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015 - Die Augen des Dr. Schock

015 - Die Augen des Dr. Schock

Titel: 015 - Die Augen des Dr. Schock
Autoren: A.F.Morland
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London befindet.«
    »Ja«, sagte Harry Dean aufgeregt. »Ich entsinne mich, daß die Tür hinter mirzufiel, und dann… dann sah ich diese schrecklichen Augen.«
    »Augen?«
    »Die Augen des Dr. Schock«, sagte der Privatdetektiv.
    »Sie hingen in der Luft und starrten mich an. Ich hatte das Gefühl, der grausame Blick würde mich umbringen. Er raubte mir aber nicht das Leben, sondern nur die Besinnung.«
    »Vorläufig«, sagte ich. »Sie sind noch nicht aus dem Wasser. Wir auch nicht.« Ich berichtete ihm, was für Spielchen Esram Bannon mit uns inzwischen gespielt hatte.
    Als Harry Dean erfuhr, daß er – beziehungsweise sein wächserner Doppelgänger – am Galgen des Henkers gehangen hatte, schauderte er. Mit Recht.
    Ich erwähnte, mit welcher List uns Bannon in diese Klemme manövriert hatte und daß es nun verdammt wichtig für uns wäre, aus dieser Kammer rauszukommen, denn Esram Bannon würde sich wohl bald eine neue Gemeinheit einfallen lassen, und hier drinnen waren unsere Chancen nicht gerade besonders groß. Wir durften nicht auf Bannons Angriff warten, sondern mußten versuchen, ihm zuvorzukommen.
    Nur wenn wir das Geschehen diktierten, bestand für uns eine Chance, ihn fertigzumachen.
    Und diktieren konnten wir nur, wenn wir uns frei entfalten konnten.
    Harry Dean stand auf. Ich wollte ihn stützen, doch er lehnte es ab. »Es geht schon wieder«, sagte er.
    Dr. Schocks Augen! überlegte ich. Sie waren nicht dagewesen, als wir uns Melvin McGuane anschauten.
    Später, als wir mit Martin Brock vor der Wachsfigur standen, hatten sich die Augen wieder an ihrem Platz befunden.
    Für mich begann sich herauszukristallisieren, daß sich Esram Bannon in der Figur von Dr. Schock versteckt hatte.
    Und wir hatten ahnungslos davor gestanden. Gott, mußte Bannon über uns gelacht haben. Ich preßte grimmig die Kiefer zusammen und sprach mit Harry Dean und Mr. Silver über meine Überlegung.
    »Wenn wir hier rauskommen«, sagte ich, »müssen wir uns sofort auf McGuane konzentrieren. Vielleicht gelingt es uns, Bannon aus der Figur herauszuholen. Wenn nicht, müssen wir sie zerstören, denn damit vernichten wir gleichzeitig auch Bannon.«
    Wir suchten gewissenhaft nach einer Fluchtmöglichkeit.
    Es gab keine. Nicht einmal ein Kanalschacht war vorhanden.
    Blieb nur die versperrte und verriegelte Tür. Ich nahm sie sogleich unter die Lupe, tastete sie mit den Händen ab und suchte nach ihrem schwachen Punkt.
    Zunächst hatte es den Anschein, als hätte sie keinen, dann entdeckte ich aber doch einen: Die klobigen, angerosteten Angeln waren in die nackte Ziegelwand eingelassen. Es würde langwierig sein, den Mörtel herauszukratzen und damit die Verankerung zu lockern, aber wir waren zu dritt und konnten uns abwechseln.
    Ich zückte sofort mein Messer und begann mit der Arbeit.
    Der Lohn dafür würde unsere Freiheit sein.
    ***
    Wie ein Stein fiel Sig Dobie in die Tiefe. Er schrie nicht einmal. Sally Bingo drehte sich kalt lächelnd um. Sie blickte auf die unheimlichen Augen und fragte: »Bist du zufrieden?«
    Sie erhielt keine Antwort.
    Dafür erreichte sie ein weiterer stummer Befehl. Sie nahm ihn in Empfang, nickte und holte frische Kleider aus dem Schrank. Sobald sie angezogen war, löschte sie in allen Räumen das Licht und verließ das Apartment. Sie fuhr mit dem Lift nach unten und trat wenig später auf die Straße.
    Nicht weit vom Haustor entfernt lag Dobie.
    Sally Bingo würdigte ihn keines Blickes, wandte sich nach rechts und eilte davon. Ihr Ziel war das Wachsfigurenkabinett, denn dort wurde sie erwartet. Noch stand sie unter Dr. Schocks Einfluß und hatte keine Ahnung, daß sie auf ihr Verderben zuging.
    Aber so sollte es nicht bleiben.
    Schon bald würde sie das nackte Grauen, den blanken Horror zu spüren kriegen, und zwar dann, wenn Dr. Schock sie aus seinem Bann entließ.
    Zielstrebig schritt sie den Gehsteig entlang. Ihre Absätze schlugen einen harten Rhythmus auf den Asphalt.
    Irgendwann in dieser Nacht würde man Sig Dobie entdecken. Die Polizei würde am Tatort erscheinen und wissen, wer den Zuhälter umgebracht hatte. Doch das berührte Sally Bingo jetzt nicht mehr. Ihr Weg war vorgezeichnet. Ihr Ende würde schrecklich sein. Und sie würde jede schaurige Einzelheit davon mitbekommen. So war es von Esram Bannon geplant.
    Ein Wagen bog um die Ecke. Am Steuer saß einer dieser Kerle, die es bei jedem Mädchen versuchen müssen. Er trug einen sorgfältig gestutzten Oberlippenbart und war tipptopp
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