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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet
Autoren: Martin Eisele
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klar?« fragte er.
    »Klar.«
    »Na, so klar ist das auch wieder nicht.«
    Ich zog es vor, zu schweigen.
    Wir erreichten die Tür, hinter der Manning lag. Ich klopfte, wartete auf das »Come in« und trat sodann ein. Suko folgte mir wie ein Schatten.
    Zwei Männer hielten sich in dem quadratischen, kleinen Raum auf, der trotz allem irgendwie gemütlich wirkte. Das schmale Bett stand linkerhand.
    Der Mann, der darauf lag, schien tot zu sein. Totenbleiches Gesicht, die Hände zu Krallen geformt und in die Kissen gegraben.
    Ich starrte hin.
    Suko stellte mich kurz vor. Ich wandte meinen Blick kurz von Manning ab, begrüßte die Kollegen, und dann bedankte ich mich auch bei ihnen.
    Suko lächelte schmal. Das war die einzige Reaktion.
    Er war eben ein Gemütsmensch.
    »Sie hatten Glück, Oberinspektor«, meinte der Mann, den Suko mir als Kapitän Rocky Mungo vorgestellt hatte. Er war ein Mittfünfziger, sein Haar war an den Schläfen bereits stark ergraut. Die Augen blitzten blau und tatendurstig. So hatte ich mir früher immer den perfekten Seemann vorgestellt. Fehlte nur die Pfeife.
    Ich lächelte in mich hinein.
    »Doppeltes Glück sogar, genau genommen.«
    Er deutete zu Manning hinüber.
    »Ein paar Sekunden später, und er wäre verloren gewesen. Er hatte bereits eine Menge Wasser geschluckt…«
    Was sollte ich darauf sagen? Alles, was ich hätte äußern können, hätte sich so verdammt banal angehört. Ich boxte dem Kapitän leicht gegen die Rippen. Das sagte mehr als viele Worte!
    Er erwiderte mein Lächeln.
    Gemeinsam traten wir an das Krankenlager.
    Mannings Atem kam flach und gepreßt. Ein dünner Schweißfilm stand auf seiner Stirn und verklebte die Haare. Seine Augenlider flatterten.
    Ich beugte mich über den Mann.
    Wie magisch angezogen, heftete sich mein Blick auf die schlaffe schwarze Haut der Parasiten-Knolle.
    Suko hatte recht gehabt. Das Ding war leer und schien tatsächlich tot und somit ungefährlich zu sein.
    »Mr. Manning«, sagte ich leise, aber doch bestimmt.
    Er hörte mich. Zögernd öffneten sich seine Lider. Ein Funke glomm darin auf. »Der Kapitän hat mir… hat mir alles erzählt«, hauchte er.
    Ich nickte.
    »Sie – Sie sind Oberinspektor Sinclair, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Seine Rechte kam unvermittelt hoch, legte sich um mein Handgelenk. »Danke, Mr. Sinclair. Das, was Sie für mich getan haben, werde ich niemals gutmachen können…«
    »Schon gut«, wehrte ich ab. »Sie haben keine Schulden.«
    »Sie wissen nicht, was Sie sagen!« Sein Blick war fiebrig. Er leckte sich über die Lippen; sie wirkten wie mit trockenem Lehm überzogen: spröde, rissig.
    »Erzählen Sie!« forderte ich ihn auf.
    »Ich habe diesen Teufeln Opfer besorgt. Ich mußte es tun, dieses Ding, das sich an meiner Kehle festgesaugt hatte, hat mich dazu gezwungen.« Er brach ab, tastete nach dem schlaffen Ding und zuckte zusammen, als er es berührte. »Zwei Mädchen… Jenny und Sarah … Mein Gott!« Er schluchzte trocken. Sein hübsches Gesicht verzog sich zu einer Maske des Grauens. Dann sah er mich wieder an.
    »Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Sie mich hätten ertrinken lassen!«
    »Unsinn!« widersprach ich ihm energisch. »Sie sind nicht verantwortlich für das, was geschehen ist.«
    »Blut klebt an meinen Händen. Diese Bestien haben sie gefressen… Nur das Skelett blieb übrig. Es – es war fürchterlich. Und ich – ich konnte nichts machen!« Er würgte, seine Augen verdrehten sich, so daß nur noch das Weiß der Pupillen zu sehen war.
    Ich schüttelte ihn. »Mr. Manning!« stieß ich rauh hervor. »Sie dürfen jetzt nicht mehr daran denken. Sie – Sie müssen uns helfen… Sagen Sie, was die Parasiten vorhaben! Weshalb sind sie hier? Was für ein Ziel haben sie? Manning…«
    Er beruhigte sich, sein Atem flog rasselnd über seine Lippen. Sein Blick hing förmlich an meinen Lippen.
    »Ja, ich werde reden…«, keuchte er. Seine Brust hob und senkte sich krampfhaft.
    »Sie wollen eine Verräterin bestrafen… Eine Werwölfin … Lara heißt sie. Sie hat es geschafft, aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart zu gelangen. Sie hat den Schwur des Blutes verweigert … und sich von ihrem Clan losgesagt. Eine Verräterin … Hier bei uns wollte sie ein neues Leben beginnen, doch das darf nicht sein! Verräter müssen vernichtet werden… Satan selbst hat es befohlen. Die – die Parasiten sind seine Schöpfung…«
    Manning brach erschöpft ab.
    »Weiter!« sagte ich eindringlich.
    Kapitän Rocky
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