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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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Vielleicht hatte diese ihm das gesagt, und er hatte darum den Versuch gemacht, sie umzubringen.
    Damit jedoch wäre sein letzter Kontakt zur Familie Hudson abgerissen, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Gauner wie Valgas die Aussicht auf Erlangung eines anständigen Vermögens opferte, nur um sich zu rächen.
    Es gab noch etwas, was ich mir nicht erklären konnte. Er war nur eine Kleinigkeit, aber sie gab mir zu denken. Es war zweifellos Valgas gewesen, der von meinem beabsichtigten Besuch bei Viola erfahren hatte und diese weglockte, um mir in Gesellschaft eines anderen Mädchens aufzulauem, um mich auszuschalten. Nur, woher er wusste, dass ich Viola aufsuchen wollte, war ungeklärt.
    Es gab nur zwei Personen, die ich davon unterrichtet hatte, nämlich Viola und, wenn auch nur indirekt, Marcia, als ich den Verdacht äußerte, zwischen Valgas und der Pflegerin bestünden nähere Beziehungen. Ich hatte auch angedeutet, dass ich diesem Verdacht sofort nachgehen werde.
    Viola hatte Valgas nichts davon gesagt, dessen war ich ganz sicher. Also blieb nur Marcia.
    Um elf Uhr fünfzehn brach ich die Vernehmung ab und ließ den Burschen wieder in seine Zelle bringen. Meiner Ansicht nach war er Margrets Mörder, wenn ich auch immer noch kein klares Motiv dafür gefunden hatte, aber das würde sich noch heraussteilen.
    Ich dachte gerade an Flora Hudson, als das Telefon klingelte. Viola war am Apparat und bat mich dringend, sofort zu kommen. Sie sagte, es gehe mit Mrs. Hudson zu Ende und sie habe bereits ein paar Mal nach mir gefragt.
    Wir ließen alles stehen und liegen und fuhren zur Park Avenue.
    ***
    Auf den Zehenspitzen traten wir in das Zimmer. Wäre nicht das leise fast unmerkliche Heben und Senken der Brust gewesen, ich hätte geglaubt, Flora Hudson habe bereits ausgelitten. Ihr Gesicht war eine weiße Maske, aus der der immer noch sorgfältig geschminkte Mund wie eine blutige Wunde leuchtete. Die Augen hielt sie geschlossen. Sämtliche Familienmitglieder waren versammelt. Lloyd Hudson saß in der Ecke auf dem gleichen Stuhl wie neulich und starrte ungläubig auf seine sterbende Frau. Wahrscheinlich war ihm deren Zustand erst jetzt zum Bewusstsein gekommen. Bob und Marcia standen am Fußende des Bettes und hielten sich an den Händen gefasst, als wollten sie sich gegenseitig Kraft geben. Ihre Gesichter waren bleich und verstört. Neben dem Bett hatte Dr. Bonnister Platz genommen und hielt das Handgelenk seiner Patientin.
    Als er uns sah, nickte er der Pflegerin zu, die eine bereitgehaltene Ampulle aufzog und ihm die Spritze reichte. Er machte eine Injektion, stand auf und winkte mir, seinen Platz einzunehmen.
    »Sie wird gleich noch einmal aufwachen«, flüsterte er.
    Flora Hudsons Lider flatterten und dann öffnete sie die Augen. Sie bewegte die Lippen, und ich wusste, ohne einen Laut zu vernehmen, was sie meinte.
    »Wir haben Margrets Mörder verhaftet«, sagte ich. »Es ist Valgas.«
    »Danke.« Es war nur ein Hauch.
    Ein leiser Schimmer, die Andeutung eines dankbaren Lächelns, huschte über ihre Züge. Dann atmete sie einmal tief auf und schloss die Augen. Ich erhob mich und der Doktor setzte sich wieder. Er griff nach dem Puls, beugte sich über das blasse Gesicht, richtete sich auf und sagte leise: »Exitus.«
    Ein paar Sekunden, nachdem sie vernommen hatte, Margrets Mörder sei gefasst worden, war sie eingeschlafen. Der alte Mann in der Ecke bewegte sich nicht. Er sah aus, als sei er ganz weit weg. Bob Hudson stand wie versteinert, und Marcia weinte leise.
    Dann fuhr sie plötzlich auf und warf sich ihrem Cousin an die Brust.
    »Bob!… Bob, du lässt mich nicht im Stich, du bleibst bei mir. Bob, versprich mir, dass wir heiraten, so schnell wie möglich heiraten. Ich will dich nicht verlieren, Bob.« Plötzlich weinte sie hemmungslos. »Du hilfst mir, Bob, was sie auch von mir sagen werden, du bleibst bei mir.« Der junge Mann legte den Arm um ihre Schulter und sagte:
    »Sei ruhig, Marcia! Ich verspreche es dir, und ich verspreche es Mutter.«
    Lloyd Hudson war plötzlich aus seiner Lethargie erwacht. Er starrte mit brennenden Augen herüber und dann stand er auf.
    »Bob! Lass sofort Marcia los.«
    »Warum, Daddy? Wir lieben uns. Wir lieben uns schon lange.«
    »Larifari! Liebe, was ist schon Liebe! Nonsens. Daraus wird nichts. Ich verbiete es dir.«
    Dr. Bonnister stand mit großen, runden Augen da, die Pflegerin machte eine unbeherrschte Bewegung, als wolle sie sich auf den alten Mann stürzen, und
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