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0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

Titel: 0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie
Autoren: Menschenhaie Gangster Perlen
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Schweiß abgespült hatten. Der Portier gab uns Auskunft, wo wir Sin-li Yu-tang finden konnten. Es war eine winklige Gasse, in der es von streunenden Hunden, schmutzigen Kindern und Abfallhaufen nur so wimmelte. Die Luft hatte einen bestialischen Gestank, und wir rauchten eine Zigarette nach der anderen.
    Der Laden des Chinesen besaß kein Schaufenster, und dementsprechend dunkel war es darin auch. Teppiche, Bambusstangen, Stoffballen, Hausrat, alte Möbel - alles stand und lag kreuz und quer durcheinander. Ein Asket von vielleicht neunzig Jahren näherte sich uns in einem seidenen Gewand, das goldene Drachen auf schwarzem Grund zeigte. Von seinen Mundwinkeln hingen zwei dünne, lange Bartenden herab. Die kleinen, geschlitzten Augen hatten keine Brauen, und die tief gefurchte Stirn wurde von einer schwarzen Kappe nur halb bedeckt.
    »Sie wünschen, Gentlemen?«, fragte der Alte mit einer leisen, hohen Fistelstimme.
    »Wir möchten uns zwei Reisschalen ansehen«, erwiderte ich.
    Er kreuzte die Arme auf der Brust und verneigte sich: »Wollen die Gentlemen Ihrem unwürdigen Diener folgen?«
    Wir nickten und kletterten über das umherliegende Gerümpel dem Alten nach. Er zog einen Vorhang zur Seite und ließ uns vorangehen. Wir gelangten in ein Zimmer, dessen Teppiche ein Vermögen wert sein mussten. Es lagen sechs oder sieben chinesische Teppiche aufeinander, und man hatte das Gefühl, auf Watte zu gehen. In einer Ecke waren Kissen übereinander getürmt. Jedes von ihnen 12 besaß einen seidenen Bezug mit goldener Stickerei. Wir hockten uns nieder, und der Alte klatschte in die Hände.
    Augenblicklich erschienen zwei Mädchen, Chinesinnen, aber höchstens zehn Jahre alt.
    »Tee«, sagte Sin-li Yu-tang.
    Die Mädchen verneigten sich vor jedem von uns, verließen rückwärts den Raum und erschienen schon nach überraschend kurzer Zeit wieder, indem sie ein winziges Tischchen trugen, auf dem kleine, hauchdünne Porzellanschalen standen. Der Duft von echtem China-Tee stieg in unsere Nasen, aber da wir keine Engländer waren, konnten wir den folgenden Genuss vielleicht nicht so würdigen, wie es angemessen gewesen wäre.
    Wir beobachteten den Alten und machten alles so nach, wie er es uns vormachte. Auf diese Weise verging eine Viertelstunde, in der kein Wort gesprochen worden war. Dann endlich fragte der Greis: »Was kann der bescheidene Knecht für die erhabenen Gäste seines unwürdigen Hauses tun?«
    »Wir brauchen alle Auskünfte über einen gewissen Roy Royson, die wir nur kriegen können.«
    »Roy Royson? Die Götter mögen es mir verzeihen, dass ich die Wahrheit ausspreche, aber dieser Mann ist schlecht bis auf den Grund seiner Seele. Er nennt sich Händler, aber er ist ein Betrüger. Die britischen Behörden auf den Fidschi-Inseln hatten ihn vor sechs Jahren verhaftet, weil er Opium schmuggelte. Niemand weiß, wie er es machte, dass er schon nach ein paar Monaten freigelassen wurde, aber seither meidet er die Fidschi-Inseln. Et wird mit allem handeln, wovon er sich einen großen Gewinn versprechen kann. Man sagt, dass er schuld ist am Tod seines Vertrauten, der eines Morgens mit einem Kris im Rücken aufgefunden wurde, aber man kann es Roy Royson nicht beweisen.«
    »Handelt er auch mit Perlen?«
    »Mit gestohlenen sicherlich«, erwiderte der Alte, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Ist bekannt, dass er sich in letzter Zeit besonders auf Perlen verlegt hat?«
    »Ich habe nichts dergleichen gehört. Ein anderes Geheimnis umgibt ihn seit sechs Monden.«
    »Was für ein Geheimnis?«
    »Roy Royson fährt jeden Monat einmal mit einem voll beladenen großen Segelboot aus, und niemand kennt das Ziel seiner Reise. Er hat vier taubstumme Kanaken als Matrosen angeheuert, ungebildete Menschen, des Lebens und Schreibens vollkommen unkundig, auch in der Navigation völlig unerfahren. Man kann von ihnen nichts erfahren, weil sie selbst nichts wissen.«
    »Womit ist sein Boot bei diesen geheimnisvollen, regelmäßig wiederkehrenden Reisen beladen?«
    »Mit allem, was weiße Herren brauchen, wenn sie auf einer Insel leben, wo es keine Städte gibt. Whisky, Tabak, Tee, Zucker, Salz, Chinin und Konserven.«
    »Wie viel davon nimmt er mit?«
    Der Alte erklärte ungerührt: »so viel, wie fünf bis sieben Männer in einem Monat brauchen.«
    »Ist Royson Amerikaner?«
    »Man sagt, er sei staatenlos, weil ihm die britischen Bürgerrechte aberkannt worden seien.«
    »Danke, das war alles, was wir wissen wollten.«
    ***
    Nachdem wir noch
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