chance gibt, werde ich zugreifen. Und deshalb werde ich ihn jetzt suchen - auf meine Weise.«
    ***
    Der Professor setzte sich auf den Stuhl. Abermals bemühte er das Amulett und versetzte sich in einen tranceähnlichen Zustand. Gebannt sah Bill über die Schulter seines Freundes auf das, was sich im Zentrum des Amuletts abspielte.
    Ein Bild entstand. Es zeigte diesen Tisch, an dem zwei junge Frauen sich unterhielten. Was sie sprachen, war nicht zu hören.
    Jäh
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