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0157 - Die Hexe und der Höllensohn

0157 - Die Hexe und der Höllensohn

Titel: 0157 - Die Hexe und der Höllensohn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Technik darin befindet. Ich schätze, daß Sie mit zwei- bis dreitausend Mark rechnen können.«
    »Das ist ja erstaunlich viel für einen Totalschaden«, murmelte Zamorra verblüfft.
    »Nun, ich nehme dabei an, daß Sie den Neuwagen bei uns kaufen…«
    »Ich werde es mir überlegen«, antwortete der Professor. »Ich bleibe noch ein paar Tage hier, schätze ich.« Er wandte sich an den Gutachter. »Welche Versicherung ist das?«
    Der Mann in Grau nannte ihm die Firma. Zamorra notierte sich Name und Anschrift sowie Telefon und schob den Zettel wieder in eine seiner Taschen.
    »Ich denke, daß es ein Totalschaden wird«, sagte er. »Ein reparierter Wagen ist immer ein Reparierter, außerdem war das Ding fast neu. Ein halbes Jahr…«
    »Wir werden sehen«, schränkte der Gutachter ein. »Wenn ich zu der Feststellung gelange, daß eine Reparatur preiswerter ist, bekommen Sie nur das Geld für die Reparatur.«
    Zamorra schürzte die Lippen, nickte dem Opel-Mann grüßend zu und kehrte zu Bill zurück, der im Wagen gewartet hatte. Der weiße Granada verließ das Firmengelände. »Nun?« fragte Bill.
    Zamorra hob die Schultern.
    »Es ist mir ziemlich gleichgültig, was mit dem Trümmerbrocken geschieht«, sagte er. »Vorläufig geht es mir nur darum, Nicole zu finden und Ashorro das Handwerk zu legen. Der Wagen ist zweitrangig.«
    Bill Fleming nickte.
    »Also jetzt zu der Weißen Hexe!«
    ***
    Babsy schien sie bereits erwartet zu haben. Als der Ford vor dem Haus stoppte, kam sie bereits aus der Tür. Zamorra stieg nach hinten um. Die Weiße Hexe ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Sie strich durch ihr bis über die Schultern fallendes Haar und lehnte sich zurück. »Können wir?« fragte sie.
    »Wir können«, schmunzelte Bill Fleming, rollte wieder zur Straße vor und fädelte sich in den Verkehr ein. Mit der Lage des Friedhofes hatte er sich anhand eines Stadtplans vertraut gemacht und fraß sich langsam durch den Innenstadtverkehr, der durch eine äußerst sorgfältige Verkehrsplanung zu einem Chaos ohnegleichen gestaltet worden war. Man hatte sich behördlicherseits wirklich sehr viel Mühe gegeben.
    Immerhin schafften sie es innerhalb einer halben Stunde, sich über die Strecke von vielleicht fünf Kilometern zu quälen. Am Rand der breit ausgebauten Ausfallstraße zum nächsten Vorort ließ Bill Fleming den Wagen ausrollen. Schon von weitem war auf der anderen Straßenseite die knorrige, alte Eiche zu erkennen.
    »Wir sollten vielleicht wenden, daß der Wagen auf der anderen Straßenseite steht«, empfahl Zamorra. »Ich traue diesem. Urgewächs nicht über den Weg.«
    »Denkst du, ich?« gab Bill zurück. Er wartete, bis sich eine Lücke im Verkehrsfluß bot, und schwenkte nach links aus. Die Straßenbreite war ausreichend; er brauchte nicht zu wenden. Etwa zehn Meter von der Eiche entfernt hielt Bill endgültig an, zog die Handbremse fest und stieg aus.
    »Wollen Sie nicht den Motor abstellen?« fragte Babsy, als sie ebenfalls ins Freie kletterte. Bill schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Ich denke nicht daran«, versetzte er. »Wenn wir überraschend flüchten müssen, ist es gut, den Wagen startbereit zu haben. Ich möchte nicht eine halbe Stunde lang mit dem Anlasser orgeln müssen.«
    »Sie scheinen ja nicht viel Vertrauen zu Ihrem Kapitalistenauto zu haben«, sagte sie herablassend. Bill grinste. »Wenn’s mein eigenes wäre, wüßte ich, wie es zu welcher Tageszeit reagiert. Das hier ist aber ein Mietwagen. Und wer so kleine Handtaschenautos baut, dem traue ich auch auf technischem Gebiet nicht.«
    »Handtaschenauto?« Babsy wurde blaß. »Der da? Der Granada?«
    Bill grinste. »American way of life«, murmelte er.
    Zamorra hatte unterdessen die Eiche fast erreicht und betrachtete den verwachsenen Baum eingehend. Nichts entging seinen scharfen Augen. Normalerweise, überlegte er, wuchsen Eichen hoch empor. Das Ding hier aber war fast nur in die Breite gegangen. Dafür, daß der Baum nur von zwei Männern umspannt werden konnte, war er erstaunlich niedrig gewachsen.
    Der Professor achtete nicht auf den Wortwechsel seiner Begleiter. Er blieb vor der Eiche stehen. Streckte die Hand aus, tastete über die Rinde und zuckte erschrocken zurück. War das ein Stromstoß gewesen, den er gespürt hatte?
    Aber wie sollte sich in einer Pflanze Elektrizität entwickeln?
    Abermals berührte er den Baum.
    »Au…«
    Der Schock war schon erheblich stärker als beim ersten Mai. Gleichzeitig wurde ihm sekundenlang
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