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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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mit zu viel Temperament gesegnete Töchterchen hatte ihr Geld verjubelt und sich, als sie keine Möglichkeit hatte, ihre Kasse aufzufrischen, aus dem Schreibtisch ihrer Mutter bedient. Allerdings glaubte ich eine Ahnung zu haben, wohin wenigstens ein Teil dieses Geldes gegangen war. Sie hatte zwar bildhübsche, braune Augen, aber die Pupillen waren viel kleiner, als sie normalerweise hätten sein dürfen.
    Wenn ich mich nicht sehr irrte, so war sie auf dem besten Weg, rauschgiftsüchtig zu werden. Wahrscheinlich rauchte sie Reefers, das heißt Marihuanazigaretten, die man leider an beinahe jeder Straßenecke kaufen konnte.
    An dem nachdenklichen Blick Phils merkte ich, dass der krankhafte Zustand ihrer Augen auch ihm aufgefallen war.
    »Werden Sie mir helfen?«, fragte Mrs. Hudson dringend und hob bittend die Hände.
    »Wir werden es jedenfalls versuchen«, antwortete Phil vorsichtig und mit einigen Höflichkeitsfloskeln verabschiedeten wir uns.
    Als ich die Tür öffnete, stieß ich fast mit der Negerin zusammen, die, ein Staubtuch in der Hand, davor herumlungerte. Zweifellos hatte sie gehorcht. Sie sah mich so dreist an, als wolle sie damit sagen, dass dies ihr gutes Recht sei.
    »Hallo, Annie«, sagte ich lächelnd, aber ich bekam keine Antwort. Sie drehte mir den Rücken zu und verdrückte sich.
    Phil war schon an der Haustür, als ich Margret bemerkte. Sie hockte mit untergeschlagenen Beinen an einem der tiefen Sessel. Ihre Schuhe standen davor auf dem Boden.
    »Hi!«, rief sie und winkte. »Wie ist das mit einer Versicherung?«
    »Was für eine?«, fragte ich und kam näher.
    Dabei überlegte ich mir, wie sie wohl auf diese Idee kam. Ich hatte zwar ihrer Mutter den Vorschlag gemacht, uns als Versicherungsagenten vorzustellen, aber Mrs. Hudson hatte das nicht getan. Dann erinnerte ich mich an die Farbige. Sie hatte wohl schon längere Zeit gelauscht und mit Margret gesprochen.
    »Was Sie wollen«, sagte Margret lachend, »Unfall, Haftpflicht, Leben oder Feuer.«
    Ich grinste.
    »Ich würde Ihnen das Letztere anraten«, erwiderte ich. »Sie sehen so aus, als ob Sie gern mit Streichhölzern spielen, und dabei kann sehr leicht etwas passieren.«
    Sie schenkte mir einen Tausend-Watt-Blick.
    »Ich werde darüber nachdenken. Vielleicht können Sie ein bisschen auf mich aufpassen, damit mir nichts passiert.«
    Federnd sprang sie auf die Füße, schlüpfte in ihre Schuhe und wirbelte davon.
    »Was schäkerst du mit der Kleinen?«, fragte Phil lächelnd, als ich nach draußen kam.
    »Die Kleine hat mir auf den Zahn gefühlt. Sie weiß, dass wir keine Versicherung verkaufen wollten. Im Übrigen raucht sie Reefers.«
    Phil nickte.
    »Und zwar heftig. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie Kokain und Heroin nimmt. Eigentlich schade um das Mädchen. Man müsste ihrer Mutter reinen Wein einschenken.«
    »Die hat keine Macht über sie. Vor allem möchte ich herausbekommen, wer ihr das Zeug liefert. Dann nehmen wir sie uns gemeinsam vor. Ich fürchte, dass wir auch in dem Vater keine Hilfe haben werden. Du hast ja gehört, was seine Frau von ihm sagte.«
    »Faule Geschichte«, brummte Phil. »Wir können ihr ja nicht nachlaufen. Letzten Endes sind wir G-men und keine Kindermädchen.«
    »Ich habe so eine Ahnung, als ob das gar nicht nötig sein wird. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch so dahinterkommen.«
    Ich drehte den Zündschlüssel und startete. Der Motor surrte, und gerade wollte ich schalten, äls ich Margrets helle Stimme vernahm. Ich blickte nach draußen und sah sie mit fliegenden Röcken die Stufe vor dem Portal herunterspringen.
    »Hi!«, rief sie. »Hi! Mister Versicherung!«
    Schon war sie am Wagen und steckte den Kopf herein.
    »Cotton heiße ich und das ist Mister Decker«, half ich nach.
    Sie lachte. Dieses Lachen war eine'Mischung von Übermut und Verlegenheit.
    »Ich habe es mir überlegt«, sagte sie etwas atemlos. »Wollen Sie heute Nachmittag mit mir irgendwohin zum Tanzen fahren?«
    »Ich?«, fragte ich erstaunt. »Wie komme ich zu dieser Ehre?«
    Sie überging die Frage.
    »Was halten Sie vom Fünf-Uhr-Tee im Aragon?«
    »Außerordentlich viel«, behauptete ich.
    Sie musterte meinen Jaguar, und der Wagen fand wohl Gnade in ihren Augen.
    »Holen Sie mich ab, pünktlich um fünf. Ich bin nicht gewohnt, dass meine Freunde mich warten lassen.«
    »Okay, Darling«, lächelte ich. »Auf Wiedersehen.«
    Unterwegs meine Phil:
    »Die geht aber mächtig ran.«
    »Ja, und ich möchte wissen, warum sie das
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