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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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dann zuerst einmal beim Polizeihauptquartier in der Center Street nach der Lage.
    Bisher war nichts Besonderes vorgefallen, und Captain Borner, der bei Straßenkrawallen zuständige Mann, war der Überzeugung, dass die Nacht ruhig verlaufen werde. Wir ließen meinen Jaguar auf dem Parkplatz der City Police stehen und gingen über die Bowery zur Delancey Street.
    Es war das übliche Bild. Bummler, Mädchen, mehr oder weniger angesäuselte Zeitgenossen, plärrende Musikautomaten, Kneipen, Bars sowie dritt- und viertklassige Tanzsalons, aber alles wickelte sich so ruhig und gesittet ab, dass es beinahe unheimlich wirkte.
    An der Ecke der Norfolk Street tranken wir ein Glas Bier und sahen bei einer Pokerrunde zu, bei der es mit viel Geschrei und großem Aufwand um wenig Geld ging.
    Um ein Uhr traten wir wieder hinaus auf die Straße, und schon überlegten wir, ob wir nicht diese gottverlassene Gegend mit einer angenehmeren vertauschen sollten, als sich die Lage schlagartig änderte.
    Ein greller Pfiff ertönte, und im gleichen Augenblick quollen sie aus Toreingängen und Nebenstraßen wie die Ameisen. Es waren Halbwüchsige zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren, darunter Mädchen. Wie auf Kommando verteilten sie sich über die ganze Straßenbreite. Dann splitterten Schaufensterscheiben und Straßenlaternen. Zwei Wagen, die am Straßenrand geparkt waren, wurden von vielen Händen gepackt und kippten um.
    Die Passanten rannten wie um ihr Leben. Rechts und links der Straße rasselten eiserne Rollläden herab. Es war ein wahrer Teufelstanz. Unwillkürlich wichen Phil und ich in einen Hausflur zurück. Gegen diese aufgeputschte Bande waren wir machtlos.
    Gleich links von uns, noch im selben Haus, hatte ein Pfandleiher seinen Laden. Ein paar der jungendlichen Gangster schienen es auf diesen abgesehen zu haben. Die Tür war mit einem Scherengitter gesichert, das Schaufenster zersplitterte bei dem ersten Steinwurf. Zwei, drei Burschen kletterten hinein.
    »Komm! Es muss eine Hintertür geben«, rief ich Phil zu, nahm meine Taschenlampe heraus und verschwand in dem dunklen Hausflur.
    Wir stießen auf die Tür, die zur Wohnung des Ladeninhabers führen musste. Ich klingelte, aber niemand öffnete. Einen Augenblick zögerten wir, aber als drinnen das gellende Schreien einer Frau erklang, warfen wir uns mit vereinten Kräften gegen die Tür. Das Holz krachte, das Schloss brach heraus.
    Auf dem Türschild, das ich im Vorbeigehen gelesen hatte, stand der Name Jack Silver. Im Eingang zum Geschäftslokal lag eine ältere Frau, die über dem Nachthemd einen Morgenmantel trug. Ihr Gesicht war blutüberströmt. Gleich dahinter trafen wir auf einen Mann, der stöhnend am Boden hockte. Der Laden war hell erleuchtet. Vor dem altmodischen Kassenschrank kauerte ein kaum zwanzigjähriger Bursche mit einem Schweißgerät, drei andere standen dabei.
    Hier waren wir gerade im rechten Moment gekommen.
    »Hände hoch!«, brüllte Phil.
    Die vier jugendlichen Gangster standen wie vom Donner gerührt. Als sie keine Anstalten machten, den Befehl zu befolgen, knallten wir zwei Schüsse über ihre Köpfe hinweg. Unwillig hoben sie die Hände.
    Im gleichen Augenblick verlöschte das Licht. Der Raum war in Finsternis getaucht. Wir hörten das Trampeln von Füßen, und als wir unsere Taschenlampen aus der Tasche gefischt hatten, waren die Gangster geflüchtet.
    Nach kurzem Suchen fanden wir den Schalter, der sich dicht neben der Eingangstür hinter einem Schrank befand. Dort musste noch ein Bursche gestanden haben, den wir nicht hatten sehen können.
    Auf den mit Büchern und Papieren bedeckten Schreibtisch stand ein Telefon. Während Phil sich um die niedergeschlagenen alten Leute kümmerte, nahm ich den Hörer ab und wählte den Polizeinotruf.
    »Krawall in der Delancey, Ecke Norfolk«, rief ich.
    »Wissen wir bereits«, antwortete 'der Cop lakonisch und legte auf.
    »Es ist mit den beiden nicht so schlimm, wie es aussieht«, meinte Phil, sich aufrichtend. »Wir können im Augenblick nichts für sie tun. Sehen wir lieber nach, was draußen vorgeht.«
    Wir liefen zurück zum Hausflur und hörten ein vielstimmiges Heulen von Sirenen, die uns in diesem Augenblick wie Musik vorkam. Die Cops waren unterwegs. Als hätten sie nur darauf gewartet, verdrückten sich die Randalierer. Es war, als ob die Nacht sie verschluckte. Nur ein paar Unentwegte, die sich in eine hysterische Zerstörungswut hineingesteigert hatten, tobten weiter. Gerade gegenüber, auf
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