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0152 - Der Tod aus der Urne

0152 - Der Tod aus der Urne

Titel: 0152 - Der Tod aus der Urne
Autoren: A.F. Morland
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Rache meines Vaters?«
    Sorensen wandte sich um.
    Er starrte die Urne feindselig an. »Er soll es lieber nicht wagen, mich anzugreifen. Ich kenne zahlreiche magische Beschwörungsformeln, die ihm größte Qualen bereiten würden. Und ich kenne zwei Formeln, die ihn sogar vernichten könnten! Besser, er bleibt in seiner Urne und akzeptiert mich als Verbündeten.«
    Mit dem Mädchen ging eine merkbare Wandlung vor.
    Sie griff nach dem Bindegürtel ihres Morgenmantels. Mit flinken Fingern löste sie den lockeren Knoten. Ihre Augen waren starr auf Sorensen gerichtet. Jede Bewegung zielte darauf ab, ihn zu reizen, zur Weißglut zu bringen.
    Fasziniert stand er ihr gegenüber. Ihr Morgenmantel klaffte auf. Er hielt die Luft an.
    Sie war darunter tatsächlich nackt.
    Jetzt ließ sie das zarte Gebilde von ihrem Leib rutschen.
    Sorensen war wie von Sinnen.
    Endlich sollte er bekommen, wonach er schon so lange lechzte. Jill hatte eingesehen, daß es vernünftiger war, ihm zu Willen zu sein, als sich gegen ihn zu stellen.
    Der Morgenmantel lag zu ihren Füßen. Splitternackt stand sie vor ihm. Es war wie ein himmlischer Traum. Die personifizierte Versuchung war dieses Mädchen.
    Keine Sekunde länger konnte sich Randolph Sorensen mehr beherrschen, als Jill ihre zarten Arme hob und ihm ihre Hände auffordernd entgegenstreckte.
    »O Jill!« seufzte er, während er in ihre Arme glitt und mit ihr im selben Augenblick auf ihr Bett niedersank.
    Jill gab sich den Anschein, als würde sie sich seinen Liebkosungen völlig hingeben.
    In Wirklichkeit aber wartete sie auf die Erlösung.
    Sie kam zwei Minuten später.
    Der Urnendeckel schwebte ganz langsam hoch. Zuerst war nur der Kopf des Geistes zu sehen. Die schlohweißen Haare standen gesträubt von dem Schädel ab.
    Die brennenden Augen waren haßerfüllt auf Sorensen geheftet, der nicht bemerkte, wie schlimm es in diesem Moment bereits um ihn stand…
    ***
    Ein Quietschen weckte Zamorra.
    Seit er in dieser Familienpension wohnte, hatte er einen erstaunlich leichten Schlaf. Selbst wenn er im Bett lag, blieb in ihm so etwas wie eine Alarmanlage eingeschaltet. Man lebte gefährlich in diesem Gebäude, und Zamorra hatte nicht die Absicht, jenem rätselhaften Spuk zum Opfer zu fallen.
    Während des ganzen vergangenen Tages hatte er sich in sämtlichen Winkeln des Hauses herumgetrieben. Er war auch in den Nachbarhäusern gewesen, hatte sich ein gründliches Bild von seiner Umgebung gemacht.
    Mit Sorensen hatte er ein Gespräch unter vier Augen geführt. Aber der Mann hatte nur viel geredet, jedoch nichts Konkretes gesagt. Trotzdem war Zamorra nicht verborgen geblieben, daß Sorensen irgendein Geheimnis in sich trug.
    Da war das Quietschen wieder. Zamorras Meinung nach hatte es sich etwas entfernt.
    Der Para-Mann sprang aus dem Bett und eilte zum Fenster.
    Eine schwarz vermummte Gestalt zog einen Karren die Straße entlang. Ab und zu quietschte eines der Räder. Zamorra war, als könne er einen menschlichen Körper auf dem Handwagen liegen sehen.
    Grund genug für ihn, nicht mehr ins Bett zurückzukehren, sondern sich anzuziehen. Sein Argwohn wuchs. Im Nu war er angezogen.
    Als er auf die nasse Straße trat, war der Handkarren verschwunden. Ein kühler Wind fauchte ihm in die Kleider und ließ ihn zu der Erkenntnis kommen, daß er zuwenig angezogen hatte. Ihm war kalt.
    Aber er fing nicht nur deshalb zu laufen an. Sein Atem flog wie eine graue Fahne aus seinem Mund. Schon nach wenigen Metern vermochte ihm die Kälte des Windes nichts mehr anzuhaben.
    Allmählich wurde ihm sogar warm.
    Nun galt es, den Handkarren wiederzufinden. Er folgte seiner Intuition. Sie war falsch. Er landete in einer Sackgasse, mußte umkehren, lief in die entgegengesetzte Richtung.
    Nach zehn Minuten dachte er, er müsse aufgeben. Der Karren war nicht mehr einzuholen.
    Aber dann fand er ihn doch.
    Das Gefährt stand dicht am Rande einer Böschung. Buckelige Grasnarben bedeckten die schräge Fläche. Oben gab es einen Gleiskörper. Das Ganze war ein Bahndamm! Zamorra umrundete den Karren. Er war leer.
    Die schwarz vermummte Gestalt war verschwunden. In der Ferne war das leise Rattern eines nahenden Zuges zu vernehmen. Zamorra kletterte den Bahndamm hinauf. Zuerst erblickte er die Lichter.
    Sie waren bereits näher, als er vermutet hatte. Schnell wurden sie größer, und sie blendeten ihn. Unter seinen Füßen - er stand auf einer Schienenschwelle - begann es zu beben.
    Und plötzlich erblickte er ihn.
    Randolph
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