Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0152 - Der Tod aus der Urne

0152 - Der Tod aus der Urne

Titel: 0152 - Der Tod aus der Urne
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
bereiten konnten.
    Aber es war niemals leicht.
    Halb zehn.
    Zamorra machte sich fertig.
    Sein Smith & Wesson war mit Silberkugeln geladen. Er saß locker und entsichert in seiner Schulterhalfter. Aber mehr noch als auf die Silberkugeln baute Zamorra auf die Kraft seines silbernen Talismans, der ihn bisher stets vor Unheil bewahrt hatte. Er atmete mehrmals kräftig durch.
    Mit entschlossener Miene öffnete Zamorra seine Zimmertür. Unten unterhielt sich Ernest Goldstone mit seiner Frau. Das Gespräch drang als Gemurmel zu ihm herauf.
    Wieder pumpte Zamorra Sauerstoff in seine Lungen. Er versuchte damit seine Erregung niederzuringen. Seine Handflächen waren feucht. Seine Nerven vibrierten.
    Im Geist ging er die Einzelheiten seines Plans durch. Wenn er Glück hatte, spielte sich alles ungefähr so ab, wie er es sich vorstellte.
    Wenn er aber Pech hatte, würde er keine Zeit mehr haben, das zu bedauern.
    Es war nicht Mut allein, was ihn aus seinem Zimmer trieb. Es war sein Verantwortungsbewußtsein.
    Er huschte auf Jills Zimmertür zu und klopfte sachte, so daß nur sie es hören konnte.
    Sie öffnete, aber wollte ihn nicht einlassen. Er drückte seine Schulter gegen die Tür und schob das Mädchen einfach zurück.
    »Sagen Sie, was fällt Ihnen ein, Mr. Zamorra?« begehrte das hübsche Mädchen auf. Sie schüttelte wild ihre feuerrote Mähne. »Ich habe Sie nicht aufgefordert, einzutreten.«
    »Ich denke, es kommt jetzt nicht mehr darauf an, daß ich den guten Ton wahre, Jill!« sagte Zamorra. Schnell drückte er die Tür hinter sich zu. Das Mädchen wich vor ihm zurück. »Sie können mich nicht leiden, wie?« sagte Zamorra grinsend.
    »Sie sind mir gleichgültig!« gab Jill schnippisch zurück. »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, gehen Sie, bevor…«
    »Bevor was?« fragte Zamorra kalt. »Sie wollen mir doch nicht etwa drohen, meine Liebe.«
    »Dies hier ist mein Zimmer. Und ich wünsche, daß Sie es auf der Stelle verlassen, Mr. Zamorra. Sonst muß ich mich bei Mr. und Mrs. Goldstone über Sie beschweren!«
    »Die Zeiten, wo Sie sich beschweren durften, sind längst vorbei, Jill!«
    »Sagen Sie, wie reden Sie mit mir?«
    »Genauso, wie es Ihnen zukommt! Ich habe Sie durchschaut, Jill. Hassans Sprung aus dem Fenster, Jarmyns Anfall, Gordons Todessturz und auch Shreiners Tod gehen auf Ihr Konto, beziehungsweise auf das Ihres verfluchten Vaters!«
    »Wie kommen Sie dazu, einen Toten zu beleidigen?« schrie Jill aufgebracht.
    »Wir beide wissen, daß er nicht tot ist, Jill!«
    »Dort steht seine Urne!«
    »Ja. Dort ist er drin. Das ist sein Zufluchtsort. Aber er kann jederzeit aus diesem verfluchten Ding herauskommen. Er hat Rex Atlan zur Statue gemacht, und er hat mit Sorensen dasselbe gemacht. Sie haben Sorensen auf einem Handkarren weggebracht, Jill. Sie haben ihn auf die Schienen gesetzt. Sie wollten Sorensen auf diese teuflische Weise umbringen.«
    Ein gefährliches Feuer loderte auf einmal in Jills grünen Augen. Es entging dem Professor nicht.
    »Ja, Mr. Zamorra, ich wollte Sorensen umbringen!« gab sie auf einmal zu.
    »Weswegen?«
    »Er war genau wie Sie, Zamorra. Er wollte mich erpressen!« fauchte das Mädchen.
    »Ich habe nicht die Absicht, Sie zu erpressen!«
    »So? Was wollen Sie denn von mir?«
    »Ich weiß, daß Ihr Vater mit dem Satan einen Pakt geschlossen hat, Jill. Und es ist mir bekannt, daß man von Ihnen behauptet, Sie wären eine Hexe. Das sind Sie zwar noch nicht, aber möchten liebend gern eine werden. Und Sie tun alles, was Sie diesem gesteckten Ziel einen Schritt näher bringt.«
    Jill starrte Zamorra durchdringend an. Sie versuchte ihn zu hypnotisieren, aber er hielt ihrem Blick stand.
    »Dies ist das Ende, Jill!« knurrte Zamorra. »In dieser Nacht werde ich Ihren Vater vernichten. Er wird ein zweites Mal sterben. Diesmal für immer.«
    Jill lachte heiser. Sie war wütend, aber sie hatte sich gut unter Kontrolle. »Sie armer Narr. Wissen Sie, daß Ihr Schicksal längst besiegelt ist, Zamorra? In dem Moment, wo Sie in mein Zimmer traten, waren Sie schon verloren. Sie sind ein lebender Leichnam. Nicht Sie werden Abel Rooster vernichten, sondern mein Vater wird Sie töten!«
    Ihre Hoffnung war berechtigt.
    Zamorra hatte keine Ahnung, wie seine Chancen wirklich standen.
    In diesem Augenblick klappte der Urnendeckel hoch. Abel Rooster entstieg dem Gefäß. Er hatte es nicht eilig. Er war der Meinung, Zamorra wäre ihm wehrlos ausgeliefert…
    ***
    Als Rooster die Urne verlassen hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher