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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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war also der Bursche, auf den sie gewartet hatte. Er gefiel mir gar nicht. Die Abneigung schien wechselseitig zu sein. In seinen Augen stand Ärger und Misstrauen, als er mich von oben bis unten ansah.
    »Alles in Ordnung«, sagte ich grinsend. »Sie wurden erwartet.«
    Jetzt runzelte er die Stirn, aber bevor er antworten konnte, meine Margret: »Jerry, dass ist Fernando Valgas, und das, Fernando, ist Mister Cotton.«
    Er hatte sich wieder gefangen und zeigte mir lächelnd seine Zähne.
    »Sehr erfreut, Mister Cotton. Miss Hudsons Freunde sind auch die meinen.«
    »In Ordnung«, sagte ich, hob mein Glas und trank es aus. Ich brachte es nicht fertig, ihm vorzulügen, ebenfalls erfreut zu sein.
    »Mister Cotton hat gerade versucht, mir eine Versicherung zu verkaufen«, sagte Margret und stieß mich mit dem Fuß an.
    Valgas hockte sich neben uns an die Bar und spielte den Interessierten.
    »Eine Lebensversicherung?«
    »Nein«, sagte ich, »Unfall.«
    In diesem Augenblick begann die Band wieder zu spielen,Valgas machte die Andeutung einer Verbeugung zuerst zu mir, und dann zu Margret hin.
    Die beiden tanzten nicht zum ersten Mal zusammen, das war sicher. Sie schienen auch alles Mögliche zu bereden. Ich hatte den Eindruck, dass ihm Verschiedenes nicht passte. Jedenfalls war mir unklar, was das Mädchen an dem Kerl fand. Schließlich kam mir der Gedanke, dass er möglicherweise der Bursche war, der Margret mit den Rauschgiftzigaretten belieferte.
    Sie waren so vertieft, dass sie nicht merkten, als ich aufstand und mich nach draußen begab. In unmittelbarer Nähe der Tür war eine Telefonzelle, und von ihr aus rief ich das Distriktsbüro an und ließ mich mit Phil verbinden.
    »Höre«, sagte ich. »Ich bin hier mit dem Mädchen im Aragon. Sie hat hier einen gewissen Fernando Valgas aufgegabelt, anscheinend ein Mexikaner, von dem ich den Eindruck habe, als ob sein Foto eines unserer Bilderbücher ziert.«
    »Bleib’ am Apparat«, erwiderte Phil sofort. »Ich rufe den Erkennungsdienst an.«
    Ich klemmte den Hörer zwischen Schulter‘und Ohr und fische die Zigaretten aus der Tasche. Gerade als ich das Feuerzeug aufschnappen ließ, hörte ich Stimmen. Ich sah, dass ich die Tür zur Zelle nicht ganz geschlossen hatte. Ich warf einen Blick durch die Glasscheibe.
    Zwei Mädchen standen davor. Sie drehten mir den Rücken zu und beobachteten den Saal. Die eine war klein, schlank und blond, die zweite größer und dunkel. Letztere trug ein farbenfrohes Taftkleidchen nach der neuesten Pariser Mode. Es war kaum knielang und gab ein paar naturbraune, strumpflose Beine frei. Auf der linken Wade hatte sie einen fast genau herzförmigen Leberfleck. Die Blonde stupste ihre Begleiterin an.
    »Dein Freund Valgas scheint eine neue Liebe zu haben. Sieh nur, wie fest er sie hält.«
    »Ich kenne das Luder«, zischte die andere. »Por dios! Eines Tages bringe ich sie um.«
    In diesem Augenblick meldete sich Phil.
    »Hallo,' Jerry. Wir haben nichts über diesen Valgas, das heißt, wenn der Name nicht falsch ist, wie sieht der Kerl aus?«
    Ich gab ihm eine Beschreibung.
    »Ja«, meinte er, »Mexikaner mit Schnurrbärtchen gibt es in rauen Mengen, und viele haben mehr oder weniger etwas ausgefressen.«
    ***
    Als ich wieder an die Bar zurückkehrte, war Valgas verschwunden und Margret mit ihm. Sogar die Rechnung war bezahlt. Der Barkeeper grinste, und ich grinste zurück, nur dass wir beide etwas Verschiedenes damit ausdrücken wollten. Bei ihm war es eine Mischung von Schadenfreude und Mitleid, und ich war befriedigt, weil meine Ahnung richtig gewesen war. Außerdem hätte es schlimmer kommen können, wenn ich die Zeche hätte bezahlen müssen.
    Es war sechs Uhr, also ein angebrochener Nachmittag. Ich hatte nicht die geringste Lust, noch einmal ins Office zu gehen. Ich blieb also sitzen und schluckte noch ein paar Drinks. Um halb acht ging ich etwas essen und danach ins Plymouth-Theater, um mir die neue Revue anzusehen.
    Um halb zwölf war die Geschichte zu Ende. Wenn ich mich in Lieutenant Stanleys Bezirk umsehen wollte, so war das gerade die richtige Zeit.
    Ich versuchte Phil zu Hause zu erreichen, aber er meldete sich nicht. So fuhr ich zu unserem Stammlokal, wo er einsam und allein hinter seinem Drink saß und mich begrüßte wie einen verlorenen Sohn.
    Natürlich war er mit von der Partie. Wir fuhren den hell erleuchteten Broadway hinunter, der von Menschen und Wagen wimmelte, bogen nach links in die Broome Street ein und erkundigten uns
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